VfB mit den größten Problemen
(mw) Beim Friedberger Stadtpokal werden in der Regel die ersten Ausrufezeichen gesetzt. Kein Wunder, denn seit einigen Jahren gibt es in der Kreisstadt gleich vier ambitionierte Klubs. Vier Wochen vor dem Start in die Saison hat die WZ erste Eindrücke von den »Friedbergern« gesammelt.
Mit Türk Gücü Friedberg, dem FCO Fauerbach, dem VfB Friedberg und Germania Ockstadt gehören gleich vier Teams seit Jahren zur ersten Hälfte des Kreisoberliga-Tableaus. In der vergangenen Saison sprangen für das Quartett die Plätze drei (Türk Gücü), fünf (Fauerbach), sechs (VfB) und acht (Ockstadt) heraus - es geht kaum besser.
Türk Gücü Friedberg (1.)
Vorrunde: Blau-Gelb Friedberg 5:0, FCO Fauerbach 3:0, SV Ockstadt 3:0. - Halbfinale: SV Bruchenbrücken 3:0. - Finale: SV Ockstadt 1:0.
Fünf Siege, 15:0 Tore - die Fakten sprechen eine deutliche Sprache. Nicht nur aufgrund des Titelgewinns hat Türk Gücü den besten Eindruck hinterlassen und demonstriert, dass das Team um die Meisterschaft in der Kreisoberliga wohl ein gehöriges Wörtchen mitreden werden. »Das war schon souverän. Ich bin zufrieden, aber es fehlt noch einiges«, sagt Trainer Savas Yasaroglu nach dem 1:0 in »einem guten Endspiel« gegen Ockstadt.
Mit den körperlich robusten Roman Billiy und Cyril Tochukwu Ngolunuo in der Innenverteidigung, den quirligen Bünyamin Yaya und Menderes Yasaroglu im Mittelfeld sowie dem Hessenliga-erfahrenen Salih Yasaroglu in vorderster Front - um nur fünf Spieler aus dem ausgeglichenen Kader zu nennen - verfügen die Türken über eine sehr starke Truppe. Der vermeintliche Schwachpunkt - Torwart Sercan Kaplan - hat in der Rückrunde der vergangenen Saison sowie nun auch beim Stadtpokal bewiesen, dass »ich mich auf ihn verlassen kann«, wie Savas Yasaroglu sagt. Einziges Manko demnach: der kleine Kader. Haris Hodovic (Kreuzbandriss) und Ramil Taitschinov (Syndesmoseband) fallen länger aus, Alit Usic und Sezgin Karpuz fehlten beim Stadtpokal urlaubsbedingt.
SV Ockstadt (2.)
Vorrunde: FCO Fauerbach 2:1, Blau-Gelb Friedberg 0:0, Türk Gücü Friedberg 0:3. - Halbfinale: VfB Friedberg 4:0. - Finale: Türk Gücü Friedberg 0:1.
Licht und Schatten wechselten sich bei den Germanen ab - so wie auch die Aufstellung. »Wir haben von Spiel zu Spiel immer vier bis fünf Positionen ausgetauscht, um erstmal einen Eindruck von den Neuzugängen zu bekommen und jedem Spielpraxis zu geben«, erklären die Trainer Jogi Brauburger und Christian Belzer das Auf und Ab. »In der Partie gegen Blau-Gelb hatten wir eine sehr junge Truppe, die sich eben mit der defensiven Grundeinstellung des Gegners sehr schwer getan hat«. Generell habe man gut mitgehalten, auch wenn es im Finale nicht ganz zum großen Coup reichte. »Das war natürlich ein bisschen enttäuschend. Aber wir haben nun erstmal einen Eindruck vom Kader, bei dem noch einige Spieler gefehlt haben«, sagt Brauburger. Die Mischung aus Jung und Alt werde es in der kommenden Saison ausmachen, und auch das spielerische Element werde im Laufe der Vorbereitung noch gesteigert. »Es ist ja noch früh, von den langen sechs Wochen Vorbereitung sind ja gerade mal zwei rum«, ergänzt Belzer, der beim 0:0 gegen Blau-Gelb von Konstantin Meisinger vertreten wurde.
