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André Micelotta: »Jeder fängt bei null an«

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(ub) Der Trainer des Gruppenligisten SV Steinfurth, André Micelotta, spricht im Interview mit der WZ über die »Neuen«, die Vorbereitung und warum das Auftaktprogramm »nicht von Pappe ist«.

Letzte Runde zählte der SV Steinfurth in der Gruppenliga Frankfurt West zweifellos zum kleinen Kreis jener Klub, die ganz Erstaunliches vollbrachten. Nach zwölf Startniederlagen, Benjamin Bindewalds Trainer-Rücktritt und einer total missratenen Vorrunde auf Abstiegskurs segelnd, rafften sich die Fußballer aus dem Bad Nauheimer Stadtteil zu einem Kraftakt der besonderen Art auf, holten vor allem dank einer starken Defensive in der Rückrunde noch jede Menge Punkte (23) und landeten in der Endabrechnung noch vor den Vereinen KSV Klein-Karben II, Westend Frankfurt, FV Stierstadt und SV Nieder-Wöllstadt auf Platz 13. Eine Position, die zum Klassenerhalt reichte.

Ganz entscheidenden Anteil an dieser positiven Kehrtwende hatte Bindewald-Nachfolger André Micelotta. Der 35-jährige SVS-Spielertrainer, der früher auch schon beim SV Nieder-Wöllstadt, in Ober-Mörlen, Staden und bei den Ockstädter Germanen als Leistungsträger galt, unterhielt sich mit WZ-Mitarbeiter Uwe Born über den fußballspezifischen Stand der Dinge im Rosendorf.

André Micelotta, wie fühlt man sich so als Spielertrainer, der mehr oder weniger unfreiwillig in diese Rolle schlüpfte? Macht es Spaß, oder empfinden Sie es eher als Last, mehr Verantwortung tragen zu müssen?

André Micelotta: Würde es keinen Spaß machen, hätte ich Benjamin Bindewalds Traineramt im Herbst vergangenen Jahres gewiss nicht übernommen, und schon gar nicht als Coach verlängert. Wir haben hier vor Ort vorwiegend junge Spieler. Die können, so glaube ich, von meiner Erfahrung profitieren. Es passt eigentlich alles zusammen. Und wenn sich dann, wie letzte Saison in der Rückrunde geschehen, auch noch Erfolge hinzugesellen, ist die ganze Sache doppelt angenehm.

Die Vorrunde der Saison 2010/2011 hat der SV Steinfurth nahezu komplett verschlafen. Woran lag das, und wie gedenken Sie zu verfahren, um ein ähnliches Desaster ab Anfang August zu vermeiden?

Micelotta: Seinerzeit mussten wir aufgrund etlicher Abgänge viele neue Spieler integrieren. Hinzu kamen Verletzungen wichtiger Stammkräfte, worunter natürlich auch der Trainingsbetrieb enorm litt. Das konnte nicht gut gehen. Mittlerweile sieht's anders aus. Unsere Mannschaft ist zu einer Einheit zusammen gewachsen, die Stimmung ist prima, und mit Benjamin Bindewald hat uns praktisch nur ein Stammspieler in Richtung SV Schwalheim verlassen. Meine Forderungen ans Team: Ein wenig mehr Disziplin und konstante Trainingsbeteiligung.

Zu- und Abgänge hielten sich diesmal in etwa die Waage. Welchen Spielern der »Neuen« trauen Sie den Sprung in die Gruppenliga-Stammelf zu?

Micelotta: Wir haben Martin Zinkl, Oliver Stein, Toni John, Ivan Pejic und Asmir Emrovic nicht geholt, um sie in unserer Zweiten zu parken. Jeder dieser Spieler bringt den Ehrgeiz mit, sich weiter zu entwickeln, um in der Gruppenliga seinen Mann zu stehen. Ob das klappt, wird sich finden. Ganz grundsätzlich fängt jeder bei null an. Das gilt nicht nur für die neuen Leute, sondern für den kompletten, 17 Spieler umfassenden Kader.

