EC Bad Nauheim: Mittellos gegen Mini-Kader

Der Sieg vom Freitag in Ravensburg ist schon wieder vergessen. Gegen Bietigheim zeigt der EC Bad Nauheim am Sonntag eine enttäuschende Leistung.
Die Theorie ist das eine, die Praxis das andere - gerade im Sport. Die Roten Teufel hatten das Spiel gegen die Bietigheim Steelers im Kopf offenbar schon abgehakt, ehe es überhaupt begonnen hatte; und so endete der Sonntagabend für den Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim mit einer maßlos enttäuschenden 2:6 (0:2, 2:3, 0:1)-Niederlage, nachdem die Mannschaft nie ins Spiel gefunden hatte. Dass die Hauptschiedsrichter Aumüller und Gavrilas gleich bei zwei Torszenen für gehöriges Kopfschütteln sorgten, ist angesichts des phasenweise leblosen Auftritts der Gastgeber zur Nebensache geworden.
»Für uns lief alles nach Plan. Die Mannschaft hat die Vorgaben umgesetzt, die Wechsel kurzgehalten«, sagt Steelers-Trainer Dany Naud, während EC-Coach Hannu Järvenpää von einer der »schmerzlichsten Niederlagen seiner Trainer-Laufbahn« sprach. »Meine Worte sind schein nicht durchgedrungen«, räumte er ein.
Der Blick auf den Line-up hatte ein Geduldsspiel erwarten lassen. Hier Bad Nauheim, mit dem Freitag-Sieg im Rücken und nun auch mit den U20-WM-Fahrern Simon Gnyp und Julian Chrobot im Aufgebot, dort Bietigheim mit gerade einmal elf Feldspielern, wobei neben den Top-Verteidigern (Goc/Renner) auch die beiden Top-Scorer (Stretch/McKnight) fehlten.
Den Roten Teufel fehlte es in den ersten 20 Minuten eigentlich an allem, was man hatte erwarten können. Biss, Zielstrebigkeit, Aggressivität und Struktur. Stattdessen leisteten sich die Hausherren zahllose Fehlpässe im Aufbau. Der überragende Riley Sheen (Bauerntrick/drei Treffer am Abend) und Fabian Kuqi (vier Punkte/quasi vom Bully weg gegen den verdutzten Philipp Maurer erfolgreich) trafen zur 2:0-Führung der Gäste, die defensiv clever die Räume zugestellt hatten und offensiv mehr Torgefahr ausstrahlen konnten.
Nach einem starken Antritt erhöhte Sheen auf 3:0 (23.). Für Maurer kam nun Felix Bick, der zunächst einen Penalty von Sheen parierte, dann nach einem individuellen Fehler bei der Puckannahme seiner Vorderleute im eigenen Drittel aber auch machtlos war - 0:4 (26.) Fabian Kneisler war der Torschütze.
Dann sorgten die Unparteiischen für Verwirrung. Kelsey Tessier brachte den Puck ins Tor. Die Unparteiischen hatten den Torschützen bereits bei der Zeitnahme benannt, nahmen dann aber auf Protest der Gäste den Treffer zurück. Der Puck habe fünf Sekunden (!) zuvor das Fangnetz berührt. Warum der Pfiff nicht so gleich erfolgt war, ist rätselhaft. Fünf weitere Minuten vergingen, ehe Andreas Pauli tatsächlich der Anschluss gelang (32.). Dann war wieder Sheen zur Stelle, ließ gleich zwei Verteidiger alt aussehen und stellte auf 1:5 (32.). Der erneute Anschluss durch Aaron Reinig ließ allenfalls ein Fünkchen Hoffnung aufkeimen.
Mit bemerkenswert wenig Aufwand spielte Bietigheim im Schlussabschnitt die Zeit von der Uhr. Die Roten Teufel rannten zumeist ungeschickt an und sich in Einzelaktionen fest, konnten nie Torgefahr ausstrahlen. Aufholjagd sieht anders aus. Den Steelers wurde zunächst ein reguläres Empty-Net-Tor verweigert, ehe sie dann durch Hauner doch noch zum 2:6-Endstand trafen.
Bad Nauheim: Maurer (ab 23. Bick) - Sekesi, Glötzl, Reinig, Schmidt, Ketter, Gnyp - Hohmann, Arniel, Ratmann, Pauli, Tessier, Cabana, Körner, Chrobot, Reiter, Cornett, Bettahar.
Bietigheim Steelers: Brenner - Schoofs, Schüle, Prommersberger, Ribnitzky - Breitkreuz, Hauner, Preibisch, Kneisler, Sheen, Wenzel, Kuqi.
Im Stenogramm / Tore: 0:1 (5.) Sheen (Kuqi, Prommersberger), 0:2 (14.) Preibisch (Kuqi), 0:3 (23.) Sheen (Wenzel, Ribnitzky), 0:4 (26.) Kneisler (Wenzel), 1.4 (32.) Pauli (Cabana, Tessier), 1:5 (37.) Sheen (Prommersberger), 2:5 (40. ) Reinig (Schmidt, Bettahar), 2:6 (60.) Hauner (Breitkreuz). - SR: Aumüller/Gavrilas. - Strafen: Bad Nauheim 0, Bietigheim 2.