Länderspiele trotz Corona: Bundesliga-Klubs wegen Abstellungspflicht sauer - „Müssen Ausrufezeichen setzen“

Von Reisen in der Corona-Pandemie wird strengstens abgeraten. Für Fußballprofis stehen bald jedoch wieder Ausflüge mit der Nationalmannschaft an. Die Vereine sind besorgt.
- Die Bevölkerung leidet unter Corona - und das wirkt sich unweigerlich auf den Profifußball aus.
- Von Reisen während der Pandemie wird dringend abgeraten, jedoch: im November stehen Länderspiele an.
- Die Abstellung der Nationalspieler bereitet auch den Klubs Sorgen. Sogar ein Boykott steht im Raum.
Frankfurt/Dortmund - Angesichts der nicht zu bändigenden Corona-Infektionszahlen hat die Bundesregierung neue Lockdown-Maßnahmen ergriffen, das betrifft auch den Profifußball: Bis Ende November werden in der Bundesliga wieder Geisterspiele stattfinden, nachdem zuvor mancherorts eine begrenzte Zuschauerzahl ins Stadion durfte.
Reisen trotz Corona: Im Oktober wurden etliche Nationalspieler positiv getestet
Während das Fußballbusiness für den Sonderstatus während der Pandemie kritisch beäugt wird - immerhin darf aufgrund eines Hygienekonzepts gespielt werden - stellt sich die Frage, inwieweit es vertretbar ist, dass bald wieder die Nationalmannschaften quer durch Europa fliegen, um Duelle in der Nations League auszufechten. Alleine die deutsche Nationalmannschaft absolviert drei Partien inklusive Freundschaftsspiel gegen Tschechien (11. November). Es folgen die Begegnungen gegen die Ukraine (14.11.) und in Spanien (17.11.).
Michael Zorc von Borussia Dortmund, dessen Verein mit einem offenen Brief derzeit eigene Anhänger verärgert, hat seine
Unzufriedenheit über die Abstellungspflicht für Nationalspieler geäußert. Auf die Frage, ob er den Profis der Borussia die Reise zu den anstehenden Länderspielen gerne verweigern würde, sagte der BVB-Manager: „Wenn wir es dürften, würden wir sicher darüber nachdenken. Wenn wir es jedoch nicht tun (genehmigen, d. Red.), könnte der Spieler gesperrt werden. Das ist auch nicht im Sinne des Erfinders.“
Eine pikante Beinote erhält die neuerliche Länderspielreise von DFB-Team und Co. dadurch, dass nach dem vergangenen Block viele Profis positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurden. Prominentestes Beispiel ist wohl Cristiano Ronaldo von Juventus Turin, der mit Portugals Auswahl unterwegs war. Auch bei Bundesligaspielern wurde das Coronavirus nachgewiesen. Die TSG Hoffenheim mit Andrej Kramaric, Pavel Kaderabek und Kasim Adams und Dortmund (Emre Can, Manuel Akanji) traf es neben anderen.
Nationalmannschaft: Boykott der Bundesliga eine Lösung? Manager geteilter Meinung
TSG-Manager Alexander Rosen hatte Mitte Oktober gegenüber Sky erklärt: „Wir müssen intensiver darüber nachdenken, die Jungs nicht abzustellen. Das ist ein Ausrufezeichen, das wir jetzt mal setzen müssen, vielleicht als Liga, vielleicht über die DFL, dass wir in der nächsten Abstellungsperiode anders agieren.“ BVB-Kollege Zorc fordert diesbezüglich einen regen Austausch zwischen Klubs und Verbänden: Ihm zufolge sei es wichtig, „mit den Spielern und Verbänden zu sprechen, dass die Infektionsgefahr so gering wie möglich gehalten wird.“
Ob dieses Anliegen fruchten wird, zeigt sich in der zweiten November-Hälfte, wenn die Profisportler wieder zu ihren Vereinen zurückkehren... Kürzlich äußerte sich Gladbach-Trainer Marco Rose zum Thema Länderspielreisen in Corona-Zeiten auf einer Pressekonferenz:
Ebenfalls wegen Corona hat sich Bayern-Trainer Flick mit einem emotionalen Appell an Kanzlerin Merkel gewendet. (PF)