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Eintracht Frankfurt: Das große Ziel ist in Gefahr

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Von: Ingo Durstewitz, Thomas Kilchenstein

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Frankfurts Sebastian Rode (l) und Straßburgs Lionel Carole kämpfen um den Ball.
Frankfurts Sebastian Rode (l) und Straßburgs Lionel Carole kämpfen um den Ball. © dpa

Eintracht Frankfurt verliert das Hinspiel der Europa League-Play-Offs bei Racing Straßburg mit 0:1 und muss um die Gruppenphase bangen.

Eintracht Frankfurt muss ernsthaft um den erneuten Einzug in die Gruppenphase der Europa League fürchten. Beim französischen Vertreter Racing Straßburg verlor der deutsche Bundesligist am Donnerstagabend mit 0:1 (0:1). Das könnte eng werden am Donnerstag im Rückspiel, das die Eintracht mit zwei Toren Unterschied (oder im Elfmeterschießen) gewinnen muss, um eine weitere internationale Saison erleben zu dürfen. Die Hessen zeigte vor allen Dingen im ersten Abschnitt eine seltsam matte und uninspirierte Darbietung, trotz einer Leistungssteigerung nach der Pause reichte es nicht mehr zu einem Remis, das die Ausgangslage natürlich signifikant verbessert hätte.

Fredi Bobic zeigte sich enttäuscht, weil die Niederlage „eigentlich nicht verdient war“, wie der Eintracht-Sportvorstand fand: „In der ersten Halbzeit kriegen wir ein Kuddelmuddeltor nach einem Standard. Und in der zweiten Halbzeit haben wir es gut gemacht, und Straßburg hat nur noch die Bälle nach vorne geschlagen und auf Zeit gespielt.“

Eintracht Frankfurt mit trägem Beginn

Allenthalben hatten die Profis und Trainer Adi Hütter vor dem Team aus dem Elsass gewarnt, gerade die Atmosphäre im Meinau-Stadion sei heißblütig und brodelnd. Kevin Trapp, der mit Paris Saint-Germain diese hitzige Stimmung schon am eigenen Leib erlebt hatte, warnte vor der Partie: „Das wird ein heißer Tanz, wenn wir den Kampf nicht annehmen, wird es schwer.“ Offenbar hatten einige seiner Kollegen nicht so richtig hingehört, denn die Frankfurter begannen schlafmützig und träge, fast schon phlegmatisch, und das kleine Stadion verwandelte sich mit dem Anpfiff tatsächlich in ein Tollhaus. Die Fans peitschten ihre Mannschaft gnadenlos nach vorne, das ganze Ambiente wirkte ein wenig Retro, ja fast schon wildromantisch. So wie sich halt ein richtiger Hexenkessel anfühlen muss. Und da kann es schon mal passieren, dass die eine Mannschaft absolut beflügelt drauflos stürmt und sich die andere beeindruckt zurückzieht.

Das ist aber keine Entschuldigung für die indiskutablen Auftritte von Mijat Gacinovic, Ante Rebic oder auch Lucas Torro, der überraschend in die Startelf rotierte. Überhaupt lag Trainer Adi Hütter mit seiner ausgewählten Formation dieses Mal nicht richtig, da waren zu viele Akteure auf dem Feld, die den Ball nicht zu ihrem besten Freunden zählen, die Ausrichtung war zu defensiv. Eine klare Spielidee war nicht zu erkennen, Kreativität oder Esprit suchte man vergebens; die Gastgeber waren den Hessen nicht nur in punkto Einstellung und Leidenschaft, sondern auch fußballerisch überlegen. Die Eintracht ist gestern Abend in dieser noch jungen Spielzeit zum ersten Mal an ihre natürliche Grenze gestoßen – zumindest in dieser Konstellation und mir dieser generellen Haltung zum Spiel.

