Heimisches Topduo greift nach Hessenliga
Geht es in der Verbandsliga Süd um die Frage, welche Teams Titelambitionen hegen oder über die Aufstiegsrunde den Sprung in die Hessenliga packen, hält der Fußballkreis alle Trümpfe in der Hand.
Verantwortlich für den heimischen Fußball-Höhenflug in der Verbandsliga Süd sind Spitzenreiter FV Bad Vilbel, der unter Coach Amir Mustafic nach 14 Siegen, zwei Remis (FC Hanau 93, SC 1960 Hanau) und zwei Niederlagen (Türk Gücü Friedberg, Urberach) mit imposanten 44 Punkten aus 18 Spielen das Klassement anführt, sowie der mit 43 Zählern (19 Spiele) fast ebenso erfolgreiche Rangzweite Türk Gücü Friedberg. Mit den Trainern Mustafa Fil und Gültekin Cagritekin auf der Kommandobrücke brachten es die Kreisstädter ebenfalls auf 14 Dreier, zogen allerdings viermal den Kürzeren (Nidda, Usingen, Bensheim, SC Hanau) und holten ein Remis (bei Germania Ober-Roden).
Statements
Klar, dass die Übungsleiter beider Vereine beim Bilanzieren dessen, was ihre Spieler von August bis November zu leisten vermochten, kaum ein Haar in der Suppe fanden. »Nach zwei dritten Plätzen in den letzten beiden Meisterschaftsrunden war ich mir sicher, dass wir auch diese Runde vorne mitspielen können. Diese Rechnung ist auch deshalb eins zu eins aufgegangen, weil das Team in puncto Selbstbewusstsein und physischer Fitness zugelegt hat«, meint Bad Vilbels Amir Mustafic. Sein Friedberger Trainerkollege Mustafa Fil sieht es etwas anders: »Positionen in der Spitzengruppe sind nicht planbar, und deshalb ist Platz zwei eine tolle Ausbeute. Die Mannschaft hat es verstanden, sich kontinuierlich zu steigern, und ist inzwischen bei etwa 90 Prozent ihres Leistungspotenzials angekommen.«
Verfolgerrolle
Klubs, die der Wetterauer Doppelspitze noch in die Quere kommen könnten, sind speziell nach den Eindrücken ab Anfang Oktober nicht in Sicht. Ob der Rangdritte Vatanspor Bad Homburg tatsächlich 34 Punkte mit ins neue Jahr nehmen wird, bleibt wegen des eventuell unberechtigten Einsatzes des Spielers Emin Yalin abzuwarten. Den Taunusstädtern droht ein Sechs-Punkte-Abzug. Käme es so, würde der aktuell noch mit Bad Homburg punktgleiche Aufsteiger Viktoria Nidda profitieren und wäre bei dann nur noch sechs beziehungsweise sieben Punkten Rückstand erster Verfolger.
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Durchgestartet
Es mag seltsam klingen, aber Niederlagen erwiesen sich für beide Trainer als Initialzündungen. So war für Mustafic trotz der 0:1-Heimpleite gegen Viktoria Urberach (8. September) klar, dass die Mannschaft auf Kurs liegt: »In dieser Partie haben wir in der zweiten Halbzeit so Fußball gespielt, wie ich mir das vorstelle.« Zwei Wochen später (24. September) unterlag Türk Gücü zu Hause gegen den SC 1960 Hanau mit 1:3. »Obwohl wir am Ende den Kürzeren zogen, hat die Mannschaft erstmals den von uns ausgegebenen Matchplan hundertprozentig umgesetzt«, erinnert sich Fil.
Niederlagen als Weckruf
Beide Trainer sahen sich später in ihrer Sicht der Dinge bestätigt. Es folgten nämlich Bad Vilbeler Siege über Wald-Michelbach (3:1), Nidda (6:0), Sandzak Frankfurt (2:1), Usingen (6:0), Vatanspor Bad Homburg (2:0), Bensheim (4:0), Germania Ober-Roden (2:1), Alsbach (5:0), Rot-Weiß Darmstadt (2:1) und Rot-Weiß Frankfurt II (4:0) sowie Friedberger Triumphe gegen Alsbach (4:2), Bruchköbel (3:1 und 5:1), TS Ober-Roden (3:0), Rot-Weiß Darmstadt (6:1), FC Hanau 93 (3:1), Rot-Weiß Frankfurt II (5:0), Urberach (6:0) und Wald-Michelbach (1:0).
Unterschiede
Beide Titelaspiranten verfügen zwar über einen etwa 20 Spieler umfassenden Kader, der qualitativ auch in der Breite für Verbandsliga-Verhältnisse nichts zu wünschen übrig lässt, doch Tatsache bleibt: In Bad Vilbel konnte von einem Personalaustausch gegenüber der vergangenen Saison keine Rede sein, während die Kreisstädter ein komplettes Dutzend neuer Leute integrierten. Weitere Differenzen verrät die Statistik und lässt die Konkurrenz ausgesprochen »alt« aussehen: In der Offensive führt Friedberg (61 Treffer) vor Bad Vilbel (45), defensiv gesehen rangiert der FV (12 Gegentore) hingegen vor Türk Gücü (21). Friedberg stellt die erfolgreichste Heimmannschaft (9/0/1), die Brunnenstädter sind das bislang beste Auswärtsteam (7/2/1). Ein möglicher Vorteil für Bad Vilbel ab der Rückrundenfortsetzung sind inklusive des Rückspiels gegen den Friedberger Titelrivalen (27. Mai) acht Heimspiele gegenüber lediglich sechs Auswärtsduellen. Dagegen muss der Tabellenzweite siebenmal reisen und genießt in nur noch sechs Fällen Heimrecht.