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Ein Blackout – oder mehr?

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(mw) Der EC Bad Nauheim auf Talfahrt? Die letzte Chance auf die Playoffs in der vergangenen Woche mit Niederlagen bei den Kellerkindern Kaufbeuren und Heilbronn schon verspielt? Der Torwartwechsel vom Sonntag ein folgenschwerer Fehler? Die deutliche 0:5-Niederlage nach einer desolaten Leistung in Heilbronn am vergangenen Sonntag hat auf den Plattformen des Eishockey-Zweitligisten für einen kleineren Shitstorm gesorgt.

Fans, die live dabei waren, zeigten sich sehr verärgert über die Art und Weise, wie sich die Mannschaft präsentierte – und sprachen als Folge daraus teilweise dem EC die Playoff-Tauglichkeit ab. Die Dimension überrascht etwas, hat das Team doch in der Ära Daniel Heinrizi (zehn Spiele) erstmals einen 60-Minuten-Blackout gezeigt; zudem sind die Auswärtsleistungen des Teams über die gesamte Saison gesehen schwach: Nur zwei »Dreier« (kein Team ist schlechter), nur 13 Punkte aus 20 Spielen, desolate Auftritte schon unter Frank Carnevale unter anderem in Landshut (1:10) und Crimmitschau (1:5). Daniel Heinrizi wurde kürzlich zum Chefcoach bis zum Saisonende ernannt und hat mit den Schwierigkeiten zu kämpfen, dass einige Spieler verletzt sind (Ringwald, Heid), die mannschaftliche Geschlossenheit noch nicht optimal ist und die Erwartungen im Umfeld teilweise sehr hoch sind. Fakt ist: Die Roten Teufel liegen »nur« fünf Punkte hinter Platz acht und haben bei 42 noch zu vergebenden Punkten sicherlich eine realistische Chance, das Saisonziel noch zu erreichen. Heinrizi sagt zwar, dass er die Reaktionen in den Foren und sozialen Netzwerken nicht lese; die WZ sprach mit dem 28-Jährigen dennoch über einige online geäußerten Kritikpunkte der Fans:

Die desolate Leistung in Heilbronn: »Wir hatten in einigen Phasen leichtes Oberwasser. Aber es gibt nichts schönzureden. Wir haben ganz viele Checks nicht zu Ende gefahren, haben zu viele Zweikämpfe verloren. Wir sind auswärts zu schwach, das wissen wir. Das ist aber schon in der ganzen Saison so. Hätte ich ein Rezept dagegen, würde ich es natürlich sofort anwenden.«

Das schlechte Powerplay: »Wir sind einfach zu kompliziert. Noch ein Pass, noch ein Pass und noch ein Pass. Es fehlt der Zug zum Tor. Daran müssen wir arbeiten.«

Die Nominierung von Bartels: »Domenic hatte keine Schuld an der Niederlage, keines der Gegentore konnte er verhindern. Da müssen wir die Feldspieler eher in die Pflicht nehmen. Wir hatten uns schon am vergangenen Montag darauf verständigt, dass er bei seinem Ex-Verein im Tor stehen wird. Er arbeitet hart und akzeptiert seinen Nummer-zwei-Status. In Heilbronn, bei unserem Sieg im Oktober, hat er gut gehalten. Deswegen hatte er unser Vertrauen. Jan Guryca hatte lange Zeit kaum gespielt und machte nun zehn Spiele in 23 Tagen. Er hatte absolut Verständnis für unsere Entscheidung, ihm mal eine Pause zu gönnen.«

Die fehlende Geschlossenheit in der Mannschaft: »Die Mannschaft ist in den vergangenen Wochen enger zusammengerückt.«

Seine Unerfahrenheit als Chefcoach: »Ich bin ein junger Trainer, das ist klar. Aber ich habe das Vertrauen der Verantwortlichen, und ich nehme diese Aufgabe gerne an. Wir haben einen guten Weg gefunden in den vergangenen Wochen. Wir haben auswärts gute Spiele gezeigt, beispielsweise in Bietigheim, Garmisch und Rosenheim; auch in Kaufbeuren war es am Ende okay. Zuhause haben wir nach meiner Auftaktniederlage gegen Dresden viermal gewonnen. Das kann sich sehen lassen.«

Mit den Äußerungen im Internet hat sich Geschäftsführer Andreas Ortwein beschäftigt – und auch schriftlich Stellung bezogen. »Wir gewinnen als Team und alle freuen sich zusammen. Und wir verlieren als Team und müssen uns auch wieder zusammen rankämpfen. Gleiches sollte übrigens auch für die Fans gelten. Ich glaube, Enttäuschung und sachliche Kritik nach der gestrigen Niederlage sind absolut angebracht. Aber ich finde ganz offen – manch einer übertreibt es an der Stelle. [...] Wir brauchen den siebten Mann – und nur gemeinsam können wir in dieser extrem ausglichenen Liga etwas erreichen«, schrieb er auf der offiziellen Facebook-Seite des EC.

A-Trainerschein-Inhaber Heinrizi hat nun erstmals länger Zeit, an den Defiziten seiner Mannschaft (Chancenverwertung, Powerplay, Geschlossenheit) zu arbeiten. Erstmals in seiner Amtszeit steht keine englische Woche an. Sechs Trainingseinheiten hat Heinrizi vor dem Auswärtsspiel am Freitag in Dresden angesetzt. »Wir werden intern die Fehler aufzeigen und ansprechen. Jeder Spieler hat nach dem Sonntag-Spiel seine Hausaufgaben bekommen«, sagt Heinrizi, der selbst »Hausaufgaben« erledigte und sich neben dem Fehlerstudium aus dem eigenen Spiel die Partie zwischen Bremerhaven und Dresden vom Sonntag (4:0) anschaute – den beiden Gegnern des EC am kommenden Wochenende.

Ob Dennis Reimer nach seiner erlittenen Kopfverletzung vom Freitag in Dresden wieder zur Verfügung steht, ist noch nicht sicher. Taylor Carnevale hat sich unterdessen eine Lendenwirbelsäulenprellung mit Bandscheibenvorwölbung zugezogen, der Topscorer fehlt wahrscheinlich weitere vier bis sechs Wochen.

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