Familiensportpark der TG Groß-Karben: Ein Schritt in die Zukunft von Sportvereinen

Als Breitensportverein in die Zukunft gehen, ein Angebot für die Bevölkerung machen - und Bewegung vorleben. All das möchte die TG Groß-Karben mit ihrem Familiensportpark. Ein Ortsbesuch.
Selbst bei Schnee und Eis ist der Platz nicht ganz verlassen. Ein paar hartgesottene Sportler stählen ihre Muskeln oder verbessern ihren Gleichgewichtssinn auf dem Familiensportpark der Turngemeinde Groß-Karben. Der ist der ganze Stolz des rund 1000 Mitglieder umfassenden Vereins – und er ist Ausdruck eines neuen Bewusstseins im organisierten Breitensport: Es muss nicht immer Wettkampfsport sein, auch Angebote zur Rehabilitation, zur allgemeinen Gesundheitsförderung oder zur Integration von jungen und alten, leistungssarken und -schwachen, gehandicapten und gesunden Sportlern wird sehr gut angenommen.
In diesem Jahr sollen bei der TG Groß-Karben weitere 34.000 Euro verbaut werden
Genau diesem Hintergrund ist die Idee 2013 entsprungen. Denn die TG hatte aufgrund ihres stark wachsenden Kursangebots keine Kapazitäten mehr in der vereinseigenen Halle am Park. Das Problem: Andere Hallenkapazitäten in der Stadt sind nur schwierig zu bekommen – und kosten den Verein viel Geld. So kamen Heike Waller, Abteilungsleiterin Fitness und Gesundheit, und ihre Mitstreiter auf die Idee, die brachliegende, weil unebene Fläche neben der Halle zu nutzen. Gesagt, getan: Waller machte sich aus ihrem Büro zu Hause auf die Suche nach Sponsoren, warb Gelder ein, schaute sich bei anderen Vereinen um, die ebenfalls einen Outdoor-Park unterhalten, und informierte sich über die Hersteller der speziellen Sportgeräte. Bei einem Preisausschreiben einer Drogeriekette gewann der Verein 5000 Euro, die Stadt Karben kam mit ins Boot. Sie baut und wartet die Geräte bis heute. »Die Unterstützung der Stadt ist eine große Stütze. Sie waren immer sehr angetan von unserer Idee, aber natürlich können wir immer noch mehr Sponsoren gebrauchen«, sagt Waller. Der Grund: Derzeit sind 34 000 Euro verbaut, in diesem Jahr sollen weitere 32 000 Euro investiert werden – viel Geld für einen Verein, bei dem der Mitgliedsbeitrag eines Erwachsenen bei einmal 12 Euro im Monat liegt.
Ich hoffe, dass gerade ältere Leute noch mehr zu uns kommen, denn hier kann jeder ein Sportprogramm entsprechend seiner Leistungen absolvieren
Heike Waller
Und doch habe sich die Investition gelohnt, sagt Waller: »Gerade an Sommerabenden ist hier richtig was los. Da kommen Jogger, die die Übungen in ihre Runde miteinbauen, oder auch Großeltern mit ihren Enkel, um die Balancestrecke auszuprobieren. Ich hoffe, dass gerade ältere Leute noch mehr zu uns kommen, denn hier kann jeder ein Sportprogramm entsprechend seiner Leistungen absolvieren.« Der unschlagbare Vorteil: Der Platz ist jeden Tag 24 Stunden geöffnet, der grüne Zaun drumherum dient lediglich der Abwehr von Hunden beziehungsweise der Vermeidung ihrer Hinterlassenschaften. Ein weiterer Aspekt, der gerade bei jüngeren Menschen zieht: Der Verein bietet auf diese Weise ein kostenloses Fitnessstudio. »Das war so angedacht, denn nicht jeder kann sich das leisten«, sagt Waller. Damit das Projekt überhaupt so weit wachsen konnte, waren nicht nur unzählige Sponsoren, die auf jeder Tafel mit der Beschreibung des Gerätes und den Übungen verewigt sind, auch etliche Wettbewerbe nötig – zuletzt der Oddset-Zukunftspreis von Lotto und dem Landessportbund, der weitere 8000 Euro in die Kasse spülte. »Es ist schön zu sehen, dass das so honoriert wird«, sagt Waller. Trotzdem mussten rund zwei Drittel der Investitionen anderweitig finanziert werden.
Letztlich fing alles mit einer Herzsportgruppe an
Angefangen hatte der neue Weg des Vereins im Jahr 2000 mit einer Herzsportgruppe. Der Grund war trivial: Waller suchte ein solches Angebot für ihren eigenen Vater. Das gab es im Umkreis nicht, also wurde es selbst gemacht. Inzwischen ist die Gesundheits- und Rehasportabteilung deutlich gewachsen, der Ansatz des Vereins ist ganzheitlich: Sport für jedes Alter und jede Lebenssituation. »Ich habe selbst bei mir gemerkt, wie wichtig es ist, Sport zu treiben«, sagt Dagmar Heber , die das Angebot der TG als Vereinsrätin koordiniert. »Gerade bei Kindern ist die Bewegungsproblematik mittlerweile sehr groß. Wir sind früher auf Bäume geklettert, doch das macht heute kaum noch jemand. Dabei müssen die Kindern ihren Körper erfahren. Das soll der Sportpark schaffen.«
Bewegung sollte immer Gesundheit sein – egal ob rehabilitativ oder präventiv
Dagmar Heber
Auch wenn es etwas gedauert habe, bis sich der Familiensportpark rumgesprochen hatte, mittlerweile werde er gut angenommen. Ab März soll es zudem den ersten festen Kurs auf dem Gelände geben, ab April weitere Geräte dazukommen – unter anderem auch eine Calisthenics-Anlage für weitere 20 000 Euro, an der die Muskeln nur mithilfe des eigenen Körpergewichts trainiert werden. Das ist besonders bei jungen Menschen derzeit angesagt. »Wir sind stolz darauf, denn wir sind auf dem richtigen Weg«, sagt Waller. Nun soll außerdem der Behindertensport ausgebaut werden. »Bewegung sollte immer Gesundheit sein – egal ob rehabilitativ oder präventiv«, sagt Heber – und es klingt als könnte das das passende Motto für die TG Groß-Karben und ihren Weg in die Zukunft des Vereinssports sein.
Info
Die Angebote bei der TG Groß-Karben
Turnen, Badminton, Volleyball und Leichtathletik kann jeder – und ja, die auch diese Abteilungen sind bei der TG Groß-Karben gut gefüllt. Aber wer kann von sich behaupten, schon einmal Kickbox-Aerobic oder Callanetics gemacht zu haben? Auch diese Kurse gibt es. Insgesamt sind 49 Kursangebote im neusten Heft des Vereins ausgeschrieben – vom Tier-Tanz-Theater bis zum präventiven Herzkreislauftraining. Nicht wenige davon sind vom Deutschen Turnerbund und/oder vom Deutschen Sportbund zertifiziert.
Weitere Informationen gibt es unter www.tg-gross-karben.de. Potenzielle Sponsoren und Werbekunden können sich zudem mit Heike Waller per E-Mail an sponsoring@tg-gross-karben.de in Verbindungen setzen.