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Martin Hinteregger: Sich selbst als Gegner

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Von: Ingo Durstewitz, Daniel Schmitt

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Ein gebrauchter Tag für Martin Hinteregger.
Ein gebrauchter Tag für Martin Hinteregger. © Matthias Balk/dpa

Der besondere Tag von Eintracht-Verteidiger Hinteregger an ehemaliger Wirkungsstätte.

Wenige Sekunden vor dem Anpfiff ein Doppelhieb. Kurz hintereinander zweimal mit den Fäusten feste auf die Oberschenkel, zack, zack. Es schien fast so, als wollte sich Martin Hinteregger die Lockerheit einhämmern. So richtig gelungen ist es ihm nicht.

Das Auswärtsspiel von Eintracht Frankfurt beim FC Augsburg, das aus Sicht der Hessen mit 1:2 verloren ging, war für den österreichischen Frankfurter kein alltägliches. Eher das Gegenteil. Es war ein Duell mit Vorgeschichte, eines gegen die Vergangenheit. Erst flüchtete Hinteregger bekanntlich im Januar nach einem Zwist mit dem damaligen FCA-Coach Manuel Baum kurzerhand von Augsburg nach Frankfurt, darauf folgte im Sommer ein Wechseltheater. Kommt er, kommt er nicht? Er kam, und verabschiedete sich aus Bayern wankend auf einem Dorffest. Schließlich, die vorläufige Krönung, dehnte er zuletzt im Dienste des Nationalteams den Zapfenstreich seiner Geburtstagsparty um zehn Stunden aus. Ganz klar, Martin Hinteregger stand in Augsburg besonders unter Beobachtung, ob der eigenwillige Profi nun wollte oder nicht.

Schon die erste Aktion misslang Martin Hinteregger

Trotz der lockernden Faustschläge vor Anpfiff ging prompt die erste Aktion daneben. Nach drei Minuten, links draußen an der Linie, hatte Hinteregger den Ball, setzte zu einem vermeintlich leichten, langen Ball an und drosch die Kugel auf die Tribüne. Erst begleitet von Pfiffen der Augsburger Anhänger, dann von verhöhnendem Klatschen. Überhaupt war zu spüren, dass Hinteregger mit sich selbst zu kämpfen hatte. Der Druck war da und brachte den breitschultrigen Abwehrbrocken ein ums andere Mal ins Trudeln. Einerseits verständlich, ist es doch nur allzu menschlich, dass solch ereignisreiche Tage nicht einfach so abperlen, andererseits hatte er sich die Situation selbst eingebrockt.

So wirkte Martin Hinteregger im Duell an ehemaliger Wirkungsstätte teils seltsam zurückhaltend, lange nicht so energisch wie sonst. Den Kopf ab und an gesenkt, der Gang schlurfend. Ganz so, als wollte er diesmal lieber keine Hauptrolle einnehmen. Er fabrizierte 23 Fehlpässe, die meisten aller Frankfurter, meist resultierten sie aus wilden Befreiungsschlägen. Einmal kam er im Zweikampf zu spät und sah Gelb. Auch machte er beim ersten Gegentor keine gute Figur.

Martin Hinteregger: Sprechchöre für Hinti

Innerhalb von 180 Sekunden erlebte Hinteregger da ein Ab, Auf, Auf, Ab. Erst gepatzt, dann den Fehler ausgebügelt, dafür bejubelt, und am Ende lag der Ball doch im eigenen Kasten. Hinteregger also unterschätzte nach 33 Minuten eine flache Hereingabe, so dass Keeper Kevin Trapp erst retten musste, ehe sich Alfred Finnbogason doch die Riesenchance bot. Der FCA-Angreifer aber zielte genau auf den auf die Torlinie geeilten Eintracht-Verteidiger. „Hinteregger, Hinteregger“ skandierten die Frankfurter Fans daraufhin. Blöd nur, dass keine zwei Minuten später wieder ein hoher Ball in den Strafraum flog, Hinteregger diesmal das Kopfballduell gegen Finnbogason verlor und damit den Weg für das 1:0 von Marco Richter freimachte. Da sah der Blondschopf mit den neongelben Tretern nicht gut aus. Das wusste er selbst und griff sich mit beiden Händen an den Kopf.

Nun soll all das nicht bedeuten, dass Hinteregger völlig versagte. Das wäre übertrieben. Er gewann 82 Prozent seiner Zweikämpfe, ein guter Wert. Zudem steigerte er sich im zweiten Abschnitt deutlich, hatte dann die Augsburger Angreifer im Sack. Und doch dürfte er insgeheim recht froh sein, dieses nervenaufreibende Spiel hinter sich gebracht zu haben. Denn eigentlich können die nächsten Aufgaben mental nun nur noch leichter werden – selbst wenn die Gegner dann Arsenal London und Borussia Dortmund heißen.

Von Daniel Schmitt und Ingo Durstewitz

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