Mit Existenzängsten und einem Neuzugang
(mn) Die Oberliga spricht über das Für und Wider von drei regionalen Gruppen in der Saison 2010/2011, Bad Nauheim diskutiert (inzwischen leidenschaftlich) über die Zukunft des Colonel-Knight-Stadions - die sportlich vielleicht wegweisenden zehn Tage der Roten Teufel mit drei direkten Duellen mit den Klubs auf den Positionen eins bis drei der Tabelle rücken plötzlich in den Hintergrund
Dem Gastspiel am Freitag in Passau folgen für die Badestädter die Heimspiele gegen Tabellenführer Herne (Sonntag, 19 Uhr) und - am nächsten Wochenende - gegen Peiting sowie in Dortmund. Im Kampf um Rang vier kann die Mannschaft von Fred Carroll in diesen Partien ein Zeichen setzen, aber auch vorentscheidend Boden verlieren. Verstärkt wird der Kader durch Manuel Weibler, der sich nach einem zweimaligem Probetraining für einen Vertrag empfehlen konnte. »Er wird den Konkurrenzkampf anheizen«, ist der Coach von den Qualitäten des 26-jährigen Angreifers überzeugt.
Kommt Marius Pöpel zurück ?
Weibler kommt vom Baden-Württemberg-Klub Rhein-Neckar Stars, kann aber auf Zweit- und Oberliga-Erfahrung (Heilbronn) verweisen. »Er wird vielleicht zwei, drei Spiele brauchen, um unser sportliches Level zu erreichen. Das Potenzial dazu hat er aber in jedem Fall«, ist Fred Carroll überzeugt. Möglichweise wird auch der 19-jährige Verteidiger Marius Pöpel, Eigengewächs der Roten Teufel und derzeit für die Young Lions Frankfurt in der Nordrhein-Westfalen-Endrunde aktiv, künftig für seinen Heimatverein auflaufen. In Sachen Förderlizenz-Torwart tritt man hingegen noch auf der Stelle. Markus Keller von den Eisbären Berlin, der als potenzieller Kandidat gehandelt worden war, wechselt zum Zweitligisten Dresden.
Rote Teufel machen mobil
Abseits des Eises machen die Roten Teufel derzeit mächtig mobil. Die Klickzahlen auf den Homepages der Wetterauer Zeitung und des EC Bad Nauheim schnellen in diesen Tagen in die Höhe, die Aktionen zum Thema »Pro Colonel-Knight-Stadion« werden von Funktionären und Fans geplant und koordiniert. Unterschriftensammlungen laufen an, in zahlreichen Mails an die Adresse der Politik wird - ebenso wie in Leserbriefen im WZ-Meinungstreff - zur Sanierung des Stadions und zum Erhalt des Eissports Stellung bezogen. »Wir haben am Sonntag die Möglichkeit, uns entsprechend zu präsentieren«, sagt Andreas Ortwein, der RT-Geschäftsführer, im Hinblick auf die öffentliche Sitzung des Stadtparlaments am kommenden Donnerstag (18.30 Uhr, Sportheim in der Hauptstraße 102) und baut im Ansinnen, die politische Meinungsfindung zum Wohle des Eissports zu beeinflussen, auf eine gute Kulisse und entsprechende Bekundungen. In diesen Tagen seien gerade die sogenannten Playoff-Zuschauer gefragt, die Initiativen zu unterstützen, zumal mit dem Herner EV der »FC Bayern der Eishockey-Oberliga« vorspiele.
»Du wirst hier nicht vergessen«
»Bad Nauheim ist ein Traditionsstandort, eine Eishockey-Stadt. Man kann den Sport nicht einfach sterben lassen«, sagt Trainer Fred Carroll, der Mitte der 80er Jahre, zu seiner aktiven Zeit, das Trikot der Roten Teufel getragen hatte. »Die Verbindungen waren nie abgerissen. Ich bin zwischenzeitlich immer gerne hierher gekommen. Du wirst hier nicht vergessen. Immer wieder gibt’s Leute, die einen auf der Straße auf die Vergangenheit ansprechen. Bad Nauheim ist da auch unter auswärtigen Spielern etwas Besonderes«, weiß der 47-Jährige, der sich zudem moralische Unterstützung seitens des Deutschen Eishockey-Bundes wünscht. Der Verband dürfe nicht nur zusehen, wenn einem Standort mit solcher Tradition das Aus drohe, sondern müsse Öffentlichkeit schaffen.
