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Mit dem »Ja« Aufbruch-Stimmung erzeugen

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(mn) Die Eishockey-Fans zwischen Rostock und Füssen - und natürlich ganz speziell in der Wetterau - können aufatmen. Die EC Bad Nauheim Spielbetriebs GmbH, die mit einem öffentlichen Hilferuf und dem Verweis auf ein drohendes Defizit von 100 000 Euro in der Kalkulation 2008/2009 vor rund vier Wochen ihre Oberliga-Zugehörigkeit in Frage gestellt hatte, bestätigte am Dienstag ihre Teilnahme an der dritthöchsten deutschen Spielklasse und konnte damit die Spekulationen um die eigene Zukunft beenden.

»Ja, wir werden spielen. Die Lücke konnte noch nicht vollends ausgefüllt werden, ist aber auf ein Maß geschrumpft, das wir kaufmännisch verantworten können«, verbreitete Alleingesellschafter Wolfgang Kurz am Dienstag, flankiert von Bürgermeister Bernd Witzel, Stadtrat Armin Häuser, GmbH-Marketing-Leiter Matthias Broda, Assistenz-Kapitän Jan Barta sowie Bernd Mönicke und Stefan Spicker als Vertreter der Werbepartner, die frohe Kunde im Rahmen einer Pressekonferenz zu der die Spielbetriebs GmbH gemeinsam mit der Stadt Bad Nauheim in den Sitzungssaal des Rathauses geladen hatte.

Die Stadt Bad Nauheim hatte mit ihrem offenen Ohr für die Situation der GmbH und ihrem klaren Bekenntnis zum Eishockey den letztlich entscheidenden Beitrag geleistet und den Rücken gestärkt, vehement um den Erhalt der sportlichen Professionalität zu kämpfen. »Wo man auch hinkommt: Bad Nauheim wird mit Eishockey in Verbindung gebracht. Wir, die wir uns als Stadt des Sports bezeichnen, wollen mit unserem Engagement eindeutig demonstrieren, dass wir hinter den Roten Teufeln stehen. Wenn wir Geld in Sportstätten stecken und den Stadionbetrieb mit jährlich 400 000 Euro bezuschussen, dann haben wir auch die Verpflichtung, in der jetzigen Situation über unsere Gesellschaften symbolisch unseren Beitrag zu leisten«, sagte Bernd Witzel, der sich mit diesem Engagement in Höhe von etwa 10 000 Euro in Sachen »Vertrauen« sogleich in der Vorreiterrolle sieht. »Wir hoffen, mit unserem Bekenntnis zum Eissport in Bad Nauheim und zur Arbeit der GmbH-Führung auch ein Zeichen für andere Werbepartner gesetzt zu haben«, sagte er und bestätigte zudem die Zielsetzung, noch immer ein Stadion-Neubau auf dem Stoll-Gelände realisieren zu wollen. Vom Wandel der Zeiten war sprach Armin Häuser in Bezug auf die GmbH-Führung. Wo in der Vergangenheit oft Misstrauen in der Politik geschaffen worden sei, pflege man heute ein vertrauensvolles Verhältnis. »Diese GmbH-Führung ist ihren Verpflichtungen uns gegen-über in vollem Umfang ohne Wenn und Aber sowie termingerechnet nachgekommen«, ergänzte Häuser, der mit der gestrigen Zusammenkunft auch die Hoffnung verband, eine »Aufbruch-Stimmung« erzeugen zu können.

Die Spielbetriebs GmbH hatte nach dem Klassenerhalt, der in der ersten Playdown-Runde doch recht souverän sichergestellt worden war, ihren Etat auf rund 600 000 Euro erhöht, drittklassig bewegen sich die Kurstädter damit im unteren Mittelfeld. Von einem Miss-verhältnis von variablen (Zuschauer) und fixen (Werbepartner) Einnahmen sprach Marketing-Leiter Matthias Broda, der bei der Kalkulation zusammen mit Kurz auf konservative 1000 Zuschauer pro Spiel gesetzt hat, »wobei ich überzeugt bin, dass es uns gelingen wird, mehr Fans zu begeistern«, und reichlich Überzeugungsarbeit zu leisten hatte.

Rund 100 Unternehmen seien kontaktiert worden, mit rund einem Dutzend stehe man aktuell, da 35 Verträge unterschrieben worden seien, noch in Verhandlungen. »Einige haben nur auf Grünes Licht gewartet und werden in den kommenden Tagen unterschreiben«, sagt Broda, der zugleich auf Besonderheiten aufmerksam machen wollte. Während bei seiner früheren Wirkungsstätte, bei den Lausitzer Füchsen, der größte Werbepartner mit 150 000 Euro eingestiegen war, habe man in Bad Nauheim keinen Werbepartner oberhalb der 15 000 Euro-Marke. »Zudem gibt's bislang nur Jahresverträge. Auch das ist unüblich«, so Broda, der an der Basis Erfolge verzeichnen konnte.

Die sogenannten Kleinsponsoren konnten - mit einer Ausnahme - gehalten werden und haben obendrein ihre Engagement erhöht. Bis gestern wurden 77 symbolische Aktien verkauft, zudem werden acht »Edel-Fans« mit ihrem Namen auf dem Trikot zu lesen sein. Allerdings: Der gesuchte Hauptsponsor ist noch nicht gefunden.

Die Spieler selbst waren am Montag Abend per Mail über die Arbeitsplatz-Sicherung informiert worden, hatten sich in dem einen oder anderen Vertragsbestandteil kompromissbereit gezeigt. »Eishockey in Bad Nauheim kann nur überleben, wenn alle an einem Strang ziehen«, sagte Kurz, der auch die Fans wieder ins Boot holen musste. Entgegen der ursprünglichen Planungen werden die Eintrittspreise zur neuen Saison in allen Kategorien um jeweils einen Euro erhöht.

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