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Eintracht Frankfurt: Die SGE entwickelt sich erstaunlich gut

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Von: Ingo Durstewitz

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Der Mann, der den Weg weist: Eintracht-Trainer Adi Hütter.
Der Mann, der den Weg weist: Eintracht-Trainer Adi Hütter. © Jan Hübner

Eintracht Frankfurt hat trotz eines erneuten Umbruchs alle Etappenziele erreicht oder übertroffen.

Die Sterne hat der belgische Spitzenklub Standard Lüttich in den vergangenen Wochen nicht vom Fußballhimmel gespielt. Seit dem letzten Aufeinandertreffen in der Europa League in Frankfurt am 24. Oktober zuckelt die Mannschaft von Trainer Michel Preud’homme mit mäßigem Erfolg durch die heimische Liga, einem achtbaren 1:1 beim Spitzenreiter FC Brügge folgte ein standesgemäßes 2:0 gegen den Abstiegskandidaten Waasland-Beveren, am vergangenen Sonntag aber setzte es ein bitter enttäuschendes 1:3 beim Verfolger KAA Gent. Standard hat bei einem Spiel mehr nun bereits sechs Punkte Rückstand auf Branchenprimus Brügge. Indes: Die Heimbilanz ist nach wie vor hervorragend, in sieben Begegnungen im Maurice Dufrasne Stadion hat Lüttich 19 Punkte geholt, sechs Partien gewonnen. Die Atomsphäre im engen Stadion ist hitzig und drückend, Eintracht Frankfurt, am Donnerstag (18.55 Uhr/live bei Dazn und im Ticker) zu Gast in Belgien, sollte gewarnt sein.

Für die Hessen steht in zwei Tagen ein wichtiges Auswärtsspiel an, mit einem Dreier in Lüttich könnten sie in der Europa-League-Gruppe F einen riesigen Schritt in Richtung des Sechzehntelfinales machen. „Das wäre ein Meilenstein“, sagt Mittelfeldmotor Sebastian Rode. Bei einem Sieg wäre der Eintracht der zweite Platz hinter dem FC Arsenal kaum noch zu nehmen, Standard käme bei zwei ausstehenden Spielen nicht mehr an den Frankfurtern vorbei, minimale Chancen hätte Vitoria Guimaraes. Die Portugiesen, derzeit mit null Punkten unterwegs, müssten dazu aber alle drei verbleibenden Partien für sich entscheiden. Klingt nicht besonders realistisch. Andererseits muss die Eintracht sehr wohl aufpassen, bei einer 0:1-Niederlage am Donnerstag ging der direkte Vergleich aufgrund des auswärts erzielten Tores beim 2:1-Sieg der Eintracht in Frankfurt an die Belgier. Doch grau ist alle Theorie.

Eintracht Frankfurt fährt voller Selbstvertrauen nach Lüttich

Die Mannschaft von Trainer Adi Hütter fährt als Favorit ins Nachbarland, gerade nach der beeindruckenden Vorstellung gegen den zwar geschrumpften, aber immer noch ziemlich großen FC Bayern München. Die 5:1-Abreibung ist live in 200 Länder übertragen worden und hat auch über die Grenzen Deutschlands hinweg für Aufsehen gesorgt – natürlich auch beim Gegner aus Lüttich.

Die Eintracht wird die Aufgabe dennoch mit der entsprechenden Seriosität angehen. Die internationalen Auftritte sind nach wie vor etwas Besonderes und keinesfalls zur lästigen Routine geworden. Auch finanziell ist die Europa League für einen Verein wie die Eintracht höchst lukrativ und ein wichtiger Wachstumstreiber. Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison verbuchte der Klub dort Einnahmen in Höhe von 44 Millionen Euro und einen Reingewinn nach Steuern von 20 Millionen Euro. „Die Europa League galt ja mal als Verlierer-Cup“, sagte Finanzchef Oliver Frankenbach. „Das widerlegen diese Zahlen deutlich.“

Sportlich wird das Team versuchen, „den Schwung aus dem Bayern-Spiel mitzunehmen“, wie Trainer Adi Hütter sagte. Die Sternstunde gegen das Münchner Starensemble imponierte selbst dem dafür verantwortlichen Fußballlehrer: „Es ist nicht einfach, gegen uns zu spielen. Es macht Spaß, den Jungs zuzuschauen.“

