Überraschung ist notwendig

Will Watzenborn-Steinberg auch in der nächsten Saison Regionalliga-Fußball spielen, müssen Siege her. Das Problem: Heute geht’s zum Spitzenreiter aus Mannheim, danach kommt Elversberg.
Niko Kovac, Trainer der Frankfurter Eintracht, verglich das Gastspiel beim FC Bayern München unlängst mit einem »lästigen Zahnarztbesuch«. Bezogen darauf sagte Stefan Hassler, Sportlicher Leiter von Fußball-Regionalligist Teutonia Watzenborn-Steinberg: »Unsere nächsten beiden Spiele sind wie eine Wurzelkanalbehandlung. Das ist, wie wenn die Eintracht in München und danach gegen Dortmund spielt.« Heute (14 Uhr) treten die Pohlheimer bei Tabellenführer Waldhof Mannheim an, am nächsten Samstag wird der Zweite SV Elversberg empfangen.
Die Pohlheimer können Mittelhessen nun alle Ehre machen und für Überraschungen sorgen – die sind notwendig, wenn der Klassenerhalt noch gelingen soll. Das bestätigte auch Trainer Gino Parson auf der gestrigen Pressekonferenz. Nach den beiden schweren Aufgaben geht’s noch gegen zwei Abstiegskandidaten (Kaiserslautern II und Homburg), drei Siege aus vier Partien werden erforderlich sein. Nur ein einziges Mal gewannen die Grün-Weißen in dieser Spielzeit bisher zwei Partien in Folge. Der Hessenliga-Abstieg ist deutlich wahrscheinlicher als ein Klassenverbleib, noch aber bestehen alle Möglichkeiten.
Dass die Teutonia Favoriten ärgern kann, hat sie in dieser turbulenten Regionalliga-Saison schon mehrfach bewiesen: Steinbach, Offenbach, Hoffenheim II, Saarbrücken, »wir haben schon viele Punkte gegen hochklassige Teams geholt«, weiß Stefan Hassler. Im Saisonendspurt müssen die Pohlheimer den gleichen Geist wie im letztjährigen Finale entwickeln – damals wurde der Aufstieg geschafft, dieses Mal soll es der Klassenerhalt sein. Fokussiert, geschlossen, leidenschaftlich.
Taktisch will Watzenborn-Steinberg im Carl-Benz-Stadion heute durchaus mutig agieren. »Ich bin kein Fan davon, Beton anzurühren«, sagt Trainer Gino Parson. »Wir werden mit Spaß an die Sache herangehen, in unserer eigenen Hälfte attackieren und auf unsere Chancen lauern.« Das Gastspiel beim Traditionsclub sei ein Highlight für den Verein, der die erste Regionalliga-Saison überhaupt erlebt. Im Schnitt kommen fast 5000 Zuschauer zu den Heimspielen des SV Waldhof, der die heimstärkste Mannschaft der Südwest-Staffel stellt. Trotzdem betont Parson zurecht: »Jede Mannschaft in dieser Liga ist schlagbar.«
Auch Mannheim, das in dieser Saison das wohl effektivste Team der Liga ist. Mit dem 1:0-Auswärtssieg am 22. Oktober 2016 in Wetzlar ging’s los, seitdem gewann Waldhof sechsmal 1:0 und insgesamt zwölfmal mit nur einem Tor Unterschied. »Sie spielen sehr geduldig und lassen nur wenig Chancen zu«, weiß Parson. Individuelle Qualität besitzt der Tabellenführer zudem zugenüge: Der 22-jährige Marcel Seegert hat als Innenverteidiger schon sieben Tore erzielt, im Mittelfeld führt der erfahrene Ex-Bundesliga-Profi Michael Fink Regie. Neben ihm wirbelt Ali Ibrahimaj (25), der im Sommer zu Zweitligist SV Sandhausen wechselt. Und im Sturm steht mit Benedikt Koep (neun Treffer) ein erfahrener Angreifer.
Bei der Teutonia fehlen nach wie vor die heimischen Akteure Christopher Schadeberg und Rafael Szymanski, mit Julian Simon fällt krankheitsbedingt ein weiterer Gießener aus. Das Torhüterduo Yannik Dauth/Stephan Jäckel kann weiterhin nicht spielen, sodass es erneut auf den 20-jährigen Tolga Sahin ankommt. Der junge Rückhalt bewies in Trier und gegen die Stuttgarter Kickers, dass man sich auf ihn verlassen kann.
Watzenborn-Steinberg: Sahin, Kässmann – Koutny, Adomah, Vidosevic, van Gelderen, Scheffler, Spang – Azaouaghi, Kotzke, Golafra, Goncalves, Koyuncu, Aslan, Lemke, Avdic, Kodes – Müller, Marceta.