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Eintracht Frankfurt: Kopfarbeit vor Freiburg nach dem Knockout von Lüttich

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Von: Thomas Kilchenstein, Daniel Schmitt

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Begossene Pudel in Lüttich: Bas Dost (links) und David Abraham können es kaum fassen, dieses Spiel noch verloren zu haben.
Begossene Pudel in Lüttich: Bas Dost (links) und David Abraham können es kaum fassen, dieses Spiel noch verloren zu haben. © dpa

Nach dem späten Gegentor in Lüttich fährt die Mannschaft von Trainer Adi Hütter mit Wut im Bauch nach Freiburg - die Aufgabe dort wird alles andere als einfach.

So einfach wollte der Frankfurter Trainer Adi Hütter den slowenischen Schiedsrichter Matej Jug auch am Tag nach dem Tiefschlag von Lüttich nicht davon kommen lassen, selbst wenn Vorstand Fredi Bobic, vor 48 Jahren in Maribor geboren, bereits im Stade Maurice Dufrasne mit Jug das eine oder andere Wort gewechselt hatte. Ihm, Hütter, sei nach wie vor „unerklärlich“, wieso der Unparteiische Verteidiger Kostas Laifis nach einem klaren Foul am allein durchgebrochenen Sebastian Rode nach etwa einer Stunde Spielzeit nicht des Feldes verwiesen habe, zumindest mit einer Gelb-Roten Karte. „Das muss er sehen“, zürnte Hütter, ein „klarer Fan des Videoassistenten“. 

Für den Österreicher war diese Fehlentscheidung „spielentscheidend“, in Überzahl, da ist sich der Coach sicher, hätte Eintracht Frankfurt das 1:1-Unentschieden nicht mehr hergeben, vermutlich sogar gewonnen. Dass die Hessen dessen ungeachtet dennoch nicht in allerletzter Sekunde ein 1:2 kassieren müssen, stehe auf einem anderen Blatt. „Das ärgert mich am meisten, weil wir selbst schuld sind.“

Eintracht Frankfurt: Bruno Hübner glaubt ans Weiterkommen in der Europa League

Ein paar Stunden zuvor und nur wenige Minuten nach der tiefen Enttäuschung hatte Sportdirektor Bruno Hübner, ohnehin einer, bei dem das Glas immer halbvoll ist, bereits in den Angriffsmodus geschaltet. Er mache sich „keine Sorgen“ um das Weiterkommen, in der vergangenen Saison habe die Mannschaft „schon ganz andere Situationen gemeistert und positiv gestaltet – ich mache mir da überhaupt keine Gedanken, ich bin optimistisch.“ Hübner versteifte sich sogar zu der steilen These, wonach „noch alles offen“ sei und „wir es in der eigenen Hand haben.“

Was bleibt ihm auch anderes übrig, außer demonstrative Zuversicht zu zeigen? Schon morgen steht das nächste Pflichtspiel auf dem Programm, dann geht es für die Eintracht in den Breisgau zum überraschend furios gestarteten SC Freiburg (18 Uhr), „ein toller Verein mit einem coolen Trainer“ (Hütter).

Eintracht-Trainer Addi Hütter sieht Lüttich mit der „Nase vorne“

Defensiver als der Manager erklärte sich der Trainer in der Europa-Frage. „Die Ausgangsposition hat sich stark verändert und möglicherweise hat Lüttich nun die Nase vorne hat.“ Das stimmt, muss aber auch nichts heißen. Standard muss in knapp drei Wochen zum Schlusslicht Vitoria Guimaraes nach Portugal reisen, abschließend geht es zu Hause gegen den Spitzenreiter FC Arsenal.

Die Londoner ihrerseits erwarten am 28. November die Eintracht, die Engländer brauchen einen Punkt, um sicher dabei zu sein, was die Aufgabe für den deutschen Vertreter nicht leichter macht. Schon das Hinspiel in Frankfurt entschieden die Gunners souverän mit 3:0 für sich.

