EC Bad Nauheim versus Ravensburg Towerstars: Der große Vergleich

Vor dem Start der Playoff-Viertelfinal-Serie zwischen dem EC Bad Nauheim und den Ravensburg Towerstars stellt sich die Frage: Wer ist besser? Wir haben beide Klubs verglichen.
Ravensburg gegen Bad Nauheim. Towerstars und Rote Teufel feiern ab Freitag kommender Woche ein Wiedersehen im Playoff-Viertelfinale der Deutschen Eishockey-Liga 2. Wer zuerst vier Spiele gewinnt, zieht in das Halbfinale ein. Ravensburg, Meister von 2011, zählt seit Jahren zu den Top-Sechs-Kandidaten, ist zuletzt aber zweimal in den Pre-Playoffs gescheitert. Bad Nauheim, mit Priorität Klassenerhalt angetreten, ist zum zweiten Mal in Folge direkt in das Viertelfinale eingezogen und hat einen Punkterekord aufgestellt. Wir haben die beiden Standorte vor dem Playoff-Start verglichen.
Der große Playoff-Vergleich: Der Standort
Bad Nauheim: Eine 32.000-Einwohner-Stadt im Herzen der Wetterau. Bad Nauheim ist als Gesundheitsstadt, durch Jugendstil, die Militärzeit von Elvis Presley und eben durch den Eissport international ein Begriff.
Ravensburg: Die 51.000-Einwohner-Stadt ist für ihre zahlreichen, gut erhaltenen mittelalterlichen Türme bekannt. Die Unternehmensgruppe Ravensburger AG trägt den Stadtnamen durch die Herstellung von Gesellschaftsspielen und Puzzles in die Welt.
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Der große Playoff-Vergleich: Die Infrastruktur
Bad Nauheim: Das Colonel-Knight-Stadion ist in die Jahre gekommen und einem Zweitliga-Standort nicht mehr angemessen. Zu Jahresbeginn wurde der Bau einer Multifunktionsarena samt einer zweiten Eisfläche von GmbH und Bürgermeister thematisiert. Das Stadtparlament hat einer »Projektplanung« zugestimmt.
Ravensburg: Das Unternehmen CHG hat im Dezember letzten Jahres die Namensrechte der Eissporthalle Ravensburg übernommen. Verwaltet wird die Spielstätte von den Stadtwerken. Eine zweite Eisfläche ist nicht vorhanden oder geplant. Ein DEL-tauglicher Umbau wäre möglich, angesichts einer zu erwartenden Investition von 15 Millionen Euro allerdings unrentabel.
Der große Playoff-Vergleich: Die Nachwuchsarbeit
Bad Nauheim: Der Stammverein (302 Mitglieder) hat eine Seniorenmannschaft (Hessenliga) gemeldet und nimmt mit sieben Nachwuchsmannschaften am Spielbetrieb teil. Die älteste Nachwuchsmannschaft, die U20, beendet die Saison auf Rang fünf der DNL-Division III Nord.
Ravensburg: Der EV Ravensburg, der Stammverein, hat mehr als 1000 Mitglieder und nimmt in allen Nachwuchs-Altersklassen sowie mit einer Damen-Mannschaft am Spielbetrieb teil. Die U20-Mannschaft belegt in der Division III Süd aktuell den zweiten Platz.
Der große Playoff-Vergleich: Das Stadion
Bad Nauheim: Das Colonel-Knight-Stadion wurde 1946 erbaut, fasst 4445 Zuschauer (davon 1625 Sitzplätze) und ist an den Seiten offen. Eintrittskarten gibt’s über die Homepage unter www.ec-bn.de. Ein Playoff-Zuschlag von zwei Euro wird auf allen Plätzen erhoben.
Ravensburg: Die Eissporthalle wurde 2003 neu eröffnet und fasst 3418 Zuschauer (1196 Sitzplätze). Tickets (Stehplatz Erwachsene 16 Euro, Sitzplätze 22 und 26 Euro) gibt’s unter www.towerstars.de. Einen Playoff-Zuschlag gibt es nicht.
Der große Playoff-Vergleich: Der Hauptsponsor
Bad Nauheim: Acht Premium-Partner (Jäger, Auto Kuhl, First Stop, FLT, Licher, MTS Automobile, Stadtwerke, Volksbank Mittelhessen) bilden die Spitze einer Sponsoren-Pyramide mit rund 150 Werbepartnern. Den klassischen Hauptsponsor gibt es nicht.
Ravensburg: CHG – diese drei Buchstaben zieren seit mehr als einem Jahrzehnt das Trikot der Towerstars. Das Unternehmen, 1979 in Weingarten im Landkreis Ravensburg gegründet, ist ein hersteller- und bankenunabhängiger Anbieter von Technologie-Management in den Bereichen IT, Industrie und Healthcare.