Adi Hütter mit klarer Ansage

Schon früh hatte sie Glück, nicht in Rückstand geraten zu sein, weil Makoto Hasebe bei einem Schuss von Lionel Carole den Arm zwar wegzog, die Kugel aber trotzdem abbekam (5.). In der Bundesliga wäre da ein Strafstoßpfiff wohl die Folge gewesen – zumindest nach Intervention aus dem Kölner Keller. Keine sieben Minuten später war es dann Dimitri Lienard, der nach einem Ballverlust des völlig indisponierten Gacinovic alleine auf Kevin Trapp zulief, den Ball aber, bedrängt von David Abraham, nur ans Außennetz schoss. Und die Frankfurter? Die brachten, bis auf einen Freistoß von Filip Kostic aus 30 Metern (29.), nichts zustande, und so kam es, wie es kommen musste: Nach einem Eckstoß irritierte Ante Rebic seinen Mitspieler Lucas Torro, der unter dem Ball hindurch sprang, der dann noch von Danny da Costa abprallte und schließlich zu Lucien Zohi kam, der abstaubte (33.) – auch weil die Eintracht wieder keinen Spieler am kurzen Pfosten positioniert hatte, der das Tor hätte verhindern können. „Das ist alles zu ungenau, Straßburg ist handlungsschneller, wir sind nicht gut im Spiel, müssen dynamischer werden“, sagte Sportdirektor Bruno Hübner in der Halbzeit. Und hatte Recht.

Mehr vom Spiel: Das Klassenbuch - Die Spieler von Eintracht Frankfurt in der Einzelkritik

Coach Hütter hat in der Kabine nicht nur die richtigen und deutlichen Worte gefunden, er sendete auch ein unmissverständliches Signal, das sehr wohl nach innen wirken kann. Der 49-Jährige wechselte nämlich folgerichtig Gacinovic aus, scheute sich aber auch nicht, den fehlerbehafteten und lustlosen Starspieler Rebic vom Feld zu nehmen. Der Kroate, nach wie vor wechselwillig, hatte in den ersten 45 Minuten so gut wie keinen Ball zum eigenen Mann gebracht. „Diese Leistung passt nicht, die passt auch nicht zu ihm“, sagte Hütter später angesäuert: „Dafür habe ich keine Erklärung. Er hat angezeigt, dass er raus will, vielleicht hat er was. Aber ich hätte ihn sowieso rausgenommen.“ Die letzten zehn Tage, bis zur Schließung des Transferfensters am 2. September, könnten noch spannend werden. Im Übrigen wurde auch am Donnerstagabend wieder deutlich, wie dringend die Frankfurter noch einen Topstürmer brauchen. Der Wechsel von Bas Dost aber hakt nach wie vor, gestern trainierte der Niederländer sogar wieder bei Sporting Lissabon mit.

Der von Hütter gewählte Hallo-Wach-Effekt zeigte nach dem Wiederanpfiff auch Wirkung, in den ersten fünf Minuten des zweiten Durchgangs waren die Gäste torgefährlicher als in einer ganzen Halbzeit zuvor. Nach feiner Vorarbeite des ebenfalls eingetauschten Sebastian Rode und Danny da Costa hätte Daichi Kamada, ohnehin der beste Frankfurter Spieler, ausgleichen müssen, doch seinen zu laschen Schuss aus Nahdistanz wehrte Racing-Schlussmann Matz Sels ab (46.). Keine vier Minuten später sprang für den Torwart der Feldspieler Alexander Djiku in die Bresche und wehrte einen Kamada-Schuss im Stile eines Klassekeepers mit dem Arm ab – auch diese natürlich irreguläre Rettungstat hätte zwingend einen Elfmeterpfiff nach sich ziehen müssen – doch auch hier sah Schiedsrichter Ivan Kruzliak nichts. Die Eintracht zeigte auch in der Folge ein anderes Gesicht, war deutlich bemühter und engagierter, doch zwingend wurde sie nicht mehr, so dass sie nun am kommenden Donnerstag unter Zugzwang steht und ganz gewiss ihren eigenen Hexenkessel braucht, um das große Ziel nicht schon abschreiben zu müssen.

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