Rechenspiele

Bad Nauheim schaut auf Rang zehn, Frankfurt auf Platz zwei und Kassel will das Playoff-Heimrecht verteidigen. Das Derby-Wochenende der Roten Teufel bietet zusätzliche Reize.
Das Rechnen hat längst begonnen. Wie viele der noch sechs ausstehenden Spiele muss der EC Bad Nauheim gewinnen, um Platz zehn und die Pre-Playoffs der Deutschen Eishockey-Liga 2 zu erreichen? Vier? Oder doch mindestens fünf? 66 Zähler, die im Vorjahr den Eispiraten Crimmitschau den Klassenerhalt vorzeitig gesichert und Ausscheidungsspiele beschert haben, werden diesmal nicht reichen. 62 Punkte haben die Roten Teufel aus Bad Nauheim aktuell auf dem Konto; ebenso viele wie der SC Riessersee (aber ein Spiel mehr). Man schaue nur auf sich selbst und das eigene Spiel. Alles andere könne man ohnehin nicht beeinflussen, sagt Petri Kujala, der Trainer. Am vierten und letzten Derby-Wochenende der Hauptrunde ist seine Mannschaft gegen Frankfurt (heute, 19.30 Uhr) und bei Meister Kassel (Sonntag, 17 Uhr) in der Außenseiterrolle. Vom Tabellenstand her, aber auch von der personellen Situation. Am Dienstag, inmitten der englischen Woche, hatten den Roten Teufeln gleich sechs Spieler gefehlt. Wie lange die Kräfte halten, ist eine von vielen heißen Fragen und Themen vor dem drittletzten Wochenende der regulären Saison.
Wie sieht’s personell aus? Man werde abwarten müssen, wer denn letztlich vorm Spiel in der Kabine sitze, nimmt Kujala die Situation mit Humor. »Solange wir drei Reihen haben, ist alles in Ordnung.« Ob Marc Kohl, Diego Hofland und Tom Pauker, die krankheitsbedingt gefehlt haben, dabei sind, ist offen; ebenso deren körperliche Verfassung angesichts der Grippe. Für Andreas Pauli, der zumindest mit gelben Trainingstrikot des Rekonvaleszenten um den konditionellen Anschluss kämpft, kommt ein Einsatz zu früh. Offen lässt Kujala angesichts einiger Fragezeichen und angeschlagener Spieler auch die Kontingentspieler-Frage.
»Derbys sind immer etwas Besonderes. Und in der jetzigen Situation ist die Bedeutung noch ein bisschen größer«, sagt der Coach, der die personellen Umstände nicht als Alibi nehmen möchte. Man habe sechs der letzten acht Spiele gewonnen und gehe selbstbewusst in die Spiele. In zwei von drei Spielen dieser Saison haben die Roten Teufel gegen den Nachbarn vom Main nach Verlängerung gewinnen können.
Die DEL-Bewerbung der Löwen: Stefan Krämer spricht von einem »Meilenstein«. Und: »So gut wie jetzt, hat es bezüglich einer Multifunktionsarena hier noch nie ausgesehen. Im Augenblick sehe ich nichts, was im Wege steht. Was fehlt, ist der zeitliche Horizont«, sagte der Geschäftsführer der Löwen Frankfurt am Mittwoch, als der Klub über seine Bewerbung als DEL-Quereinsteiger informierte. Ein klares politisches Bekenntnis zum Bau einer Arena, unterzeichnet Mitte Januar von den CDU-Fraktionsvorsitzenden aus Offenbach und Frankfurt, wird von den Löwen als Durchbruch nach jahrelangen Bemühungen und stetiger Lobbyarbeit interpretiert. Vor einem Jahr noch zählten die Löwen nicht einmal zum Kreis der sechs Klubs, die die DEL 2 der DEL als aufstiegsambitioniert hatte präsentieren können. Eine Multifunktionsarena war als unabdingbare Voraussetzung bezeichnet worden.
Eine »gewisse Zeit« könne man in der alten Halle überbrücken, denn: »Selbst wenn es 2019 einen sportlichen Aufsteiger gebe: Eine neue Halle hätten wir bis dahin nicht«, sagt Krämer, dessen Mitgesellschafter Andreas Stracke betonte: »Wir wollen bereit sein, um keine Chance zu verpassen, die sich vielleicht bietet.« Man wolle selbst das Steuer in der Hand halten. Bremerhaven hatte es im Vorjahr vorgemacht. Die Nordseestädter hatten sich als einziger Zweitligist still und heimlich um eine Teilnahme am DEL-Lizenzierungsverfahren beworben und hatten dies nach dem Rückzug der Hamburg Freezers erfolgreich durchlaufen. Über Wahrscheinlichkeiten wollten Krämer und Stracke nicht spekulieren, auch hätten sie keine Hinweise seitens der DEL-Funktionäre erhalten. Die Planung laufe deshalb auf eine weitere Zweitliga-Saison hinaus, die Rolle von Bremerhaven, dass den Etat nur leicht erhöht hatte und aktuell auf Pre-Playoff-Kurs liegt, traue man sich allerdings zu. »Es kommt eben darauf an, wie man den Euro ausgibt«, sagt Stracke. Kleine Umbaumaßnahmen seien in der Eissporthalle erforderlich. Grundsätzlich sei die Spielstätte von der DEL bereits auf ihre Tauglichkeit hin abgenommen worden.
