Hoher Aufwand, kein Ertrag

(mn) Patrick Strauch, der Kapitän, fuhr mit leerem Blick in Richtung Mannschaftsbank. Der Funke Hoffnung, die starke Leistung gegen einen noch stärkeren Gegner zumindest mit einem Zähler zu belohnen, war 59 Sekunden vor der Schlusssirene erloschen; nach einem Empty-Net-Goal, einem Schuss ins leere Tor der Roten Teufel.
Mit 1:0 (Dusan Frosch/19.) und 2:1 (Tim May/39.) hatte der EC Bad Nauheim am Freitagabend geführt, hatte der Übermannschaft der Deutschen Eishockey-Liga 2 im Rahmen seiner Möglichkeiten Paroli geboten, sich nach dem Ausgleich (46.) allerdings eine Sequenz lang zu passiv verhalten und war nur 3:38 Minuten später spielentscheidend in Rückstand geraten. »Die Mannschaft hat mutig gespielt, hatte ihre späte Chance zum Ausgleich, aber es sollte wohl heute nicht sein«, resümierte RT-Trainer Petri Kujala, während Steelers-Coach Kevin Gaudet von einem »harten Kampf« sprach und RT-Torwart Jan Guryca lobte. »Er hat gerade im ersten Drittel hervorragend gespielt. Bad Nauheim hat alles gegeben, viele Schüsse geblockt und hatte eigentlich einen Punkt verdient.«
»Nur« 2106 Zuschauer wollten den Tabellenführer zum Auftakt des Heimspiel-Wochenendes (am Sonntag kommt Bremerhaven/18.30 Uhr) im Colonel-Knight-Stadion sehen - und sie bekamen nahezu 60 Minuten lang Vollgas-Eishockey mit offenem Visier auf beiden Seiten geboten. Bietigheim begeisterte durch mitunter blindes Passspiel auf höchstem Zweitliga-Level. Bad Nauheim wiederum kämpfte, ackerte, stellte Schusswege zu, blockte und suchte geradlinig den Weg ins gegnerische Drittel.
Die Roten Teufel mussten dabei auf Grund einer Magenverstimmung auf Max Campbell verzichten (Einsatz am Sonntag fraglich), während Alex Baum ebenso die Deion Müller und Max Spöttel ohne Eiszeit geblieben sind. In der Campbell-Position boten sich Strauch die beiden besten Möglichkeiten, die Torquote der Gastgeber an diesem Abend nach oben zu schrauben, auf der anderen Seite trafen Ex-Teufel Jason Pinizzotto und Matt McKnight gleich zweimal die Unterkante der Torlatte, zudem entschied Referee Sascha Westrich nach einem Schuss von Frederik Cabana, den die Steelers im Tor gesehen hatten, höchst umstritten zu Gunsten der Roten Teufel.
Bietigheim bestimmte optisch den Verlauf der Partie, lange Zeit aber ohne die nötige Effizienz im Abschluss. Stattdessen schaufelte Dusan Frosch einen Querpass von Harry Lange aus kurzer Distanz an Sinisa Martinovic vorbei. Mit einem wahren Hammer aus der Halbdistanz markierte Marcus Sommerfeld in der 28. Minute den durchaus verdienten Ausgleich. Psychologisch günstig vor der zweiten Pause übernahm Bad Nauheim erneut die Führung. Torschütze in Überzahl war Tim May. Es war der mittlerweile siebte Treffer des U23-Eigengewächses im Monat Januar. Stehende Ovationen begleiteten die Heimmannschaft in die Kabine.
Wie würde Bad Nauheim mit der abermaligen Führung im Schlussdrittel umgehen? Der Versuch der Ergebnisverwaltung war in der Vergangenheit mehrfach gescheitert. Die Roten Teufel stemmten sich gegen die Steelers, doch traf zunächst Mark Heatley aus kurzer Distanz zum Ausgleich, ehe Ex-Teufel Pinizzotto einen von der Bande zurückspringenden Puck einschießen konnte. Die Gastgeber blieben in der Schlussphase glücklos und kassierten durch David Wrigley das 2:4.
EC Bad Nauheim: Guryca - Noske, Ringwald, Blankart, Paris, Ketter, Schütz, Pantic - Aab, Lange, Strauch, Frosch, May, Beca, Baier, Helms, Daxlberger.
Bietigheim Steelers: Martinovic - Auger, Hüfner, Prommersberger, Gleich, Schoofs - Wrigley, McKnight, Pinizzotto, Sommerfeld, Just, Cabana, Skalbek, Heatley, St. Jacques, Kronawitter.
Steno: Tore: 1:0 (19.) Frosch (Lange, Baier), 1:1 (28.) Sommerfeld (Auger, Wrigley), 2:1 (39.) May (Helms, Frosch - 5-4), 2:2 (46.) Heatley (Skalbek, St. Jaques), 2:3 (49.) Pinizzotto (Auger, McKnight), 2:4 (60.) Wrigley (Empty Net). - Schiedsrichter: Sascha Westrich. - Strafminuten: Bad Nauheim 6, Bietigheim 4. - Zuschauer: 2106.