»Charakter und Tiefe entscheiden« bei den Roten Teufeln
(mn) Aaron Reckers, Josiah Anderson (dessen Verpflichtung sich abzeichnet) und Mister X (ein Stürmer, der bald unterschreiben soll): Frank Carnevale, Trainer des Eishockey-Oberligisten EC Bad Nauheim, bringt frischen Wind in die Kabine der Roten Teufel und erhöht den Konkurrenzdruck innerhalb der Mannschaft.
»Am Ende werden Team-Charakter und Tiefe im Kader entscheiden«, ist er nach den Eindrücken von fünf hessischen Derbys sicher und hat mit Konstantin Firsanov (Freiburg) zugleich den ersten Spieler aussortiert, dem er in der entscheidenden Saisonphase kein Vertrauen schenkt. Ob über diese Aktivitäten hinaus personelle Entscheidungen bis 31. fallen werden, ließ der Coach der Teufel am Dienstagmorgen offen. »Wir werden sehen, inwiefern noch Handlungsmöglichkeiten bestehen.«
Aaron Reckers, der am Dienstag in Bad Nauheim eingetroffen ist, soll den Druck auf die bislang sechs gesetzten Verteidiger erhöhen und als Rechtsschütze auch die taktischen Variationsmöglichkeiten verbessern. Dass der 23-Jährige in Dresden in dieser Saison gänzlich ohne Scorerpunkt geblieben ist, lässt Carnevale unbeeindruckt. »Was hat das zu bedeuten? Ein Marius Pöpel beispielsweise hat noch nicht einmal in der 2. Liga gespielt.
Und dennoch spielt er bei uns eine wichtige Rolle«, zieht der Italo-Kanadier einen Vergleich und fragt: »Wer hatte vor der Saison denn einen Sven Schlicht oder Tim May auf der Rechnung? Gerade am Sonntag hat man gesehen, wie sehr uns ein Tim May gefehlt hat.«
Obendrein lässt Carnevale durchblicken, Josiah Anderson, der auf eigene Kosten zum Probetraining aus der kanadischen Provinz British Columbia eingeflogen ist, unbedingt vertraglich binden zu wollen. »Charakterlich top. Er ist ein Rollenspieler und hat das Herz am richtigen Fleck. Unsere Mannschaft braucht seine Physis. Ein Spieler wie er wird die vierte Reihe – die bislang ja im Grunde überhaupt nicht existent war – enorm aufwerten«, ist Carnevale sicher. Vor zweieinhalb Jahren hatte sich Josiah Anderson, der nicht unter das Ausländerkontingent fällt, für die Familie und gegen das Profi-Eishockey entschieden. Der 26-jährige Angreifer, der während seiner drei Spielzeiten bei den Hannover Indians (zwei Jahre Oberliga, eine Spielzeit 2. Bundesliga) nie unter 140 Strafminuten geblieben ist, war auf einer Öl-Bohrinsel tätig und hatte nur nebenbei im Amateur-Bereich gespielt.
Über den dritten potenziellen Neuzugang schweigt sich der Trainer noch aus. »Er wird uns offensiv weitere Optionen geben«, sagt er lapidar.
Am Sonntag, beim 4:2-Pflichtsieg gegen Krefeld, hatten die Roten Teufel mit den Spuren vom Donnerstag, dem 2:4 in Frankfurt, zu kämpfen; weniger körperlich, vielmehr mental. »Die Jungs waren am Sonntag mit dem Kopf nicht im Spiel. Wir können über diesen Sieg sehr glücklich sein«, sagt Carnevale. »Rückschläge sind eine neue Erfahrung. Niederlagen rauben immer ein wenig das Selbstvertrauen, auch nach 25 Spielen, die wir nicht verloren haben. Die Mannschaft muss lernen damit umzugehen. Gerade mit Blick auf den Spielrhythmus in den Playoffs. Ich habe bei uns nicht die erhoffte Reaktion gesehen. Daraus müssen wir lernen.« Immerhin: Während die Löwen Frankfurt im Laufe der Vorrunde mit schlechten Leistungen in Krefeld und Dortmund die entscheidenden Zähler auf dem Weg zum West-Titel verspielt hatten, hat der EC Bad Nauheim unterm Strich drei Punkte verbuchen können.