Den Initiativen der Spielbetriebs GmbH, mit einem Schnitt von 1200 Zuschauern das sportliche Aushängeschild der Region, haben sich inzwischen die eissporttreibenden Vereine angeschlossen, um den mehr als 200 Jugendlichen im Nachwuchsverein, der mit den Junioren und der Jugend in der Bundesliga antritt, den Eisstockschützen und den Eiskunstläufern die sportliche Heimat zu erhalten.
Bemerkenswert in der aktuellen Diskussion: Erst im Sommer 2008 hatte sich die Politik entschieden, mit zwei städtischen Unternehmen als Werbepartner der Spielbetriebs GmbH aufzutreten und den von Alleingesellschafter Wolfgang Kurz im Frühjahr 2007 eingeschlagenen Weg der wirtschaftlichen Vernunft zu unterstützen.
In Passau fehlt ein »fünfstelliger Betrag«
Passau, der am Freitag Gastgeber, hat nur eines seiner letzten fünf Spiele gewinnen können, hatte allerdings auch gegen die vier Top-Klubs der Oberliga antreten müssen. Mit vier Zählern Vorsprung auf Platz neun hält sich die Mannschaft von Klaus Feistl in den Playoff-Rängen, wurde zuletzt aber von Hiobsbotschaften wirtschaftlicher Natur durchgeschüttelt. Drei Werbepartner konnten ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. »In der Summe handelt es sich dabei um einen fünfstelligen Betrag, der uns nach zwei finanziell schwächeren Jahren doch richtig weh tut«, sagt Christian Eder, der Vorsitzende. Unterstützung gibt von Seiten der Mannschaft um Topscorer John Sicinski. Das Team zeigte Bereitschaft, finanzielle Einbußen zu akzeptieren. Den ersten Vergleich in Passau hatten die Roten Teufel mit 1:2 verloren, zuhause gab’s für Bad Nauheim einen 8:5-Erfolg zu feiern.
Lässt Herne die Zügel schleifen ?
Am Sonntag kommt dann der Herner EV, der designierte Aufsteiger. »Wenn der HEV sein Potenzial abruft, wird er nicht zu schlagen sein«, weiß Fred Carroll, doch hat die Ruhrpott-Truppe angesichts ihrer Ausnahmerolle zuletzt doch immer wieder die Zügel schleifen lassen. In Dortmund und Landsberg gab’s lediglich einen Zähler zu holen, in Rosenheim und gegen Peiting setzte es Niederlagen, und selbst gegen Füssen hatte man sich zuletzt schwer getan (4:2). Neben Manuel Weibler, der in Passau sein Debüt geben soll, rückt auch Chris Eade wieder in den Kader. Der Kanadier hatte am Mittwoch mit Helmgitter das Training wieder aufgenommen. Eine weitere Woche pausieren wird dagegen Christian Franz.
Tobias Schwab »hat das Potenzial«
Komplimente in Richtung Tobias Schwab hat am Donnerstag Rich Chernomaz, der Trainer der Frankfurt Lions, verteilt. »Es ist ganz sicher eine Überlegung wert, ihn als zwölften oder 13. Stürmer für die nächste Saison zu verpflichten«. Fünf Kilogramm Muskelmasse habe der aktuell viertbeste Scorer der Roten Teufel zugelegt. »Mittel- bis langfristig hat er das Potenzial zum DEL-Spieler«, glaubt Chernomaz, der den 24-Jährigen angesichts der Verletztenmisere »sofort nehmen würde«, wenn der EC Bad Nauheim spielfrei ist.