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Eintracht Frankfurt verliert Abraham, Fernandes und das Spiel - Chaos pur

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Von: Thomas Kilchenstein, Daniel Schmitt

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SC Freiburg - Eintracht Frankfurt
SC Freiburg - Eintracht Frankfurt © picture alliance/dpa

Eintracht Frankfurt verliert in Freiburg 0:1 und Stopper David Abraham checkt kurz vor Schluss SC-Trainer Christian Streich zu Boden.

Das Spiel im Breisgau war im Grunde schon vorbei, da nahm es noch einmal Fahrt auf. Und wie. Die letzte der vier Nachspielminuten war angebrochen, die Partie eigentlich durch, 0:1 lag Eintracht Frankfurt in Unterzahl zurück, Nils Petersen (77.) hatte getroffen, verzweifelt versuchten sie, irgendwie noch den Ausgleich zu schaffen, dann rollte der Ball ins Aus. Freiburgs Trainer Christian Streich hätte den Ball stoppen können, doch er ließ ihn demonstrativ durchlaufen, das ist nicht schön, aber üblich.

David Abraham, der Kapitän der Frankfurter, eilte herbei, bekam das eine oder andere Wort von Streich zu hören. Dann verlor der Argentinier die Contenance - und checkte den SC-Coach zu Boden. Natürlich sah Abraham sofort die Rote Karte. Der 33 Jahre alte Stopper wird eine lange Sperre aufgebrummt bekommen. Dass ein Spieler einen Trainer tätlich angeht, kommt nicht oft vor in der Bundesliga. „Das überschattet vieles. Das darf er nicht machen. Er ist emotional, das darf ihm nicht passieren“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic. „Er hat sich halt provoziert gefühlt, aber das darf ihm nicht passieren, das weiß er“, sagte Bobic weiter. „Da wird es Konsequenzen geben für alle Beteiligten.“ In der Tat war David Abraham, außerhalb der Kreidelinien einer der freundlichsten Menschen, Minuten vor dem Ausraster schon höchst erregt über den Platz gelaufen, er beging Fouls, schrie den Ball an.

Eintracht Frankfurt: David Abraham brennen die Sicherungen durch

Nach dem Check ging es turbulent zu an der Seitenlinie, die Freiburger Bank sprang komplett auf, ging auf den Frankfurter los, Rudelbildung in Reinkultur. Vincenzo Grifo fasste Abraham ins Gesicht, auch er wurde vom Unparteiischen mit einer Roten Karte bedacht.

Christian Streich sagte später in einer ersten Reaktion: „Abraham ist ein extremst emotionaler Spieler. Da sind bei ihm Sicherungen durchgebrannt, weil er das Spiel noch gewinnen wollte. Wir sollten jetzt alle herunterkommen. Fußball ist ein Kampfsport, runterfahren und nicht dumm schwätzen“.

Hinterher haben sich die Streithähne wieder versöhnt, Abraham hat sich beim 54 Jahre alten Trainer aus Freiburg entschuldigt, beide umarmten sich, zudem war auch Grifo dazugekommen. „David hat sich entschuldigt, für mich ist das Thema erledigt“, sagte Streich. Am Mittwoch wurde der 33 Jahre alte Stürmer nun vom DFB-Sportgericht verurteilt.

Abraham teilte hinterher über seinen Verein mit: „Ich möchte mich in aller Form bei Christian Streich entschuldigen. Ich wollte in der letzten Minute der Nachspielzeit den Ball so schnell wie möglich wieder ins Spiel bringen und hätte ausweichen müssen.“ Er sei froh, dass man sich nach dem Spiel ausgesprochen habe. Doch wird ihn dieses Eingeständnis kaum um eine Bestrafung vom DFB-Sportgericht bewahren.

Es war der zweite Platzverweis an diesem hektischen Abend für einen Frankfurter Spieler: Einen Bärendienst hatte unmittelbar vor dem Pausenpfiff bereits Gelson Fernandes seinem Team erwiesen. Der bereits gelbverwarnte Mittelfeldspieler, ohnehin einer, der über den Einsatz und das Körperliche kommt, fuhr Jonathan Schmid auf Höhe der Mittellinie derart rustikal in die Parade, dass Schiedsrichter Felix Brych die Gelb-Rote Karte zücken musste. Zwar war es erst das zweite Foul des Schweizers, aber dieser Platzverweis hatte sich angedeutet. Außerdem darf ein erfahrener Mann wie Fernandes nicht so in einen Zweikampf gehen, zumal keinerlei Gefahr für das eigene Tor bestand.

Eintracht-Trainer Hütter: Die Ergebnisse stimmen nicht

Bobic hatte überhaupt kein Verständnis dafür, dass ein anerkannter Referee diese Hinausstellung traf: „Felix Brych hat vieles laufen lassen, was positiv war, aber er gibt für eine Lappalie kurz vor der Halbzeit Gelb-Rot. Fouls, die noch viel härter waren, ließ er laufen.“ Frankfurts Macher befand: „Das war entscheidend für das Spiel.“

In der Tat hätte Eintracht Frankfurt dieses Spiel wohl nicht verloren, wären sie vollzählig geblieben. Denn die besseren Torchancen hatten die Frankfurter, deren Startelf gegenüber der Partie in Lüttich auf vier Positionen verändert war, Vor allem Martin Hinteregger nutzte seine Freiheiten nach vorne weidlich. Es war der österreichische Nationalspieler, der die besten Gelegenheiten hatte (siehe Bericht auf Sport Seite 2 und 3). Eine Frankfurter Führung zur Pause wäre nicht überraschend gewesen, denn die Gäste hatten die Partie weitgehend unter Kontrolle. Der SC war im ersten Abschnitt lediglich zweimal zum Abschluss gekommen, jedesmal war es Lucas Höler, Frederik Rönnow parierte.

Nach einer halben Stunde schien es Strafstoß für die Eintracht zu geben, Jonathan Schmid hatte der recht agilen Goncalo Paciencia leicht geschubst, der Frankfurter Angreifer trat bei seinem Flankenversuch in den Rasen und fiel spektakulär. Nach dem Studium der TV-Bilder aus Köln revidierte Brych, zu Recht, seine Entscheidung.

In der zweiten Halbzeit hatte Freiburg mehr vom Spiel, aber die bessere Möglichkeiten hatten die Hessen. Durm (80.), Hinteregger (84.) und Bas Dost (85.) hatten den Ausgleich auf dem Fuß. Selbst Streich hielte ein Unentschieden für „das korrekte Ergebnis“. Trainer Adi Hütter war dennoch zufrieden: „Auch wen sich das komisch anhört: Ich bin stolz auf meine Mannschaft. In Unterzahl und im 22. Pflichtspiel hat man keinen Unterschied gesehen. Aber keine Frage: Die Ergebnisse stimmen nicht.“

Von Daniel Schmitt und Thomas Kilchenstein

Nach der bitteren Niederlage gegen den SC Freiburg ist erst einmal Länderspielpause. Zwölf Adler sind mit ihren Nationalmannschaften auf Reisen. Der Rest bleibt in Frankfurt und testet gegen den Zweitligisten SV Sandhausen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wir sind am Donnertag, 14.11.2019, ab 14 Uhr live für Sie dabei. 

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