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Lektionen für das (Eishockey-)Leben: So lebte ein Rote-Teufel-Nachwuchsspieler ein Jahr in Kanada

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Von: Philipp Keßler

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Der Dauernheimer Anakin Buchholz spielte in Kanada für die Jugendmannschaft seiner Gaststadt Fort. St. John.
Der Dauernheimer Anakin Buchholz spielte in Kanada für die Jugendmannschaft seiner Gaststadt Fort. St. John. © privat

Normalerweise spielt Anakin Buchholz für den Nachwuchs der Roten Teufel Bad Nauheim. Das vergangene Jahr hat er in Kanada verbracht. Dort hat er viel gelernt - für seinen Sport und sein Leben.

Auch wenn der Rückflug aufgrund der Coronavirus-Pandemie eine Woche nach hinten verschoben wurde, hat am Ende alles gepasst für Anakin Buchholz im vergangenen Jahr. Der 17-jährige Dauernheimer war während seines Auslandsaufenthaltes in Kanada ganz in seinem Element: Englisch lernen, die Schule besuchen, neue Leute treffen - und vor allem Eishockey spielen.

Jeden Tag Eishockey: Anakin Buchholz lebte in Kanada seinen Traum

Impressionen aus einem »kanadischen« Jahr: Mit seiner Gastfamilie besucht Anakin Buchholz (2. v. r.) ein Spiel des NHL-Klubs Edmonton Oilers.
Impressionen aus einem »kanadischen« Jahr: Mit seiner Gastfamilie besucht Anakin Buchholz (2. v. r.) ein Spiel des NHL-Klubs Edmonton Oilers. © privat

Tief in den Osten des nordamerikanischen Landes hatte es ihn verschlagen, in die Kleinstadt Fort St. John in der Provinz British Columbia. Hier ist die Natur weit und das Klima rau - ganz nach dem Geschmack des Oberstufenschülers vom Gymnasium Nidda. »Ich bin nicht der Typ, der es besonders warm mag«, sagt er und grinst. »Dann zieht man einfach eine Winterjacke an und einen Pullover drunter. Schneeschippen ist im Winter allerdings eine Daueraktivität«, erzählt er. Bis zu minus 45 Grad wurden es in der rund 550 Kilometer von der Metropole Edmonton entfernten »Stadt voller Energie«, die einst ein Handelsposten europäischer Siedler war.

Dafür waren die Bedingungen für den Nachwuchsspieler der Roten Teufel Bad Nauheim in Sachen Eishockey ideal: In der Stadt gibt es gleich mehrere Eishallen, jeden Morgen vor der Schule und jeden Mittag nach dem Unterricht ging es aufs Eis oder in den Kraftraum, am Wochenende wurde fast immer gespielt. Im Winter gibt es in der Stadt zudem einige Freiluft-Eisflächen, auf denen jeder spielen kann - Bedingungen, von denen der Nachwuchs hierzulande meist nicht mal zu träumen wagt. »Eishockey ist in Kanada wie Fußball hier, jedes Dorf dort hat eine eigene Halle - entsprechend viele Spieler gibt es und entsprechend hoch ist auch das Niveau«, sagt Buchholz, der neben dem schuleigenen Programm auch für das Nachwuchsteam der Stadt auflaufen durfte. Sein Fazit: »Ich habe mich auf jeden Fall sportlich verbessert, auch wenn es gegen Ende der Woche schon anstrengend wurde.« Mit Trainingsplänen und mehreren Coaches pro Altersklasse war auch das Umfeld entsprechend professionell aufgestellt. »Das hat mir sehr gut gefallen, weil es mir eine gewisse Ordnung gegeben hat«, sagt der gelernte Stürmer. Einzig taktische Elemente hätten im Vergleich zu Deutschland nur eine untergeordnete Rolle gespielt.

Eishockey als Bedingung für das Auslandsjahr in Kanada

Zurück in der Wetterau: Anakin Buchholz ist die Liebe zu seinem Gastland Kanada anzusehen.
Zurück in der Wetterau: Anakin Buchholz ist die Liebe zu seinem Gastland Kanada anzusehen. © Keßler

Im Alter von zehn Jahren hat Anakin Buchholz mit dem schnellen Kufensport angefangen - erst in Frankfurt, nach zwei Jahren dann der Wechsel nach Bad Nauheim. Zur neuen Saison soll er für das U 20-Team der Roten Teufel in der dritten Division der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL) auflaufen. Auch aus diesem Grund wollte er in seinem Auslandsjahr nicht auf seinen Sport verzichten. »Für mich ging es natürlich einerseits bei dem Schüleraustausch, darum, Erfahrungen in einem anderen Land zu machen und die Sprache zu lernen, aber ich wollte auch unbedingt weiter Eishockey spielen - das war eine meiner Bedingungen.«

Mit dieser Einstellung war er auch zur Agentur gegangen, die den Aufenthalt vermittelt und geplant hatte. Gelebt hat er in Kanada bei einer Gastfamilie. Die Freizeitaktivitäten neben Ganztagsschule und Eishockey: Ausflüge machen, wandern, bowlen gehen, mit Freunden treffen.

Trotz des immensen Aufwandes zuletzt ist der Profisport für ihn kein Thema: »Ich will Eishockey weiter als Hobby betreiben, der Profibereich kommt für mich nicht infrage«, sagt er - und fügt an: »Dafür ist mein persönliches Niveau auch nicht hoch genug.«

Auch aus diesem Grund war und ist die Schule für den 17-Jährigen aus dem Ranstädter Ortsteil wichtig: Im kanadischen Kurssystem fand er sich sehr gut zurecht, belegte bewusst Kurse, die ihn gefordert haben. »Ich habe nicht die Kurse genommen, in denen ich mich hätte entspannen können«, sagt Buchholz. Denn beruflich hat er ein großes Ziel: ein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Berlin. »Und das wird sicher nicht einfach«, sagt er und lacht.

Neue Saison steht bereits in den Startlöchern

Seine Bilanz nach rund elf Monaten fällt daher unter dem Strich positiv aus: »Es war ein tolles Jahr, ich hatte viel Spaß, habe viele neue Freunde gewonnen, aber ich weiß auch, was ich an Deutschland habe.« Jetzt sind aber erst einmal Sommerferien angesagt. Das Training im Teufel-Nachwuchs ist schon wieder angelaufen, anschließend soll - so die Corona-Situation es zulässt - die neue Saison starten und der nächste Schritt Richtung Abitur gemacht werden.

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