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VfB-Meistertorhüter Timo Hildebrand über Uli Hoeneß: „Er hat sich nicht mehr gemeldet“

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Von: Niklas Noack

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Timo Hildebrand, ehemaliger Keeper des VfB Stuttgart, ist im Jahr 2020 zu Gast beim 30. Mercedes-Benz Junior Cup.
Timo Hildebrand ist beim VfB Stuttgart zur Legende geworden. © Alexander Keppler/www.imago-images.de

Als Torhüter ist Timo Hildebrand 2007 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister geworden. Inzwischen führt er ein veganes Restaurant. Mit BW24 sprach er über Uli Hoeneß, den VfB und seinen Einsatz als SWR-Experte bei der Partie gegen den FC Valencia am Samstag.

Herr Hildebrand, Sie führen seit Längerem ein veganes Restaurant in Stuttgart. Ist Uli Hoeneß inzwischen Ihrer Einladung gefolgt?

Leider noch nicht. Er hat sich nicht mehr bei mir gemeldet. Vielleicht ist er irgendwann mal in der Nähe und erinnert sich daran, aber es wäre auch nicht schlimm, wenn er nicht reinschneit. Ich lasse mich überraschen.

Hoeneß hatte sich ja abfällig über vegane Ernährung geäußert. Meinte, sie würde krank machen. Werden Sie häufiger mit solchen Vorurteilen konfrontiert und wie gehen Sie damit um? 

Ich glaube, es ging ihm letztendlich nur darum, dass auf ihn von militanten Veganern mit dem Finger gezeigt wird.

Wenn man es richtig macht, ist eine ausgewogene Ernährung möglich. Ich selbst bin kein hundertprozentiger Veganer. Nur Fleisch habe ich schon Ewigkeiten nicht mehr gegessen. Unterm Strich gibt es jedoch genügend Vorurteile, die man entkräften kann.

Kommen wir zum Sportlichen. Sie sind 2007 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister geworden. Anschließend wechselten Sie zum FC Valencia. In Spanien blieb der Erfolg aus und Sie wurden zum Wandervogel. Bereuen Sie es im Nachhinein, Stuttgart verlassen zu haben?

Nein, man entscheidet zu einem gewissen Zeitpunkt immer so gut, wie man kann. Ich wollte einfach etwas anderes sehen. Es war eine turbulente Zeit in Valencia, aber ich habe etwas fürs Leben gelernt. Ich möchte die Zeit keinesfalls missen.

Nach der Partie gegen Energie Cottbus hebt Timo Hildebrand vom VfB Stuttgart die Meisterschale in den Himmel.
Im Jahr 2007 gewann Timo Hildebrand mit dem VfB Stuttgart die Meisterschale. © Pressefoto Rudel/Robin Rudel/www.imago-images.de

VfB Stuttgart: Legende Timo Hildebrand ist gegen den FC Valencia als SWR-Experte im Einsatz

Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?

Demut. Was ich davon habe, Fußballer zu sein. Es war keine einfache Zeit, ich war raus aus meiner Komfortzone, die ich in Stuttgart über Jahre hinweg aufgebaut hatte.

Was verbinden Sie heute noch mit dem FC Valencia?

Zum Verein habe ich keinen Kontakt mehr. Ich habe nur paar Freunde dort, die ich hin und wieder besuche.

Am Samstag sind Sie für den SWR als TV-Experte im Einsatz. Haben Sie diesbezüglich eigentlich ein Vorbild?

Nein, ich versuche mein Bestes zu geben. Ich habe schon länger keine Expertenanfragen mehr bekommen. Zuletzt war ich bei Euro-League-Spielen im Einsatz.

Kann man von Ihnen am Samstag eher coole Sprüche oder taktische Analysen erwarten?

Gemischt. Ich bin auch gerne mal lustig und versuche dabei bisschen Analyse mit reinzubringen. Aber es ist ein Freundschaftsspiel und geht nicht um den Champions-League-Titel, von daher wird es eher locker.

Ich bin ausgerastet wie jeder andere auch

- Timo Hildebrand, ehemaliger Torhüter des VfB Stuttgart -

Timo Hildebrand stärkt VfB-Keeper Florian Müller den Rücken

Zurück zum VfB Stuttgart. Wie haben Sie das Saisonfinale mit dem Last-Minute-Klassenerhalt gegen den 1. FC Köln erlebt?

Ich war im Stadion und bin ausgerastet wie jeder andere auch. Ich war mit meinem Sohn danach in der Kabine und wollte ihm ermöglichen, dass er sowas hautnah miterlebt.

Viele haben gesagt, dass das Stadion mehr ausgerastet ist als bei der Meisterschaft.

Das muss man gar nicht vergleichen. Damals war es eine Riesenüberraschung. Und klar haben sich die Menschen jetzt auch gefreut, dass wir in der Bundesliga geblieben sind. Der VfB ist einfach keine Fahrstuhlmannschaft. Es war eine kritische Saison und das Spiel war dramatisch. Deswegen sind die Menschen total ausgerastet.

Was trauen Sie dem VfB in der anstehenden Saison zu?

Ich glaube, jeder ist damit zufrieden, wenn es eine ruhigere Saison wird als die letzte.

Torwart Florian Müller steht häufig in der Kritik. Es heißt, er würde nicht die Unhaltbaren parieren. Können Sie die Kritik als ehemaliger Bundsligakeeper nachvollziehen? 

Als Sportler, als Fußballer, gerade als Torhüter, stehst du immer in der Kritik. Es war keine einfache Saison für den Klub, auch nicht für ihn und deswegen hoffe ich, dass er dieses Jahr davon profitiert, wenn die Mannschaft stabiler ist. Er ist in der vergangenen Spielzeit neu dazugekommen und es war eine Eingewöhnungsphase für ihn. Ich wünsche ihm jedenfalls alles Gute für die Zukunft.

Herr Hildebrand, vielen Dank fürs Gespräch. 

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