David Abraham bleibt Kapitän von Eintracht Frankfurt

Für David Abraham dürfte nach dem rüden Check an Christian Streich die Vorrunde beendet sein. Der DFB-Kontrollausschuss stellt Strafanzeige , mindestens sechs Spiele Sperre und Geldstrafe drohen.
Am Montagmorgen ist David Abraham zum Dienst erschienen, so wie immer, Auslaufen stand im Stadtwald auf dem Programm. Und natürlich hat sich auch der Argentinier die Trainingsklamotten übergestreift, um sich die Müdigkeit aus den Knochen zu laufen. Es muss ja weitergehen, auch wenn der 33 Jahre alte Verteidiger der Frankfurter Eintracht in der Bundesliga vermutlich so schnell nicht wieder spielen wird. Sein Bodycheck gegen den Trainer des SC Freiburg, Christian Streich, am Sonntagabend wird gravierende Folgen haben. Am Montagmorgen kündigte der Kontrollausschuss des DFB bereits an, einen Strafantrag an das Sportgericht zu stellen. Das Sportgericht kann eine Entscheidung im Einzelrichter-Urteil oder in einer mündlichen oder schriftlichen Verhandlung fällen. Zu einer öffentlichen Verhandlung kommt es nur, wenn Abraham oder der Klub mit dem Urteil nicht konform gehen. Anton Nachreiner, der DFB-Chefankläger, sagte bei Sport 1: „Die Strafe wird sich im Rahmen dessen bewegen, was für eine Tätlichkeit angemessen ist. Da ist das normale Maß eine Sperre von sechs Spielen.“ Damit wäre für den Verteidiger die Vorrunde beendet, denn bis zur Winterpause hat Eintracht Frankfurt genau noch sechs Spiele. Für die Europa League wäre er spielberechtigt, weil dies ein anderer Wettbewerb ist. Das Strafe kann angesichts der Schwere der Tat, immerhin ist ein Trainer attackiert worden, auch noch höher ausfallen. Genauso kann das Sportgericht mildernde Umstände zugunsten des Sünders berücksichtigen, etwa wenn er provoziert worden wäre.
David Abraham hat Sanktionen zu erwarten
Ein Unschuldsengel ist David Angel Abraham jedoch nicht, selbst wenn er noch nie vor das Sportgericht zitiert wurde. Man erinnert sich aber an den Ellenbogenschlag gegen Sandro Wagner, 2016 im Spiel der Hessen gegen die TSG Hoffenheim war es, danach noch einmal im Supercup 2018 gegen Bayern München an einen Schlag ins Gesicht von Robert Lewandowski. Beide Aktionen wurden von den Schiedsrichtern geahndet, beide Male sah Abraham die Gelbe Karte. Zuvor vom Platz gestellt ist der im Privatleben ausgesprochen freundliche und nette Vorstopper, seit 2015 bei Eintracht Frankfurt am Ball, in 159 Spielen in der Bundesliga lediglich einmal. In dieser Saison hat er in acht Ligaspielen zwei Gelbe Karten gesehen.
Und er wird ferner um eine weitere Strafe bei seinem Arbeitgeber nicht drumherum kommen: Schon am Sonntag, kurz nach dem Check, hatte Vorstand Fredi Bobic unmissverständlich deutlich gemacht, dass es Konsequenzen geben werde für den Profi. Welcher Art die Sanktionen seien, wird im Laufe dieser Woche entschieden, eine Geldstrafe zugunsten einer karitativen Einrichtung ist wahrscheinlich. Allerdings, auch das legte Eintracht Frankfurt fest, wird Abraham nicht, wie allenthalben gefordert, von seinen Aufgaben als Spielführer entbunden: „Er ist und bleibt Kapitän.“ Er habe „einen Fehler gemacht“, ließ sich Eintracht-Trainer Adi Hütter am Montagmittag zitieren, und den habe er eingesehen. „Er hat sofort mit Christian Streich das Gespräch gesucht. Zwischen allen Beteiligten ist die Situation bereinigt.“ Die Eintracht-Führung habe mit Abraham zudem ein ernstes Wort gesprochen. „Wir haben ihm mitgeteilt, dass wir solche Aktionen nicht akzeptieren und auch nicht mehr sehen wollen.“
Auch Gelson Fernandes steht in der Kritik
David Abraham, der in der hektischen Schlussphase komplett die Nerven verloren hatte, hatte sich nach seiner Missetat sofort „persönlich und in aller Form“ bei Streich entschuldigt, noch am Abend hatte der Stopper per Tweet seine Sicht der Dinge dargestellt. Es sei „keine glückliche Aktion meinerseits“ gewesen, er könne „respektvoll formulierte Kritik“ daran „absolut nachvollziehen.“ Aber er sei auf dem Platz „ein emotionaler Spieler und manchmal schießt der Mensch über das Ziel hinaus“.
Auch Streich hatte bereits einige Minuten nach dem Fall an der Dreisam versucht, zur Normalität zurückzukehren. Streich, der vor einiger Zeit wegen Bandscheibenproblemen aussetzen musste, trug von dem Sturz keinerlei Schäden davon. „Wenn mich einer umhaut, bin ich nicht gleich verletzt.“ Aber: „Er ist ein Büffel, ich bin 54.“ Er habe zwar einige Schwächen, sagte er weiter, eine aber nicht: „Ich bin nicht nachtragend.“ Ein bisschen ein schlechtes Gewissen hat aber wohl auch den Freiburger Trainer geplagt, der den Ball hatte ausrollen lassen. Dabei hat er Abraham in der sehr hektischen Schlussphase ein paar Worte mit gegeben, über deren Inhalt bislang nichts bekannt wurde. Auch ist Streich dem aufgebrachten Abraham nicht aus dem Weg gegangen. Unstrittig bleibt aber: David Abraham hat sich komplett danebenbenommen, so darf kein Spieler tätlich werden.
Voll im Soll: Für Eintracht Frankfurt geht es nun darum, das ganze Gebilde zu verfeinern
Auch Gelson Fernandes, der unmittelbar vor der Pause die Gelb-Rote Karte gesehen hatte, hätte mehr Zurückhaltung gut zu Gesicht gestanden. Sein Verhalten „hat uns nicht geholfen“, deckelte Hütter seinen Abräumer, der den Hessen im nächsten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg fehlen wird. Der Schweizer wusste, dass er seiner Mannschaft einen Bärendienst erweisen hatte; auch er entschuldigte sich wortreich: „Es tut mir leid wegen der Roten Karte, durch die unserer Mannschaft ein Nachteil entstanden ist“, schrieb der Mittelfeldspieler am Montagmorgen auf Twitter. „Nachdem ich schon Gelb hatte, darf ich nicht so in den Zweikampf gehen, aber es ist halt mein Naturell.“
Für Kollege Abraham ist damit eine sehr turbulente Woche mit allen Höhen und Tiefen zu Ende gegangen. Vor Wochenfrist war der 33-Jährige Familienvater noch der Held, der beim 5:1 gegen den FC Bayern München nicht nur ein Tor (zum 3:1) erzielt hatte), sondern in dem er auch noch eine klasse Leistung als Stopper im Duell mit Lewandowski abgeliefert hatte. Nur acht Tage später hat sich der Mann gehen lassen.