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So feiert man das Leben: Diese Promi-Mutter macht mit 90 Jahren ihren ersten Fallschirmsprung

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Von: Michael Nickolaus

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Ein Turnweltmeister von 1974, zwei Legenden der Sportkommentatoren und eine 90-jährige Mutter bei ihrem ersten Fallschirmsprung - fertig ist eine Geburtstagsgeschichte.

Eberhard Gienger ist schon oft mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen. Mehr als 5000-mal. Auf einem Flugplatz in Mittelhessen brachte der frühere Turner als Tandemmaster nun eine 90-Jährige sicher zu Boden; die Mutter von Kult-Reporter Rolf Töpperwien. Er hatte ihr mit diesem Sprung einen Geburtstagswunsch erfüllt.

Ursula Töpperwien hob nach der Landung den Daumen. Sie strahlte. Es hatte ihr sichtlich Spaß gemacht. Richtig viel Spaß. »Einsame spitze. Das hätte ich schon viel früher machen sollen.« Im Juni hatte sie ihren 90. Geburtstag gefeiert, in dieser Woche war sie zusammen mit Eberhard Gienger, dem Kunstturn-Weltmeister von 1974, aus fast 4000 Metern Höhe aus einer Cessna gesprungen. 40 Sekunden freier Fall, anschließend fast fünf Minuten über Mittelhessen gleitend. »Der freie Fall - das geht so schnell. Das merkt man gar nicht. Ein unbeschreibliches Gefühl«, sagt die Seniorin, die für dieses außergewöhnliche Geschenk aus Köln auf den Flugplatz nach Gießen-Lützellinden gekommen war. »Sie war cooler und gelassener als viele jüngere Springerinnen«, sagt Gienger über seine bislang älteste Sprungpartnerin.

Zum 90. Geburtstag, wenn andere oft Wein, eine Schachtel edler Pralinen oder einen Kalender mit Fotos der Familie schenken, hatte sich Rolf Töpperwien an einen erst kürzlich geäußerten Wunsch seiner Mutter erinnert. »Einmal Fallschirmsprungen - das wär’s«, hatte Mutter Ursula gesagt. Am Mittwoch kamen nun sie zusammen. Der frühere ZDF-Sportreporter mit seiner Familie aus Wiesbaden, seine Schwester Sabine Töpperwien, die Sportchefin Hörfunk des Westdeutschen Rundfunks, mit Mutter Ursula aus Köln, und Gienger, der aus Künzelsau angereist war und regelmäßig den Sprungplatz von »Pull-out Skydive« in Mittelhessen nutzt. Die Witterungsbedingungen passen. Das hatte Gienger am Vormittag telefonisch bereits signalisiert. »Der Eberhard springt einfach mal aus dem Flugzeug; wie andere vor die Tür gehen, um so schauen, ob es draußen eher warm oder kalt ist«, lacht Rolf Töpperwien.

Paragliden, Helikopter fliegen? Alles schon längst gemacht

Paragliden war seine Mutter schon. Auch Helikopter ist Ursula Töpperwien bereits geflogen. Für ihr jüngstes Abenteuer hat sich die 90-Jährige nun erstmals auf ein Fahrrad-Ergometer gesetzt. »Luft und Kondition hatte ich. Aber die Beine haben gebrannt. Ich bin das ja nicht gewohnt«, lacht sie, kramt die Unbedenklichkeitsbescheinigung ihres Arztes hervor und schlüpft in den Overall. Die Was-ziehe-ich-eigentlich-an-Frage war damit beantwortet, die Brille wird durch eine »Überbrille« geschützt. Und auch die Zähne bleiben drin. Auch diese Frage hatte sich der Laie im Vorfeld gestellt.

Einmal Fallschirmsprungen - das wär’s

Ursula Töpperwien

Gienger, der an diesem Tag gleich fünf Sprünge absolviert, strafft die Gurte, erklärt mit sehr viel Routine und Schlagfertigkeit detailliert den Ablauf. »Das gehört dazu. Nicht, dass ich später alleine am Boden lande und gefragt werden, wo und wie denn eigentlich der Tandempartner heruntergekommen ist.« Sein Humor raubt jeden Zweifel bei der Familie. Zuvor schien Ursula die einzige neben Gienger, die nicht nervös war.

Die große Frage: Was kommt zum 91. Geburtstag?

Minuten später dreht sich auch schon der Propeller der Cessna, die beim Start rasch aus dem Sichtfeld verschwindet und nur noch am Geräuschpegel über den Wolken zu erahnen ist. Eine Viertelstunde später. Die Flugzeugtür öffnet sich. Das Tandem sowie ein Kameramann, der in luftiger Höhe filmt, springen. Auf 1500 Metern öffnet sich der Schirm. Sanft gleiten Gienger und Töpperwien herab. Eine Punktlandung unmittelbar vor der applaudierenden Familie. Besser geht’s nicht. Man darf gespannt sein, was sich Ursula Töpperwien im kommenden Juni wünscht; zu ihrem 91. Geburtstag.

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