Chris Stanley kommt als REV-Top-Scorer
(mn) Der EC Bad Nauheim hat die erste Kontingentstelle für die Saison 2012/13 besetzt und in der Eishockey-Oberliga West zugleich für einen Paukenschlag gesorgt. Vom Zweitligisten REV Bremerhaven wechselt Mittelstürmer Chris Stanley in die Wetterau.
Der 33-jährige Kanadier war in den vergangenen drei Spielzeiten jeweils der Top-Scorer der Nordseestädter. 20 Tore und 37 Vorlagen aus 53 Spielen weist seine Bilanz aus dem letzten Winter aus, den sportlichen Abstieg konnte Stanley, in der ersten Saisonhälfte Kapitän der Pinguine, allerdings nicht verhindern. »Besser kann man die Position eigentlich nicht besetzen«, ist Andreas Ortwein nach dem bislang wohl spektakulärsten Transfer in der dritten deutschen Spielklasse überzeugt, letztlich habe sich die Geduld ausgezahlt. Im April/Mai sei eine solche Verpflichtung undenkbar gewesen, sagt der RT-Geschäftsführer. Stanley bestritt seit 2008 über 200 Spiele für den SC Riessersee und den REV Bremerhaven in der 2. Bundesliga, erzielte 95 Tore und gab 128 Vorlagen (213 Strafminuten).
Erst am vergangenen Freitag hatten die Verhandlungen mit dem 185 Zentimeter großen und 99 Kilogramm schweren Kraftpaket so richtig Fahrt aufgenommen, in unzähligen Telefonaten ist es Trainer Frank Carnevale gelungen, Stanley von der ihm zugedachten sportlichen Rolle und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Bad Nauheim zu überzeugen. »Er hat eine ungeheure körperliche Präsenz, wahnsinnig gute Hände und ist ein Führungsspieler.
Genau das haben wir gesucht«, charakterisiert Ortwein den Neuzugang, der den Geschäftsführer an die finanzielle Schmerzgrenze gehen ließ. Strukturell sei man von einigen unteren Zweitligisten nicht weit entfernt, und in Bad Nauheim habe der Spieler die Perspektive, unter einem kanadischen Trainer oben mitzuspielen, sagt Ortwein.
Chris Stanley wurde am 18. Juni 1979 in Parry Sound in der kanadischen Provinz Ontario geboren. Der Viertrunden-Draft-Pick der Vancouver Canucks (1997) spielte zwischen 1996 und 2000 für die Belleville Bulls in der OHL, lief in den folgenden vier Jahren für die Dalhouse Universität (CIS) auf (wurde 2004 als »Spieler des Jahres« ausgezeichnet) und entschied sich nach zwei Spielzeiten bei den Las Vegas Wranglers (ECHL) zu einem Wechsel nach Europa.
In Heilbronn, beim damaligen Drittligisten, war Ex-Teufel Manuel Weibler sein Teamkollege, im folgenden Winter lief Stanley für den italienischen Erstligisten Asiago auf. Über ein Intermezzo beim EC Dornbirn in Österreich kam Stanley zurück nach Deutschland; zunächst für ein Jahr zum SC Riessersee, anschließend für drei Jahre zum REV Bremerhaven.
Dort gilt Stanley als tadelloser Sportsmann und charakterlich einwandfreier Spieler mit großer Übersicht, der die Scheibe ebenso glänzend verteilen wie auch abschirmen kann. Zum Ende der letzten Saison hin musste Stanley – neben Trainer Gunar Leidborg – allerdings als Sündenbock für die rasante Talfahrt der Nordseestädter herhalten. Das Kapitänsamt musste der Routinier abgeben, ebenso den »Goldhelm«, den der jeweilige Top-Scorer eines Zweitliga-Teams priviligiert tragen darf, beziehungsweise gemäß Durchführungsbestimmungen gar tragen muss. Zwar hatten Teammanager Alfred Prey und der künftige Trainer Mike Stewart durchaus eine Vertragsverlängerung mit Chris Stanley in Erwägung gezogen, doch wäre ein solcher Kontrakt den eigenen Fans nicht mehr darzustellen gewesen.
Die Roten Teufel haben damit noch eine Position zu besetzen; die Stelle des nominellen Top-Verteidigers. Die Frage, ob auf einen hierzulande bereits erfahrenen Akteur gesetzt oder ein Europa-Nobody verpflichtet werden soll, lässt Ortwein offen. Man schaue sich auf beiden Märkten um.
Ad acta gelegt ist die Personalie Jannik Striepeke. Der Stürmer wird kein Angebot der Roten Teufel erhalten und soll sich in Richtung Bayernliga orientiert haben.
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Julian Napravnik aus dem Nachwuchs der Roten Teufel hat sich für die deutsche U16-Nationalmannschaft empfehlen können. Im Rahmen dreier Sichtungslehrgänge hatte der Stürmer Bundestrainer Jim Setters überzeugen können. »Ich freue mich riesig«, sagt Napravnik, der in dieser Woche mit der nationalen Auswahl in Füssen und Zuchwil (Schweiz) drei Spiele bestreiten wird. »Er hat sich in den letzten beiden Jahren enorm weiterentwickelt, zeigt Willen und Ehrgeiz und hat das Talent, es weit zu bringen«, sagt Nachwuchstrainer Daniel Heinrizi. Julian, der jüngere der beiden Napravnik-Brüder, wechselt zur anstehenden Spielzeit von den Roten Teufeln zu den Jungadler Mannheim. Mit den Kurpfälzern kooperieren die Badestädter damit vom Senioren- bis in den Schülerbereich.