Der große Playoff-Vergleich: Der Kader
Bad Nauheim: Petri Kujala hatte die Roten Teufel im Vorjahr auf Rang fünf geführt und damit zum erfolgreichsten Abschneiden seit 2004. Eine Hypothek. Unter Christof Kreutzer hat die Mannschaft nun 90 Punkte gesammelt, die beste Ausbeute seit dem Aufstieg 2013. Die Roten Teufel spielen seit Dezember schon mit kleinem Kader und großem Herz; und sie führen die Derby-Tabelle an.
Ravensburg: Die Oberschwaben haben vor der Saison mächtig investiert. Zweimal waren die Towerstars zuvor in den Pre-Playoffs gescheitert; da hat man in Ravensburg einfach einen anderen Anspruch. Die Mannschaft ist den Erwartungen gerecht geworden. 32 Spieltage lang wurde die Tabelle angeführt. Mit einem Trainerwechsel wurde auf eine Schwächephase reagiert.
Der große Playoff-Vergleich: Die Stars
Bad Nauheim: Die Sylvester-Brüder Dustin und Cody. Zusammen haben sie 50 Tore erzielt; alleine zwölf in Unterzahl (!). Erfolgsfaktor im Powerplay ist Zach Hamill mit feinem Händchen und Übersicht. Hinten hält Felix Bick seine Mannschaft im Spiel, wenn es mal nicht so läuft.
Ravensburg: Andreas Driendl (im Vorjahr DEL2-Spieler des Jahres) bringt Erfahrung aus nunmehr 800 Profispielen mit. Er ist mit seiner Übersicht so etwas wie die Lebensversicherung. Zuletzt überragend präsentierten sich die Stürmer Matthieu Pompej und David Zucker. Defensiv spielt Sören Sturm seine wohl beste Saison.
Der große Playoff-Vergleich: Die Trainer
Bad Nauheim: Mit der Verpflichtung von Christof Kreutzer war den Roten Teufeln ein Coup gelungen. Der Ur-Düsseldorfer ist emotional, erfolgsbesessen. Zufriedenheit ist ihm ein Fremdwort. Der Ex-DEL-Trainer des Jahres hat noch einen Vertrag für die kommende Saison.
Ravensburg: Auf Tabellenplatz zwei stehend haben die Towerstars Anfang Februar mit einem Trainerwechsel überrascht. An die Stelle von Jiri Ehrenberger trat Rich Chernomaz. Der Kanadier – zuletzt in Großbritannien beschäftigt – kennt das deutsche Eishockey. In Frankfurt genießt Chernomaz als Meistermacher von 2004 Kultstatus.
Der große Playoff-Vergleich: Social Media
Bad Nauheim: Facebook 16258 Follower, Twitter 2599, Instagram 4474.
Ravensburg: Facebook 11384 Follower, Twitter 1604, Instagram 4433.
Der große Playoff-Vergleich: Die Tradition
Bad Nauheim: Eishockey wird seit 1946 gespielt. Mit Rang drei in der Bundesliga feierten die Roten Teufel in der Saison 1973/74 ihren größten Erfolg. Nach der Insolvenz des VfL im Jahr 1982 war Bad Nauheim nicht mehr erstklassig. 2004 verschwand der Standort von der Zweitliga-Landkarte, wo er erst seit 2013 wieder zu finden ist.
Ravensburg: Im Jahr 1881 wurde der Eislaufverein Ravensburg gegründet. Erstklassig spielten die Oberschwaben nie. Als größter Erfolg steht die Zweitliga-Meisterschaft von 2011 in den Geschichtsbüchern. Die DEL hatte Ravensburg als Aufsteiger mit Verweis auf die wirtschaftlichen Gegebenheiten und ein DEL-untaugliches Stadion abgelehnt.
Der große Playoff-Vergleich: Die Konkurrenz
Bad Nauheim: In Frankfurt, Gießen und Wetzlar – jeweils rund 35 Kilometer entfernt – spielen Fußball-, Basketball- und Handball-Bundesligisten. In der Wetterau regiert – das Fan-Interesse betreffend – allein der Eissport.
Ravensburg: In Ravensburg haben die Towerstars in der Zuschauer-Resonanz ein Alleinstellungsmerkmal. Die Saison der Zweitliga-Footballer (rund 1200 Zuschauer) läuft nur während der Sommermonate. 20 Kilometer weiter ist der VfB Friedrichshafen, der ehemalige Volleyball-Champions-League-Sieger zu Hause, hat aber nicht die Strahlkraft.
Der große Playoff-Vergleich: Die GmbH
Bad Nauheim: Andreas Ortwein ist Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH (sieben Gesellschafter). Der 41-Jährige ist – mit einer kurzen Ausnahme – seit 2008 der Spitzenfunktionär der Roten Teufel.
Ravensburg: Rainer Schan ist Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH (zwölf Gesellschafter). Mit der Gründung im Jahr 2007 übernahm der gelernte Industriekaufmann zunächst die kaufmännische Leitung, dann die Geschäftsführung.
Der große Playoff-Vergleich: Der Etat
Bad Nauheim: 2,5 Millionen Euro. Ravensburg: 2,5 Millionen Euro.
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— EC Bad Nauheim (@ec_bn)
6. März 2019