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Günter Pressler: Vom Nichtschwimmer zum »Ironman«

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Von: Christoph Sommerfeld

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Alter ist für Günter Pressler nur eine Zahl. © Red

Vom Triathlon geht seit jeher eine Faszination aus. Vor allem die Langdistanz prägte die ruhmreiche Symbolik vom brutalen Kampf gegen den eigenen Körper. Wer aber denkt, dass nur junge Sportler der Anziehung erliegen, der kennt Günter Pressler aus Altenstadt-Lindheim nicht.

Günter Pressler ist schon sein ganzes Leben lang begeisterter Läufer. Als er vor knapp 20 Jahren sein Interesse für den Triathlon entdeckte, konnte er noch nicht mal schwimmen. Heute hat der Sportler des SC Rot-Weiß Altenstadt den Dreikampf neunmal über die Langdistanz absolviert, war mehrmals beim »Ironman« auf Hawaii. Bei den heimischen Läufen in der Wetterau schlägt der 80-Jährige regelmäßig auch weitaus jüngere Konkurrenten. Für September plant er den nächsten Triathlon auf Mallorca, seiner zweiten Heimat.

Herr Pressler, welche Distanzen bevorzugen Sie beim Laufen und welche beim Triathlon?

Ich laufe bei diversen Veranstaltungen in der Region meistens zehn Kilometer oder einen Halbmarathon. Im Triathlon habe ich neunmal den »Ironman« geschafft und fünfmal die »70.3« (Hälfte der Langdistanz; Anm. d. Red.)

Wann haben Sie Ihren bislang letzten »Ironman« absolviert?

Das war 2015 auf Mallorca. 2020 habe ich wegen Corona gar keinen Wettkampf bestritten. Im kommenden Oktober soll es aber wieder mit der Challenge Peguera (Mallorca) über die Mitteldistanz klappen. Da möchte ich mich gerne anmelden. Hoffentlich wird die Corona-Situation nicht schlechter.

Wie ist Ihre Begeisterung für diese doch sehr extreme Sportart entstanden? Was macht die Faszination Triathlon aus?

In Frankfurt habe ich die »Eisenmänner« schon als Zuschauer gesehen - vor Ort oder im Fernsehen. 1997 beeindruckte mich der deutsche Dreifach-Triumph von Thomas Hellriegel, Jürgen Zäck und Lothar Leder auf Hawaii. Bei einem Urlaub 2003 auf Lanzarote gab’s dann noch mal eine unmittelbare Berührung, als bei unserem Ausflug plötzlich die Straßen gesperrt waren. Die Sportler kamen mit dem Rad an uns vorbei. So schnell hatte ich noch nie jemand auf dem Fahrrad gesehen. Das war ein Spektakel.

Und dann wollten Sie auch gerne so schnell unterwegs sein?

Das kann man so sagen, ja. Mit dem Fahrrad bin ich immer schon gerne gefahren. Als Läufer habe ich seit meinem 20. Lebensjahr Erfahrungen gemacht. So fing es also an, und 2004 stand nach sechsmonatiger Vorbereitung der erste »Ironman« in Frankfurt an. 2007 ging es erstmals nach Hawaii. Die Langdistanz habe ich auch jetzt immer im Hinterkopf. Irgendwann will ich die noch mal angehen. Die Faszination und die Begeisterung für den Sport haben mit all den Jahren durch die vielen Kontakte zugenommen. Man lernt interessante Menschen kennen.

Sie haben erst relativ spät Schwimmen gelernt…

Richtig. Nach dem Urlaub auf Lanzarote 2003 bin ich in Bad Vilbel in eine Trainingsgruppe mit vier Triathleten reingerutscht, von denen einer ausgefallen war. Der Trainer sagte damals zu mir, ich solle erstmal mit der Poolnudel anfangen, sonst könnte ich nicht mitmachen. Nach zwei Monaten konnte ich dann ohne Nudel schwimmen. Weitere zwei Monate später stand der Test an, ob ich auf 3,8 km unter dem Zeitlimit bleibe (Schwimmstrecke schließt 2:20 Stunden nach dem Start der Altersklassenathleten; Anm. d. Red.). Das hat geklappt. Eineinhalb Monate danach fiel in Frankfurt der Startschuss - mit mir als Brustschwimmer.

