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Ex-Teufel Schwab: »Die Fans aus dem Spiel nehmen«

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Er war gesetzt: Rechts außen in der Top-Formation, an der Seite von Lanny Gare. Viereinhalb Jahre lang hat Tobias Schwab das Trikot der Roten Teufel getragen.

Er war dabei, als Bad Nauheim im Playoff-Finale den Hannover Indians unterlegen war, er erlebte die Enttäuschungen in den Serien gegen die späteren Meister aus Rosenheim, Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz. Mehr als 150 Treffer hat der 27-Jährige für Bad Nauheim erzielt, entschied - damals mit einer Förderlizenz für die Lions spielend - mit seinem Tor das DEL-Derby zwischen Frankfurt und Mannheim. Den Versuch, im folgenden Jahr beim Zweitligisten Hannover Fuß zu fassen, beendete er aber nach nur wenigen Wochen und kehrte in die Wetterau zurück, wo ihm von den Funktionären und Trainer Fred Carroll Vertrauen und Geborgenheit vermittelt wurde. Im Frühjahr nun trennten sich die Wege. Lanny Gare, Kevin Lavallee und Co. suchten die sportliche Herausforderung in der 2. Bundesliga, Schwab entschied sich für Familie und Beruf. Der Kasselaner ist in seine Heimat zurückgekehrt.

Am Freitag (19.30 Uhr), im Derby der Oberliga West zwischen den Roten Teufel und den Huskies, kommt’s im Colonel-Knight-Stadion zum Wiedersehen mit ehemaligen Mitspielern, mit Freunden auf der Tribüne. WZ-Redakteur Michael Nickolaus hat vorm Derby mit Tobias Schwab gesprochen.

Tobias Schwab, Sie haben in Bad Nauheim als Vollprofi gespielt. Jetzt, in der Heimat, kombinieren Sie den Sport mit einer Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik. Haben Sie sich schon an den neuen Tagesablauf gewöhnt?

Tobias Schwab : Das ist sicherlich eine Umstellung. Mein Tag beginnt nun in der Regel morgens um 7 Uhr, ich arbeite bis 15 Uhr. Abends haben wir Training. Ich bin selten vor 21 Uhr zu Hause. Wenn ich dann aber auf dem Eis stehe, macht das keinen Unterschied mehr. Da gebe ich alles für die Mannschaft.

Morgen kehren Sie nach Bad Nauheim zurück. Was ist aus viereinhalb Jahren bei den Roten Teufeln hängen geblieben?

Schwab: Ich habe den Spaß am Eishockey wiedergefunden, den ich einst verloren hatte und bin den Verantwortlichen sehr dankbar, dass sie mir das Vertrauen geschenkt haben. Auch menschlich habe ich mich weiterentwickelt. Ich freue mich sehr auf dieses Spiel, darauf, alte Bekannte zu treffen.

Wie werden Sie von den RT-Fans empfangen werden?

Schwab: Wenn ich ausgepfiffen werde, dann kann ich das nicht ändern. Ich habe Bad Nauheim aber nicht im Streit verlassen. Der Wechsel hatte private und berufliche Gründe. Das weiß auch jeder, und ich denke, deshalb ist diese Situation auch nicht mit anderen zu vergleichen.

Der neue RT-TrainerFrank Carnevale wollte Sie unbedingt in Bad Nauheim halten, hat Sie direkt nach seiner Verpflichtung kontaktiert.

Schwab: Ja, das stimmt, und sein Anruf hat mir auch geschmeichelt. Zu diesem Zeitpunkt war mit den Huskies im Grunde genommen aber schon alles geklärt und die Entscheidung bereits gefallen. Nur die Unterschrift hatte noch gefehlt.

Sie sind aus der Top-Formation der Roten Teufel anfangs in den dritten Block der Huskies gerutscht.

Schwab: Ja, anfangs. Ich denke, unsere Offensiv-Qualität ist unsere große Stärke. Wir haben drei Reihen, die allesamt scoren und ein Spiel entscheiden können. Inzwischen spiele ich in der zweiten Reihe mit Kyle Doyle und Brad Snetsinger.

Wovor werden Sie Ihre Teamkollegen vor dem Spiel bezüglich der Roten Teufel warnen?

Schwab: Vor der Atmosphäre. Eine solche Kulisse kennen wir von Auswärtsspielen ja nicht, höchstens aus Frankfurt. Wenn Bad Nauheim in Führung geht und die Fans im Rücken hat, die die eigene Mannschaft lautstark anpeitschen, wird’s schwer, ins Spiel zurückzukommen. Ich hoffe, dass wir mit einem Führungstreffer die Zuschauer aus dem Spiel nehmen können.

Bad Nauheim hat gegen die West-Top-Klubs Duisburg und Frankfurt gespielt, im Pokal zudem Dresden geschlagen. In der Bilanz der Huskies stehen zweistellige Siege gegen Neuwied und Ratingen. Haben Sie Bedenken, beim ersten Härtetest überrannt zu werden?

Schwab: Nein. Wir sind erfahren genug, um zu wissen, was uns erwartet. Wer sich in Kassel den Terminplan angeschaut hat, der wusste genau: Für die Huskies beginnt die Saison am 2. November.

Ist das Leistungsgefälle innerhalb der West-Gruppe im Vergleich zum Vorjahr größer geworden?

Schwab: Auf jeden Fall. Neuwied und Ratingen fallen ganz deutlich ab.

Wie halten Sie bei solchen Schützenfesten die Motivation aufrecht?

Schwab: Natürlich ist das nicht ganz einfach, aber ich denke, unser Trainer Uli Egen findet da schon die richtigen Worte.

Im Kader der Huskies stehen viele Spieler mit Bezug zur Region, viele verbinden den Sport mit Ausbildung oder Studium, können nur einmal am Tag trainieren. Ist unter diesem Aspekt der Aufstsieg überhaupt erstrebenswert und umzusetzen?

Schwab: Das wird man sehen, wenn es denn soweit ist. Derzeit ist unser Ziel das Erreichen der Playoff-Spiele. Und dann schauen wir weiter. Von den Strukturen und dem Umfeld her ist Kassel jedenfalls klar in Richtung 2. Bundesliga ausgerichtet.

Aus der Distanz betrachtet: Wer ist der größere Konkurrent? Bad Nauheim oder Frankfurt?

Schwab: Was Bad Nauheim angeht, war ich den Sommer über etwas skeptisch. Aber die Mannschaft hat inzwischen schon gezeigt, dass mit ihr zu rechnen ist. Zu Frankfurt möchte ich mir aus der Ferne kein Urteil erlauben.

Wagen Sie einen Tipp für das Derby?

Schwab: Nein, ich möchte lieber nicht tippen. Aber es ist doch klar, dass wir nach Bad Nauheim kommen, um das Spiel für uns zu entscheiden.

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