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Ante Rebic bleibt an Bord

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Von: Ingo Durstewitz

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Haben sich wieder lieb: Ante Rebic (l.) und Adi Hütter.
Haben sich wieder lieb: Ante Rebic (l.) und Adi Hütter. © Arne Dedert/dpa

Der Eintracht-Stürmer ist von den Verantwortlichen überzeugt worden.

Und dann lagen sich die beiden vermeintlichen Streithähne auch noch in den Armen. Eintracht-Trainer Adi Hütter herzte seinen oftmals so bockigen und sperrigen Stürmerstar, und der Kroate erwiderte die Umarmung artig. Alle hatten sich auf einmal wieder lieb, und auf den Rängen feierten die völlig ekstatischen Anhänger nach dem denkwürdigen 3:0 gegen Racing Straßburg den Mann, den sie fest in ihr Herz geschlossen haben und dem sie sehr viel mehr verzeihen als anderen: Ante Rebic.

Der kroatische Nationalspieler, das Enfant terrible der Eintracht, wurde nach allen Regeln der Kunst und mit lauten Sprechchören abgefeiert, er genießt Heldenstatus. Der 25-Jährige genoss die geballte Zuwendung, sie ging ihm runter wie Öl. Er klopfte sich ein paar Mal auf die Brust, als wolle er sagen: Euch ist mein ganzes Herz. Ante Rebic und die Frankfurter Fans – das ist eine spezielle Geschichte, eine besondere Beziehung, nicht nur, aber auch, weil er die Eintracht vor mehr als einem Jahr zum Pokalsieger machte.

Es waren keine leichten Tage für den bulligen Angreifer, der nach dem Hinspiel in Straßburg (0:1) öffentlich angezählt und an den Pranger gestellt wurde. Das hatte sich der eigenwillige Profi selbst zuzuschreiben, er stellte schon gegen Ende der vergangenen Saison eine seltsam laxe Haltung zur Schau, kokettierte mit einem Wechsel und schließlich, als Höhepunkt der Merkwürdigkeiten von und mit Ante R., zeigte er im ersten Playoffspiel im Elsass eine an Lustlosigkeit nur schwerlich zu überbietende Leistung. 

Rebic wurde ausgewechselt und von Coach Hütter sowie einigen Mitspielern öffentlich abgewatscht – die Beziehung zwischen der Eintracht und dem kroatischen Nationalspieler schien zerrüttet und sich ihrem Ende zu nähern. Doch die Fußballwelt dreht sich schnell, die Branche ist unberechenbar, und nicht mal zehn Tage später sieht die Sachlage schon wieder anders aus, denn plötzlich spricht nicht mehr viel dafür, dass der Mann aus den dalmatinischen Bergen die Eintracht verlässt.

Ante Rebic wird wohl auch in Zukunft für Eintracht Frankfurt auflaufen

Ante Rebic wird, wenn in den kommenden zwei Tagen nichts völlig Verrücktes und Unvorhersehbares geschieht, auch in Zukunft für die Eintracht auflaufen. Das hat auch damit zu tun, dass der Spieler nicht den geeigneten Topklub gefunden hat und kein Verein bereit war, die von der Eintracht geforderte Ablöse in Höhe von mindestens 40 Millionen Euro zu bezahlen. In der Woche vor dem Straßburg-Spiel sind zudem viele Gespräche geführt worden, gute Gespräche, die Sportliche Leitung hat den Profi mit dem eigenen Kopf zurück ins Boot geholt, ihm dargelegt, wie wichtig er für die Mannschaft ist, welchen Stellenwert er hat und dass er sich das, was er sich erarbeitet hat, nicht blindlings kaputt machen soll.

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Andererseits haben die Verantwortlichen ihn auch daran erinnert, was sie von ihm erwarten, was zu seinen Pflichten gehört und ihn daran erinnert, dass es die Eintracht war, die seine darbende Karriere neu befeuert und ihn als Spieler auf ein anderes Level gehievt hat. Es waren fruchtbare Zusammenkünfte, und wer gesehen hat, wie sich die Mitspieler für den Kameraden freuten, als dieser das Eigentor zum 1:0 quasi erzwungen hatte, der kann erahnen, dass die Risse im Gesamtgebilde zumindest noch zu kitten sind. Schon vor dem Anpfiff war Sportvorstand Fredi Bobic sicher, „dass Ante alles raushaut. Er wird alles für die Mannschaft geben.“

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Das hat Rebic in der Tat, und doch mutet es merkwürdig an, wenn ein Spieler offenbar nicht dauerhaft gewillt ist, an seine Leistungsgrenze zu gehen und dies eigens hervorgehoben werden muss. Gegen Straßburg hat er die gesamte Palette eines Ante-Rebics-Spiels gezeigt: Fehlerhafte Ballmitnahmen, Kopf-durch-die Wand-Einstellung, großer Einsatz, Tempo, Dynamik und Power ohne Ende, Aggressivität und hartes Attackieren des Kontrahenten, teilweise überhart wie beim Einsteigen gegen Torwart Matz Sels, für das er sogar die Rote Karte sah, was eine etwas zu harte Strafe darstellte. Es war die Aktion, die das ganze Tohuwabohu in Frankfurt erst auslöste. „Ante hat das Maximum gegeben“, fasste Mitspieler Filip Kostic zusammen.

Filip Kostic ist der prägendste, wichtigste Profi im Eintracht-Ensemble

Der Serbe war es auch, der beim Gang in die Kabine dem Straßburger Keeper ans Leder wollte und nur mit größter Mühe zurückgehalten werden konnte. Und er war es, der das Spiel mit einem herrlichen Freistoß zum 2:0 mitentschieden hat. „Das war der beste Freistoß, den ich je geschossen habe“, sagte Kostic später, eines der wichtigsten Tore war es allemal. Der 26-Jährige ist sicherlich der prägendste, wichtigste Profi im Eintracht-Ensemble, seine Wucht und seine Schnörkellosigkeit suchen seinesgleichen, er ist ein Spieler von internationalem Format, den der Klub wohl oder übel in einem Jahr wird veräußern müssen.

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Kostic ist schon jetzt weit mehr als 50 Millionen Euro wert. In Frankfurt, erzählt er, sei er zu einem besseren Spieler gereift, er habe viel über Fitness, Erholung und Schlaf gelernt, seine Ernährung umgestellt. An seiner herausragenden körperlichen Konstitution arbeitet er mit dem serbischen Fitness-Guru Andreja Milutinovic, der auch Ante Rebic unter seinen Fittichen hat – es ist kein Zufall, dass beide Energiebündel das Eintracht-Spiel prägen und es zumindest noch in dieser Saison tun werden.

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