Wie viel Training erfordert Ihr Sport?

In diesem Jahr habe ich relativ wenig trainiert. Vor Wettkämpfen sollten es schon etwa 20 Stunden pro Woche sein. Vor einem »Ironman« beträgt meine Kilometerleistung im Jahr ca. 180 bis 220 km Schwimmen, 8000 bis 10 000 km auf dem Rad sowie 1800 bis 1900 km Laufen. Das verteilt sich aber nicht gleichmäßig. In den Monaten direkt vor dem Wettkampf steigere ich die Intensität.

Wie schwer wiegt der mentale Aspekt? Wie beeinflusst man den Kopf, wenn jede Faser des Körpers nach dem Ende der Strapaze verlangt?

Da lässt sich mitunter von den Profis lernen. Durch einige Gespräche mit professionellen Athleten wurde mir klar, dass es sinnvoll ist, die Strecke im Kopf zu teilen. Beim Marathon nimmt man sich zunächst die ersten zehn Kilometer vor, dann die nächsten zehn, usw. Im Wasser kann ich beispielsweise den Wettkampf teilen in den Weg zur Boje und den Weg zurück. Wenn das im Kopf gelingt, hat man keinen Riesenberg vor sich.

Welche Kosten sind einzuplanen, wenn man an einem »Ironman« auf Hawaii teilnehmen möchte?

Das ist schon kostspielig. Man ist etwa 14 Tage vor Ort. Da schlägt schon die eigentliche Reise - je nach Hotel - mit bis zu 3500 Euro zu Buche. Dazu kommt die Startgebühr von ca. 1000 Euro. Wer mit Neoprenanzug schwimmen möchte, zahlt 500 Euro. Bei den Kosten für das Rad gibt’s quasi keine Grenzen.

Wie sehr setzen Sie sich mit dem Thema Gesundheit auseinander? Sind Sie oft beim Arzt, um sich durchchecken zu lassen?

Ich gehe nicht zum Arzt. Ich befasse mich selbst ausreichend mit dem Thema Gesundheit, habe weder Beschwerden mit dem Knie, noch mit der Hüfte oder dem Kreislauf. Da brauche ich auch nicht zum Arzt zu gehen.

Welche Rolle spielt die Ernährung?

Da gibt’s keine Geheimtipps von mir. Ich ernähre mich ausgewogen mit viel Eiweiß, wenig Kohlenhydraten und ausreichend Mineralien, trinke kaum Alkohol und habe nie geraucht. Allerdings esse ich grundsätzlich fast alles, bin also kein Vegetarier. Das schlägt sich auch in den Wettkämpfen nieder. Manchmal greife ich nach Powergels, dann wieder nach einer Banane oder einer Orange.

Beim Mainova-Halbmarathon im April hatten Sie einen Pacemaker an Ihrer Seite. Wie kam das?

Normalerweise brauche ich das nicht. Beim »Ironman« ist es ja ohnehin verboten. Für diese virtuelle Veranstaltung war es natürlich toll, jemanden dabei zu haben, der vor mir läuft. Ansonsten sind bei Wettkämpfen immer genügend andere Sportler, auf die man auflaufen kann, um sich hinter ihnen quasi »auszuruhen«. Dann suche ich mir oft den nächsten, auf den ich auflaufe.

Sie sind nicht nur in der Wetterau zu Hause, sondern mitunter auch auf Mallorca…

Ich habe ein Haus dort. Wir halten uns etwa drei bis vier Monate pro Jahr auf der Insel auf. Natürlich trainiere ich da auch sehr gerne.

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