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Kevin Lavallee: Private und sportliche Volltreffer in Bad Nauheim

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La-, La-, Lavallee: Der Mann ist Publikumsliebling, sein Name längst ein Ohrwurm im Colonel-Knight-Stadion. Mit 32 Treffern und 34 Vorlagen führt Kevin Lavallee die Scorer- und die Torjäger-Wertung zum Vorrunden-Abschluss an; beim EC Bad Nauheim wie auch in der Eishockey-Oberliga West.

»Ich bin einfach glücklich, wieder hier zu sein. Das Team steht eng zusammen, ich habe ich hier viele Freunde. Momentan läuft’s halt«, sagt der 26-jährige Kanadier beim Hausbesuch durch den WZ-Sportredakteur. In Rödgen, in der Hauptstraße, haben Kevin La-vallee und seine Frau Jana, eine Bad Nauheimerin, mit ihrem Hund Harley vor wenigen Wochen ihr eigenes Haus bezogen.

Eine kleine kanadische Flagge am Hoftor weht als Richtungsweiser für die gesuchte Adresse. Kevin Lavallee bittet gleich hinaus in den Wintergarten, kocht Kaffee. Hier, mit Blick ins Grüne, - oder aber in »Kevin’s Spielzimmer« im Keller mit Dartscheibe, Pokertisch, Bar, Spielkonsole und Flatscreen - macht’s sich die kleine Familie derzeit gemütlich. Mit Unterstützung der RT-Werbepartner sei die Renovierung zügig vorangegangen, allerdings: Die Wohnzimmermöbel sind noch nicht geliefert. »Ich bin froh, wenn alles fertig ist. Auch die Kartons werden einfach nicht weniger; die sind voll mit den Schuhen und Handtaschen meiner Frau«, sagt Kevin augenzwinkernd, als Jana zum Gespräch dazustößt. Vor vier Jahren haben sich Kevin und Jana, die im pharmazeutischen Bereich als Coach arbeitet, quasi als Wohnungsnachbarn kennengelernt, im Dezember 2009 wurde geheiratet.

Die Meisterschaft sei in diesem Jahr drin, glaubt Lavallee. »Die Mannschaft hat sich gefunden, auch, wenn’s seine Zeit gedauert hat. Wir müssen eben genauso konzentriert auftreten, wie in den letzten beiden Monaten. Wir müssen spielen, nicht so viel denken und eben die Kleinigkeiten richtig machen.« Im Aufstiegsfall verlängert sich sein Vertrag. Und wenn’s nicht klappt? »Darüber mache ich mir keine Gedanken«, sagt Lavallee. Wer den Stürmer in den letzten Wochen beobachtet hat, weiß, dass sein Weg zurück in die Zweite Bundesliga führen soll; dorthin, wo er mit Freiburg vor knapp einem Jahr bereits war. »Ich kann besser spielen, als ich es damals gezeigt habe«, sagt er.

In Bad Nauheim ist der Blondschopf mit der Löwenmähne als gelernter Außenstürmer nach der langwierigen Verletzung von Dylan Stanley in die ungewohnte Center-Position gerückt und in Sachen Leistung und Effizienz förmlich explodiert. In elf aufeinanderfolgenden Pflichtspielen hat er getroffen, war mehrfach der Matchwinner. »Als Mittelstürmer kann ich mehr mit der Scheibe laufen. Das kam mir entgegen. Außerdem hatte ich mit Janne Kujala und Michel Maaßen zwei starke Außen.«

Bad Nauheim erlebte einen Kevin Lavallee, den man aus seinem ersten Engagement in der Wetterau (Januar 2008 bis April 2009) so nicht gekannt hatte, einen, der die Scheibe tief im eigenen Drittel holte und dann entschlossen antrat, um seine Schnelligkeit auszuspielen. »Ich habe gelernt, bin reifer geworden«, sagt der Rechtsschütze rückblickend. Nach der verlorenen Playoff-Finalserie gegen Hannover hatten Fred Carroll und Andreas Ortwein, der Trainer und der Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH, im Jahr 2009 keinen Wert auf eine Weiterverpflichtung gelegt. Zu unauffällig war Lavallee in den entscheidenden Partien geblieben. »Das war schon ein kleiner Schock. Ich war aber damals jung. Heute sehe ich das ein bisschen mit anderen Augen.« Die gleichen Funktionäre, die ihn hatten ziehen lassen, haben ihn nun zurückgeholt. »Hier bin ich zuhause. Hier verbringe ich auch den Sommer. Der Kontakt zu den Jungs war nicht abgerissen.« Kein Zufall: Die Wohnung im ersten Stock haben die Lavallees an Teamkollege Alexander Baum und dessen Lebensgefährtin Denise vermietet.

Die Fans hatten sein mitunter spektakuläres Spiel ohnehin nie vergessen. Kevin Lavallee wurde selbst im Trikot des EV Füssen (2009/2010) in Bad Nauheim zur Ehrenrunde aufgefordert. »Ich weiß nicht, woran es liegt«, zuckt er auf die Frage nach den hohen Sympathiewerten in der Wetterau mit den Schultern. Sein Trikot zählt in Bad Nauheim zu den meistverkauften.

Vom niederländischen Erstligisten Groningen war La-vallee einst nach Bad Nauheim gekommen. Jason Deleurme und Ty Morris, zwei Kontingentspieler, hatten die Roten Teufel unmittelbar zuvor verlassen. »Ich hatte einfach riesengroßes Glück«, sagt er heute. Glück hatte Lavallee auch im Vorjahr, den schlimmsten Tagen seiner Laufbahn. Im Spiel mit Dortmund gegen Hamm war er von einem Schläger im Gesicht getroffen worden, musste gar um die Sehkraft auf dem linken Auge bangen. Den schönsten Moment seiner Laufbahn lebt Lavallee hingegen in diesen Tagen: »So viel Spaß am Eishockey hatte ich schon lange nicht mehr.« Der Titel würde diese Spielzeit sicher krönen. Michael Nickolaus

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