Schon 21 Pflichtspiele in den Knochen

Die Zwischenbilanz der Eintracht nach bereits 21 Pflichtspielen ist beeindruckend. In der Liga stellen die Frankfurter die beste Heimmannschaft, haben Leverkusen und Bayern verputzt, sie haben sich auf Platz sieben in Lauerstellung zu den Spitzenplätzen eingenistet, liegen einen Zähler hinter einem Rang, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt. Im Pokal hat die Eintracht ihre Pflicht erfüllt, erst Waldhof Mannheim und dann den FC St.Pauli ausgeschaltet, nächste Prüfung im Achtelfinale: am 4. oder 5. Februar der Topklub RB Leipzig. In der Europa League liegt das Team mit zwei Siegen aus drei Partien voll auf Kurs Richtung Sechzehntelfinale.

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Die Eintracht hat bisher all ihre Etappenziele erreicht oder übertroffen. Das war so nicht zu erwarten und ist eine Leistung, die gar nicht hoch zu bewerten ist – gerade nachdem sie alle drei Topstürmer (Luka Jovic, Sebastien Haller und Ante Rebic) und somit insgesamt 57 Tore verloren hat.

Filip Kostic wird den Verein wohl verlassen

Und der nächste Abgang eines Hochkaräters droht im kommenden Sommer, Linksfuß Filip Kostic, mittlerweile schon 27, wird sich dann umsehen und versuchen, einen ertragreichen Vertrag bei einem Spitzenklub zu ergattern. Die Verantwortlichen wissen, dass sie ihren wertvollsten und besten Spieler nicht noch einmal werden halten können. Nach der vergangenen Saison haben sie einen möglichen Wechsel kategorisch abgelehnt und dies gegenüber dem Serben klar artikuliert. Selbst ein konkretes Angebot über 45 Millionen Euro lehnte die Eintracht ab. „Wir konnten ja unmöglich die ganze Mannschaft verkaufen, und wir hatten schon genug eingenommen, deshalb kam dieses Nein aus voller Überzeugung“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic.

Andre Silva und Bas Dost: Comeback zur rechten Zeit

Dem verdienten Spieler wird die Eintracht im Sommer 2020 eher keine Steine in den Weg legen, um seinen vielleicht letzten wirklich großen Vertrag ergattern zu können. Mindestens 50 Millionen Euro sollen dann aber herausspringen, von denen die Hessen noch zehn Prozent an den Hamburger SV abgeben müssten. Kostic war im Mai für weniger als sechs Millionen Euro fest verpflichtet worden. Auch dann wird die Sportliche Führung um Fredi Bobic, Bruno Hübner und Kaderplaner Ben Manga einen Nachfolger aus dem Hut zaubern müssen. Lamentieren ist nicht Bobics Ding, auch beim Abgang der drei Topangreifer habe er sich lediglich gesagt: „Okay, dann holen wir halt den nächsten. Das ist mein Job.“ Hat ganz gut geklappt.

Adi Hütter: Der mutige Coach

Es ist nicht einfach, diesen neuerlichen Umbruch zu moderieren und zu gestalten, und natürlich klappt nicht alles reibungslos. Es gab auch in dieser Saison genügend Spiele, die durchwachsen und nicht glanzvoll waren, die richtige Mitte ließ sich nicht so leicht finden. Aber doch ist es erstaunlich, dass die Sportchefs so schnell ein Team zusammengestellt haben, das entwicklungsfähig ist und auf einem ähnlichen Niveau wie das in der vorherigen Saison agieren kann.

Und es ist der akribischen Arbeit, dem mutigen Coaching und der Weitsicht von Adi Hütter zu verdanken, dass die einzelnen Spieler so schnell zueinander gefunden haben. Der 49-Jährige schafft es mit seiner Truppe von Zeit zu Zeit, Glanzpunkte und „Ausrufezeichen“ (Bobic) zu setzen, Darbietungen zu zeigen, die die Menschen fesseln und begeistern. Zufrieden ist Bessermacher Hütter aber noch lange nicht. Direkt nach dem furiosen 5:1 gegen die Bayern blickte der ehrgeizige Coach nach vorne und bedeutete trocken: „Wir müssen jetzt versuchen, auswärts besser zu werden.“ Vielleicht schon am Donnerstag in Lüttich.

Von Ingo Durstewitz

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