VfB Friedberg (3.)
Vorrunde: SV Bruchenbrücken 3:1, Emekspor Friedberg 6:0, FSV Dorheim 3:0. - Halbfinale: SV Ockstadt 0:4. - Spiel um Platz drei: SV Bruchenbrücken 2:0.
In fünf Partien traf der VfB nur auf einen Kreisoberligisten, und da gab es beim 0:4 gegen Ockstadt eine herbe Pleite. »Die Gruppenspiele und die Platzierungspartie waren okay, das sollte man aber nicht überbewerten. Ockstadt ist unser Maßstab, und da haben wir enttäuscht«, weiß Spiro Gözupekli den aufgrund der Gruppenkonstellation recht einfach zu erreichenden dritten Platz richtig einzuschätzen. »Wir befinden uns in einer schwierigen Situation«, ergänzt er. Der Grund: insbesondere im Sturm und im Tor gibt es große Probleme. »Mit Waldemar Patzwald und Ugur Ürun haben uns unsere zwei Top-Stürmer der vergangenen Runde verlassen, sie haben 39 von 94 Toren geschossen. Daran hat die Mannschaft zu knabbern«, erklärt Gözupekli. Auch drei der vier besten Schützen der zweiten Mannschaft - Denis Duric, Christian Scheel und Pascal Mayer - haben dem VfB den Rücken gekehrt. »Wenn du diese Qualität verlierst, dann zieht das seine Kreise. Die Mannschaft sortiert sich noch«, sagt Gözupekli, der auch auf die langfristig verletzten Feldspieler Kaweh Faegh, Lukas Nesgen, Sebastian Becker und Timo Dechert verweist.
Fast schon dramatisch ist es allerdings auf der Torhüterposition. Der erst in der vergangenen Saison lange ausgefallene Christopher Reuss hat sich wohl im ersten Stadtpokal-Spiel erneut eine langwierige Verletzung am Kreuzband zugezogen; der aufgrund seiner beruflichen Verpflichtungen eigentlich gar nicht mehr zur Verfügung stehende Maximilian Bock sei wohl kaum zu einem erneuten Comeback zu überreden (zumal er kaum trainieren könnte); und der frühere Torwart Gözupekli wolle sich voll auf das Coachen konzentrieren - zumal in drei Wochen eine erneute Operation bevorsteht. Dennoch stellte er sich in den Dienst des Vereins und hütete gegen Emekspor das Tor. Fred Weiser hat sich abgemeldet, und der am Wochenende eingesetzte Oguz Zengin (A-Junioren-Feldspieler) sei keine Dauerlösung.
FCO Fauerbach (5.)
Vorrunde: SV Ockstadt 1:2, Türk Gücü Friedberg 0:3, Blau-Gelb Friedberg 8:0. - Spiel um Platz fünf: FSV Dorheim 6:1.
In der schweren Gruppe wurde der FCO auf dem falschen Fuß erwischt, gegen Türk Gücü und Ockstadt gab es gleich zwei Niederlagen mit dürftigen Vorstellungen der Olympianer. »Wir haben Riesenprobleme gegen diese beiden Gegner gehabt, das stimmt. Gegen Ockstadt haben wir hauptsächlich taktische Fehler gemacht, und gegen Türk Gücü waren wir nicht aggressiv genug«, bilanziert Trainer Berthold Vetter die beiden Partien gegen die Liga-Rivalen. Gegen die zwei weiteren Gegner habe man »die Sache relativ gut gemacht«, auch wenn die beiden B-Ligisten freilich kein Maßstab seien. »In solchen Spielen kannst du dir die Automatismen holen«, freut sich Vetter über 14 Tore gegen die Underdogs. Dass die Olympianer wie schon im Vorjahr nur Rang fünf belegten, beunruhigte Vetter keineswegs. »Ich habe lieber jetzt die Probleme als am 7. August. Und bis dahin ist ja auch noch viel Zeit, denn der Stadtpokal war ja in diesem Jahr sehr früh, zu früh«, sagt er mit Blick auf den Rundenstart. »Wir haben beim Stadtpokal viel probiert und werden dies auch bei unserem Turnier ab Donnerstag tun«.