Eintracht Frankfurt: In der Europa League noch alles möglich

Andererseits müssen die Belgier auch erst einmal in Guimaraes gewinnen, die Portugiesen waren bisher in jeder Partie ein unangenehmer Gegner, und sie müssten am letzten Spieltag den FC Arsenal schlagen oder zumindest punkten, was gegen einen wahrscheinlich schon qualifizierten Kontrahenten sicher möglich ist, aber auch nicht automatisch gelingt. Die insgesamt bessere Ausgangslage hat aber zweifelsfrei Standard Lüttich. „Das müssen wir uns selbst zuschreiben“, sagte Hütter. Der aufs Zerstören festgelegte Dauerbrenner Gelson Fernandes, ziemlich angefressen nach der unnötigen Pleite in Belgien, empfahl bei so vielen Unwägbarkeiten und Unvorhersehbarem eine ganz pragmatische Sicht auf die Dinge in Gruppe F. „Wir haben zwar nicht alles in unserer Hand, aber vieles ist noch offen. Wir sollten nicht auf Lüttich schauen, sondern unsere Spiele gewinnen. Das können wir, wir können beide Gegner schlagen.“

Die Frage ist natürlich, welch Kurzzeitfolgen dieser später Niederschlag an der Maas haben wird. „Die Enttäuschung ist riesengroß“, merkte selbst Daueroptimist Hübner an. Fußballlehrer Hütter sprach anderntags sogar von „einem Nackenschlag, der weh tut“. Wie schnell lässt sich also solch ein harter und plötzlicher Knockout aus den Kleidern schütteln? „Wir können uns nicht zwei Tage mit dieser Szene befassen“, gab Coach Hütter zu bedenken. „Wir haben das angesprochen, und jetzt geht es weiter.“ Die Spieler müssen regenerieren, abschalten und „die Köpfe freibekommen“, wie Hütter befand. Das sollte für die mittlerweile an diesen schnellen Rhythmus gewöhnten Profissportler kein Problem sein, die Eintracht hat ja schon mehr Pflichtspiele als jeder andere deutsche Profiklub absolviert, 22 an der Zahl. Da ist nicht viel Zeit, sich mit dem gerade Erlebten auseinanderzusetzen oder es gar zu reflektieren. Die Kunst ist auch, sich alle drei, vier Tage aufs Neue zu konzentrieren und zu fokussieren.

Eintracht Frankfurt gegen SC Freiburg: Sechs Spiele in 18 Tagen

Adi Hütter, das konnte man zumindest zwischen den Zeilen lesen, sorgt sich weit weniger um den geistigen als um den körperlichen Zustand seiner Mannen. „Wir haben am Sonntag das sechste Spiel in 18 Tagen. Dass das an die Substanz geht und Spuren hinterlässt, ist wohl jedem klar.“ Zumal die Breisgauer nicht nur herzerfrischenden Fußball spielen, sondern auch körperlich gut drauf sind. „Wir treffen auf eine laufstarke Mannschaft, bei der physische Stärke gefordert sein wird. Das müssen wir annehmen“, forderte Hütter, der personelle Veränderungen vornehmen wird. „Mich interessiert: Wer kann am Sonntag ans Leistungsmaximum gehen?“

Blöderweise müssen die Frankfurter erneut in der Fremde antreten, wo sie bisher noch nicht so wirklich überzeugen und in der Liga nur beim Klassenneuling Union Berlin drei Punkte einfahren konnten. Der 49 Jahre alte Trainer relativierte: „Auswärts waren außer in Gladbach alle Niederlagen knapp, ebenso die Siege. Es geht immer sehr eng zu.“ Für ihn sei eine gewisse Diskrepanz normal, die Eintracht sei schließlich auch die aktuell heimstärkste Mannschaft der Bundesliga, „weil die Gegner in Frankfurt nicht immer an ihre Leistungsgrenze kommen“. Da spielen Faktoren wie die hitzige Atmosphäre, ein anderes Selbstverständnis und ein mutigeres Auftreten eine Rolle. „Am Sonntag“, versprach Adi Hütter aber sehr tapfer, „unternehmen wir einen neuen Versuch, unsere Auswärtsbilanz aufzubessern.“

In Freiburg übrigens pfeift Fifa-Schiedsrichter Felix Brych, er gilt als einer der besten seiner Zunft. Und der Kölner Keller ist auch übers Wochenende besetzt.

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