Eintracht Frankfurt: Gegen Augsburg endlich komplett

Eintracht Frankfurt hat vor dem Auswärtsspiel beim FC Augsburg erstmals in dieser Saison alle Mann beisammen und kann die beste Elf aufbieten.
Frankfurt/Augsburg - Vor zehn Wochen hat der Frankfurter Trainer Adi Hütter seine Profis zum Aufgalopp auf die neue Saison in den Stadtwald gebeten, die Sonne schien heiß vom Himmel, Ante Rebic und Sebastien Haller tummelten sich da noch auf dem Rasen, auch Jetro Willems, Marc Stendera und Taleb Tawatha, die inzwischen längst andere Trikots tragen, gehörten dazu, aber kein Martin Hinteregger, kein Sebastian Rode, kein Kevin Trapp, und an Bas Dost oder gar André Silva war nicht einmal zu denken. Der Kader der Frankfurter Eintracht war seinerzeit noch keinesfalls komplett, es fehlte hinten und vorne, und kaum waren die ersten Einheiten im Schweizer Trainingslager absolviert, hatte sich der fest für die Stammelf eingeplante Neuzugang Djibril Sow, für stolze zehn Millionen von Young Boys Bern geholt, mit Sehneneinriss im Oberschenkel für viele Wochen verletzt abgemeldet.
Eintracht Frankfurt verliert gegen den FC Augsburg - die Spieler in der Einzelkritik
Und doch hat eine weitgehend unfertige, noch nicht austarierte Frankfurter Mannschaft alle ihr früh gestellten Aufgaben, die nicht ohne waren, geschultert: sechs Qualifikationsspiele zur Europa League erfolgreich bestritten, im DFB-Pokal weitergekommen, dazu ist die Elf mit sechs Punkten aus drei Spielen sehr respektabel in die Bundesligasaison gestartet – Eintracht Frankfurt kann mit dem Auftakt in den ersten Wochen durchaus zufrieden sein. Und hatte dafür nicht einmal die beste Mannschaft zur Verfügung, zumindest nicht nominell.
Eintracht Frankfurt: Trainer Adi Hütter kann erstmals aus den Vollen schöpfen
Erst heute, am vierten Spieltag, knapp zweieinhalb Monate nach dem ersten Training und vor dem Auswärtsspiel beim FC Augsburg (15.30 Uhr, bei uns im Live-Ticker), kann der Frankfurter Coach personell aus dem Vollen schöpfen, hat endlich seinen kompletten Kader beisammen. Und kann seine, zumindest von den Namen her, beste Elf nominieren: Sowohl Djibril Sow könnte erstmals in der Startelf stehen als auch der vom AC Mailand gegen Ante Rebic eingetauschte André Silva. Bas Dost dürfte, ähnlich wie gegen Fortuna Düsseldorf, von der Ersatzbank kommen, als Joker sozusagen. Adi Hütter hat zuletzt kein Hehl daraus gemacht, dass er mit dem aktuellen Kader trotz der Abgänge des stürmischen Trios sehr zufrieden ist, Torwart Kevin Trapp glaubt, dass „wir jetzt eine Mannschaft haben, die sich sogar verbessert hat“.
Insbesondere die Besetzung des Mittelfeldes dürfte das Team weiterbringen. Mit Sow und Sebastian Rode, die mehr defensiv ausgerichtet sein dürften, und Daichi Kamada, im Grunde ebenfalls ein Neuzugang, weil den Japaner im Sommer kein Mensch auf der Rechnung hatte, steht deutlich mehr fußballerische Qualität auf dem Platz. Alle drei versuchen, spielerische Lösungen zu finden, alle drei richten den Fokus auf die Vorwärtsbewegung und verfügen eben auch über die Fähigkeiten, den Ball in die Schnittstellen zu platzieren. Zuletzt waren die Hessen nicht dafür bekannt, dass die Quote ihrer angekommenen Pässe besonders hoch war. Die vielen langen Bälle auf einen in vorderster Front postierten Zielspieler, oft auch aus der Not geboren, weil manche vom geordneten Spielaufbau überfordert waren, wird es vermutlich weniger geben, dafür sind die beiden portugiesischen Angreifer Goncalo Paciencia und André Silva nicht die Typen.
Eintracht Frankfurt: Die Mannschaft hat andere Stärken – Frankfurter Festspieltage stehen an
Sie haben andere Stärken, gerade Silva, der 33-malige Nationalspieler, gilt als ausgesprochen feiner Fußballer. Und dennoch hat die Eintracht aber eben auch noch diese Variante im Portfolio – jene mit Langholz auf den kopfballstarken Brecher Bas Dost, gefüttert mit Flanken von den schnellen Außen Filip Kostic und Danny da Costa.
Insgesamt also kann Eintracht Frankfurt deutlich variabler agieren als zuletzt, muss zudem nicht permanent auf ein kräfteraubendes Pressing zurückgreifen, womöglich auch dies ein Grund, warum dem Team in den letzten Jahren stets gegen Saisonende die Luft ausgegangen war. An der grundsätzlich offensiv ausgerichteten, couragierten Art des Spiels wird aber keinesfalls gerüttelt. Zudem kann Hütter, je nach Spielstand, flexibler reagieren und personell nachlegen. Spieler wie Evan Ndicka, Almamy Touré, Dominik Kohr, Erik Durm, Gelson Fernandes oder Timothy Chandler, allesamt gestandene Bundesligaprofis, stehen als Ergänzung parat.
Die heutige Partie gegen „einen unangenehm zu spielenden“ Gegner, wie Hütter sagte, ist auch der Auftakt zu einer sicherlich wieder turbulent werdenden Woche. Es stehen Festspieltage im Frankfurter Stadtwald an, am Donnerstag (18.55 Uhr) gastiert der mit Stars gespickte FC Arsenal im Stadion, aktuell Tabellenfünfter der Premier League, am Sonntag drauf kommt um 18 Uhr Borussia Dortmund – fürwahr anspruchsvolle Aufgaben, die vollen Einsatz erfordern. Hütter wird rotieren, wird gegen Arsenal und Dortmund sicherlich nicht ganz so offensiv agieren wie mutmaßlich gegen den FC Augsburg, der in der Liga noch auf einen Sieg wartet. Für Hütter sind die 90 Minuten bei den bayrischen Schwaben ein interessanter Gradmesser. „Das wird ein heißer Tanz, wir wollen ein gutes Spiel machen. Wenn uns das gelingt, sind wir in der Lage voll zu punkten.“
Eintracht Frankfurt tut sich beim FC Augsburg traditionellerweise schwer
In Augsburg tut sich Eintracht Frankfurt traditionellerweise schwer, selbst wenn sie heute als Favorit anreist und auch im vergangenen Jahr das Spiel mit 3:1 gewinnen konnte. Damals freilich war den Hessen ein Start nach Maß gelungen, es war keine Minute absolviert, als Jonathan de Guzman den Ball schon ins Augsburger Tor geschossen hatte, Sebastien Haller und Ante Rebic erhöhten in der zweiten Halbzeit zum letztlich ungefährdeten Sieg.
Und es ist für Martin Hinteregger kein Spiel wie jedes andere. Der Österreicher, dieser Tage bei der Nationalelf unangenehm aufgefallen, kehrt erstmals seit seinem turbulenten Wechsel nach Frankfurt in die Fuggerstadt zurück. Einfach dürfte es für den knorrigen Verteidiger nicht werden.