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„Das Land war geteilt“: Flick beklagt nach WM-Aus fehlende Unterstützung – und kritisiert eigene Spieler

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Von: Antonio José Riether

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Für Hansi Flick bemängelte die Stimmung im Land während der Weltmeisterschaft in Katar. Für den Bundestrainer war das Turnier zu stark politisiert.

München - Vor bald drei Wochen besiegelte ein deutlich zu niedrig ausgefallener 4:2-Sieg über Costa Rica das Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft. Bundestrainer Hansi Flick ist seitdem den Gründen für das enttäuschende Turnier auf der Spur. Doch nicht nur die sportlichen Hintergründe beschäftigen ihn, in einem Interview mit dem Sport-Informationsdienst prangerte der 57-Jährige die fehlende Hilfe der Politik sowie fehlende Unterstützung aus der Heimat an.

Hansi Flick
Geboren: 24. Februar 1965 in Heidelberg
Position: Bundestrainer
Bundestrainer seit: 1. August 2021
Vorherige Stationen aus Cheftrainer: FC Bayern, TSG Hoffenheim, FC Bammental

„Effizienz hat gefehlt“: Hansi Flick spricht über sportliche Gründe für WM-Aus in Katar

Nach der WM war es ruhig um Flick geworden, beim ersten Treffen mit der DFB-Spitze nach der Ankunft in Deutschland verließ er das Verbandsgelände kommentarlos. Nun sprach er in einem Interview mit dem Sport-Informationsdienst über die Gründe für das Scheitern seines Plans in Katar.

„Uns hat die Effizienz gefehlt. Defensiv war es nur Durchschnitt, da hatten wir zu wenig Kompaktheit“, begründete der Heidelberger das Vorrundenaus. Die letzten K.o.-Spiele des Turniers zu verfolgen, war für Flick offenbar nicht einfach. „Man denkt schon: Da hätten wir auch sein können. Wir müssen die Verantwortung dafür übernehmen, dass wir frühzeitig ausgeschieden sind. Es lässt sich leider nicht mehr ändern und es ist sehr, sehr schade“, sagte der Bundestrainer.

Hansi Flick und sein DFB-Team enttäuschten bei der WM in Katar.
Hansi Flick und sein DFB-Team enttäuschten bei der WM in Katar. © Frank Hoermann/imago

Bundestrainer Flick hätte sich politische Unterstützung gewünscht - „Fußball wird zu stark politisiert“

Den ehemaligen FC-Bayern-Chefcoach störten offenbar auch die vielen Nebengeräusche beim WM-Turnier im umstrittenen Gastgeberland, etwa die Debatte um die „One Love“-Binde. Der DFB hatte groß angekündigt, die Kapitänsbinde beim Turnier zu tragen, um die eigenen Werte zu repräsentieren. Nach einem Verbot Seitens der FIFA mit Androhungen angeblicher sportlicher Strafen machte der Verband allerdings einen Rückzieher und verzichtete auf das Tragen der Binde.

Hansi Flick beklagte an dieser Stelle die fehlende Unterstützung aus der deutschen Politik. „Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat sinngemäß gesagt: ‚Der Fußball wird zu stark politisiert, unsere Spieler sollen sich auf den Fußball konzentrieren, Politik mache ich.‘ Das wäre auch ein gutes Zeichen für uns gewesen“, sagte der Bundestrainer und ergänzte: „Für die Politik sind andere ausgebildet.“

Hansi Flick bemängelt Kritik am Gastgeber: „Stimmung gegen Katar war im Vorfeld wahnsinnig stark“

Ob die deutschen Nationalspieler ohne das minimale politische Zeichen vor dem Japan-Spiel ein anderes Turnier gespielt hätten, lässt sich im Nachhinein schwer sagen. Dabei bekam die deutsche Mannschaft auch viel Lob für die Mund-zu-Geste, die auf die fehlende Meinungsfreiheit in Katar abzielte.

Flick war die Politisierung des Turniers dennoch zu viel, bereits in den Jahren und Monaten vor dem Turnier gab es etwa Berichte über tausende tote Gastarbeiter und die teils verheerende Menschenrechtslage im Land. „Die Stimmung gegen Katar war im Vorfeld wahnsinnig stark. Viele haben die Spiele geschaut, viele andere hatten Bedenken. Das Land war geteilt, und das ist schade, Fußball sollte ja verbinden“, so Flicks Eindruck.

Hansi Flick kritisiert Stimmung in Deutschland - „bedingungslose Unterstützung“ bei anderen Nationen

Dem Bundestrainer hätte sich also mehr Unterstützung aus der Heimat gewünscht und hat offenbar wenig Verständnis für die kritische Haltung vieler Fußballfans in Deutschland. Darum verweist Flick auf andere Nationen, die trotz der Umstände um Gastgeberland in Feierlaune kamen. „Ich fand es begeisternd, die Fans anderer Mannschaften zu sehen, die ihr Team bedingungslos unterstützt haben.“

Für viele deutsche Fans müssen im Umkehrschluss also offenbar die Bedingungen beim Ausrichter stimmen, um beim Feiern richtig loslassen zu können. Beim Heim-Turnier 2024 wird Flick also voraussichtlich auf deutlich mehr Unterstützung bauen können, als 2022. (ajr)

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