Ein Kreis von 25 Privatpersonen und Werbepartnern hat die Löwen unterstützt. 100 000 Euro kostet eine DEL-Lizenzprüfung (sofern es dazu kommt), 816 000 Euro haben die Löwen hinterlegt, um ihren Teil zu den Vereinbarungen zwischen DEL und DEL 2 zu leisten. Fünf weitere Vereine müssen bis 31. März nachziehen. »Noch sind wir nicht bei sechs Vereinen«, sagt Krämer. Weitergehend dürfe er sich nicht äußern.
Spektakel, Show und guter Sport
Als Quereinsteiger haben sich neben Frankfurt auch die Bietigheim Steelers am letzten Tag der Meldefrist beworben. Sollte tatsächlich ein Platz in der DEL frei werden, entscheiden zunächst einmal die sportlichen Kriterien. Im Klartext: Frankfurt müsste in den Playoffs besser als Bietigheim abschneiden. »Es ist sicherlich interessant zu sehen, wie die Mannschaft reagiert«, sagt Krämer.
Löwen-Spektakel: Keine Mannschaft trifft öfter, aber auch nur die drei Kellerkinder der Liga haben mehr Gegentreffer kassiert. Die Löwen Frankfurt stehen für (Tor-)Spektakel, Show und guten Sport. Nichts erinnert aktuell an das enttäuschende Ende der Vorsaison (Viertelfinal-Aus nach gerade einmal vier Spielen gegen Kassel). Auch der Derby-Fluch (zehn Niederlagen in Serie gegen die hessische Konkurrenz) ist nach dem 4:1 im letzten Duell mit dem EC Bad Nauheim vergessen. Die Löwen kommen als Tabellenzweiter in den Kurpark. 84 Punkte hat die Mannschaft von Paul Gardner bereits gesammelt; 22 Zähler mehr als die Roten Teufel. Und diese Position soll mit Blick auf ein mögliches Halbfinal-Heimrecht unter allen Umständen verteidigt werden. Die Löwen können in Bestbesetzung in der Wetterau antreten. Im Umfeld hatte zuletzt der Name Nils Liesegang für Gesprächsstoff gesorgt. Der Rekord-Scorer der Löwen hatte freitags in Heilbronn einen Gegentreffer mitverantworten müssen, fand sich sonntags in der vierten Reihe wieder und war am Dienstag erst gar nicht im Aufgebot. Aus gesundheitlichen Gründen, wie es hieß.
Übrigens: Etwa zwei Dutzend machen sich am Freitagmorgen zu Fuß von der Eissporthalle Frankfurt auf nach Bad Nauheim. Um 8.30 Uhr geht’s los; zwei längere Pausen sind geplant. Stilecht in Trikots will die Gruppe durch die Wetterau ziehen, um dort die Mannschaft dann zu unterstützen.
Huskies-Höhenflug unterbrochen: Die Nordhessen hatten mit einer Serie von acht Siegen aus neun Spielen Rang zwei ins Visier genommen, am Dienstag durch eine Niederlage in Weißwasser aber einen Rückschlag erlitten. Für Verteidiger Alexander Heinrich ist die Saison verletzungsbedingt beendet. Corey Mapes, einst Förderlizenz-Leihgabe in Bad Nauheim, steht angesichts einer Fingerverletzung erst zum Playoff-Start wieder zur Verfügung. In den Spielen gegen die Nordhessen sind die Roten Teufel bislang leer ausgegangen; im Stadion am Auepark kassierten die Wetterauer im Dezember beim 1:7 die höchste Saisonniederlage.
Die DEL-Bewerbung der Löwen Frankfurt nahm man beim amtierenden Titelträger überrascht zur Kenntnis. In Kassel werde man nicht auf einen Quereinstieg spekulieren. »Wir konzentrieren uns auf das Tagesgeschäft und folgen unserem Fünf-Jahres-Plan. Wenn es in zur Saison 2018/19 hoffentlich einen sportlichen Auf- und abstieg gibt, dann wollen wir bereit sein«, sagt Joe Gibbs, der Geschäftsführer.