Filip Kostic - der fatale Fehlschuss gegen Lüttich

Wegen Filip Kostic verpasst die Eintracht den Sieg in Lüttich, an der Niederlage ist der Serbe aber nicht schuld.
Als der Ball dann im Fangnetz zappelte und nicht im Tornetz, hat Filip Kostic den linken Torpfosten umarmt. Aber auch der spendete ihm keinen Trost.
Es gab überhaupt keinen Trost für Filip Kostic. Er wusste es, Adi Hütter wusste es, jeder wusste es - dieser Ball musste zwingend im Tor landen, das musste das 2:1 für Eintracht Frankfurt sein. Es wäre die Eintrittskarte zu den Spielen in der K.o.-Phase im nächsten Februar gewesen, die Hessen hätten sich, wie im Vorjahr, vorzeitig und bereits am vierten Spieltag in der Europa League für das Sechzehntelfinale qualifiziert. „Wir wären durch gewesen“, fasste Sportdirektor Bruno Hübner knackig zusammen.
Filip Kostic - der Schuss misslang gründlich
Es war auch nicht allzu viel verlangt von Filip Kostic – er war allein aufs Tor der Belgier zugestürmt, er kam dem Allerheiligsten immer näher, das Tor wurde immer größer, der Ball lag auf seinem linken Fuß. Kostic hat einen starken, präzisen Wumms in seinem linken Fuß, dazu eine prima Schusstechnik, es gehört zu seinem Beruf, einen Ball in ein Tor zu bugsieren. Er hatte 25 Minuten zuvor einen Freistoß aus 20 Metern zum 1:1-Ausgleich sehr überlegt ins Torwarteck gezirkelt, das war deutlich schwieriger.
Doch Filip Kostic drosch die Kugel in der letzten Minute der Nachspielzeit neben das Tor, der Schuss verrutschte ihm über den Spann. Natürlich war er hinterher untröstlich über seinen Fehlschuss, er gehört ja eher zu den sensibleren Spielern. Bruno Hübner führte deshalb sofort entlastende Gründe ins Feld: „Er ist total unruhig geworden, hat zu viel überlegt.“ Man habe seine „Verunsicherung“ gespürt, zuvor schon, in einer ähnlich aussichtsreichen Situation, hatte Kostic bereits eine Möglichkeit vergeben. Statt zu schießen, schlug er noch einen Haken, wurde dadurch abgeblockt. „Das war alles in seinem Kopf.“ Und dann sei „sein Abschluss“, wie Hübner sagte und unfreiwillig das Bonmot des Abends lieferte, „nicht so optimal“ geraten. So kann man es auch ausdrücken.
Adi Hütter ärgert sich maßlos
Trainer Hütter war es lange nicht gelungen, zumindest am Donnerstagabend nicht, über diese Situation hinwegzukommen. Er könne das alles „nicht in Worte fassen“, sagte er dann. „Filip kann das Tor machen. Wenn er den Torwart anschießt, gibt es vielleicht Ecke. Dann geht die Zeit rum und wir spielen 1:1.“ Zur Wahrheit gehört aber auch: Wegen Kostic hat es für die Eintracht nicht zum Sieg gereicht, er ist aber nicht schuld daran, dass sie verloren hat. Dass 20 Sekunden nach dem Schuss ins Blaue der Ball wiederum im Frankfurter Tor lag, „ärgert mich am meisten“, sagte Hütter einen Tag nach der Pleite. Denn eigentlich „hatten wir genug Spieler in der Defensive“, tatsächlich standen lediglich die beiden eingewechselten Lütticher Obbi Oularé und Maxime Lestienne im Strafraum, was reichte, weil „wir kopflos nach vorne verteidigt haben und das Zentrum nicht geschlossen bekamen.“ Ein langer Ball, eine Kopfballverlängerung - schon war sie dahin, die gute Ausgangslage bei einem Remis. Martin Hinteregger, Makoto Hasebe und David Abraham hinterließen in dieser Szene alles andere als eine gute Figur.
Der Kommentar zur Niederlage in Lüttich: Eintracht Frankfurt - plötzlich verwundbar
Zur Ehrenrettung von Filip Kostic muss eingeräumt werden, dass er normalerweise solche Chancen in Straßenschuhen und nachts um halb vier sicher in Tore verwandelt. Dazu gehört er seit seinem Wechsel vom HSV vor eineinhalb Jahren in schöner Regelmäßigkeit zu den herausragenden Akteuren, er allein hat oft genug den Unterschied ausgemacht, der unermüdlich die Flügel rauf und runter rennt. Als „Maschine“ ist er oft bezeichnet worden. Doch auch er ist ein Mensch, der mal einen Fehler macht.