Welche Ziele verfolgen Sie und ihr Team in der kommenden Runde?

Micelotta: Primär natürlich den Klassenerhalt. Ferner muss es uns gelingen, vom Start weg Punkte zu sammeln, um nicht in Zugzwang zu geraten. Dass unser Auftakt-Programm nicht von Pappe ist, ändert daran gar nichts. Erst bei Westend Frankfurt, dann mit Bornheim, Oberursel und DJK Bad Homburg drei dicke Brocken - schwieriger hätte es kaum kommen können.

Gibt's für Sie einen klaren Titelfavoriten? Wen erwarten Sie im Abstiegskampf?

Micelotta: Verbandsliga-Absteiger Eintracht Oberursel, die DJK Bad Homburg, Vatan Spor Bad Homburg und der FC Kalbach verfügen über viel Qualität. Sichert sich einer dieser Vereine die Meisterschaft, würde es mich nicht überraschen. Dagegen werden sich der FV Stierstadt und die SG Westend Frankfurt wohl erneut im Tabellenkeller wiederfinden. Ich gehe mal davon aus, dass uns ein ähnliches Schicksal erspart bleibt.

Dem SV Steinfurth wurde von der Gruppenliga-Konkurrenz eine zuweilen recht rustikale Gangart unterstellt. Halten Sie dieses eher negative Image für gerechtfertigt?

Micelotta: Absolut nicht. Vielmehr bevorzugen wir ein taktisches Grund-Konzept, das vielen Gegnern nicht behagt. Libero plus Manndecker war hinten unsere Devise, und darauf setzten wir auch in Zukunft. Dass direktes Tackling jenen Mannschaften, die mit Kette operieren, nicht zusagt, ist nicht unser Problem. Der SV Steinfurth setzt auf Kampf, ausgestattet mit Kraft und Fitness. Damit hatten wir Erfolg. Beispielsweise mussten wir von Anfang März bis Ende Mai zu Hause keinen Gegentreffer quittieren, wobei sich auch offensivstarke Klubs wie die inzwischen aufgestiegene SG Anspach, Vatan Spor Bad Homburg oder Kalbach an unsere Abwehr die Zähne ausbissen. Das spricht für uns. Mit zu harter Spielweise hat das nichts zu tun.

Diese Woche begann auch für den SV Steinfurth die so wichtige Vorbereitungsphase. Wie sieht der Fahrplan aus?

Micelotta: Ganz normal, nämlich aufgeteilt in viele Testspiele und noch mehr Training. Nächsten Samstag spielen wir ab 17.45 Uhr bei der TSG Ober-Wöllstadt, einen Tag später, also am Sonntag, auf dem Rödgener Kunstrasen ab 10 Uhr gegen den SV Schwalheim. Weitere Partien sind am 17. Juli gegen den TSV Dorn-Assenheim sowie am 25. Juli gegen die U19-Auswahl des VfB Gießen [Anmerkung der Redaktion: Neuer Trainer ist dort Olaf Kraft, zuvor unter anderem in Nieder-Weisel, Beienheim und Burg-Gräfenrode Aktiven-Trainer] vorgesehen. Ferner sind wir vom 27. bis 31. Juli Gastgeber der Bad Nauheimer Stadtmeisterschaften, bei denen wir unseren Titel aus dem Vorjahr natürlich verteidigen wollen. Abgerundet wird das Ganze durch ein Trainingslager vom 22. bis 24. Juli in Hochwaldhausen.

Maximilian Esposito steht Ihnen erneut unterstützend zur Seite. Wer ist, wenn's teamintern hart auf hart geht, in letzter Konsequenz für die bindenden Entscheidungen verantwortlich? Beide zusammen, oder Sie alleine?

Micelotta: Das ist klar geregelt. Natürlich sprechen wir uns ab, und in fast allen Fällen liegen wir da auf einer Linie. Sollten sich allerdings mal Differenzen ergeben, entscheide ich, was Sache ist. Schließlich muss einer die Verantwortung übernehmen. Eben der Spielertrainer, also ich.

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