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Julian Chrobot nach der U20-WM: Darauf hat er sich am meisten gefreut

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Von: Michael Nickolaus

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Julian Chrobot hat als Förderlizenzspieler des EC Bad Nauheim in sieben DEL2-Spielen vier Treffer erzielt.
Julian Chrobot hat als Förderlizenzspieler des EC Bad Nauheim in sieben DEL2-Spielen vier Treffer erzielt. © Andreas Chuc

Die U20-Nationalmannschaft ist zurück aus Kanada. Im Interview spricht Julian Chrobot vom EC Bad Nauheim über Stolz, Enttäuschung und Motivation.

Zurück in Köln wurde am Dienstagabend beim Stamm-Italiener eine Pizza bestellt. Ein Stückchen Freiheit nach vier Wochen in der sogenannten »Bubble« vor und während der Weltmeisterschaft. Julian Chrobot ist neben Simon Gnyp und Maximilian Glötzl einer von drei U20-Spielern, die per Förderlizenz von DEL-Kooperationspartner Köln für den Zweitligisten EC Bad Nauheim spielen. Im kanadischen Edmonton erreichte Deutschland zwischen den Jahren nach einer turbulenten Vorbereitung mit positiven Corona-Tests, Quarantäne und einem zwischenzeitlichen 2:16-Debakel gegen Kanada erstmals das Viertelfinale unter den Top-Nationen und schied nur knapp mit 1:2 gegen Russland aus. Im Interview blickt Chrobot auf ein »unfassbares Erlebnis« zurück.

Julian Chrobot, Deutschland hat einerseits erstmals das Viertelfinale erreichen können und ist andererseits dort nur knapp an Russland gescheitert. Was überwiegt derzeit? Stolz oder Enttäuschung?

Der Stolz, ganz klar, gerade, weil es so knapp war. Man hat gesehen, wie sich die Mannschaft entwickelt hat. Wir haben gegen Russland mithalten können. Dem Spielverlauf nach hatten wir eine 50:50-Chance.

Deutschland war mit zwei Niederlagen gestartet, darunter ein Debakel gegen Kanada. In Nordamerika wurde daraufhin die WM-Tauglichkeit infrage gestellt. Wie sind Sie mit dieser Niederlage und der Kritik umgegangen?

Einerseits wussten wir, dass wir keine gute Leistung gezeigt haben. Andererseits hatten wir die Quarantäne hinter uns, konnten uns über Tage nur mit Workouts auf den Zimmern fithalten und hatten am Tag zuvor gegen Finnland ein ordentliches Spiel gezeigt; mit nur 14 Feldspielern. Wir alle hatten mehr als 20 Minuten Eiszeit in den Beinen. Das hat man schon gespürt. Wir haben die Partie analysiert und versucht, das Negative auszublenden. Kanada ist eben auch eine brutale Eishockey-Nation.

Was bleibt denn hängen aus den Spielen gegen Nationen wie Kanada oder Russland?

Die vergangenen Jahre verfolgt man die WM am Bildschirm und erträumt sich, auch ein mal gegen solch großartige Spieler und Nationen antreten zu können - und plötzlich ist man dabei. Das ist schon geil. Man darf aber auch nicht zu viel Respekt haben. Und wenn man das Kanada-Spiel mal ausblendet, haben wir unterm Strich eine super Leistung gezeigt.

Welche Gedanken sind Ihnen nach dem siebten oder achten Gegentor durch den Kopf gegangen?

Das hat sich natürlich nicht gut angefühlt. Keiner will verlieren. Aber es hat sich auch keiner hängen lassen. Jeder hat bis zum Ende alles gegeben und wollte das Beste daraus machen. Das ist eben die Identität des deutschen Eishockeys.

Tim Stützle und J.J. Peterka haben die Mannschaft durch das Turnier getragen. Zudem hatte man den Eindruck, die äußeren Umstände in der Vorbereitung hätten das Team noch mehr zusammengeschweißt.

Ja, das stimmt. Wir hatten schon bei der Vorbereitung in Füssen einen tollen Team-Spirit. Dann hat uns die Quarantäne noch enger zusammengebracht. Coaches, Athletiktrainer - sie alle haben einen tollen Job gemacht. Alles war top organisiert. Es waren die Kleinigkeiten, die uns zusammengebracht haben.

Sie haben quasi vier Wochen lang in der »Bubble«, abgeschirmt vom öffentlichen Leben, verbracht, hatten nur zu Teamkollegen und Staff Kontakt. Wie hat sich das angefühlt? Hatten Sie neben dem Training Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung?

In den ersten Tagen in Quarantäne auf unseren Zimmern gab es nicht wirklich viel zu tun. Jeder hatte eine Playstation dabei, und der Weltverband hat uns Spinning-Bikes zur Verfügung gestellt. Als es endlich richtig losgegangen ist, war es viel besser als wir uns das hatten vorstellen können. Die Atmosphäre war unglaublich. Jeder Nation hatte ihren eigenen Räumlichkeiten für Meetings, Verpflegung und Freizeit. Wir konnten beispielsweise Tischtennis, Spikeball oder Tute spielen. Es hat an nichts gefehlt; außer an Fans in der Halle. Dennoch: Das alles war einzigartig, selbst ohne Fans ein unfassbares Erlebnis. Und natürlich ist es schön zu spüren, welche Unterstützung wir in den zahlreichen Nachrichten von Fans aus Deutschland bekommen haben.

Sie waren vier Wochen in der Blase. Worauf haben Sie sich am meisten gefreut?

Auch, wenn wir in Deutschland einen Lockdown haben, fühlt man sich doch ein Stück weit freier. Das ist wichtig und fühlt sich gut an.

Nach Russland und Kanada warten jetzt Iserlohn und Schwenningen oder Bayreuth und Crimmitschau. Wie gelingt es, den Schalter nun umzulegen?

Die WM ist natürlich ein absolutes Highlight. Und diesen Schwung und das Tempo aus dem Turnier müssen wir nun mitnehmen in unsere Klubs, in den Alltag; gerade die Geschwindigkeit. Die kleine Eisfläche in Kanada hat das Spiel extrem schnell gemacht, und da standen die weltbesten U 20-Jungs auf dem Eis. Alle topfit, mit tollen Fähigkeiten und top motiviert. Man hatte wenig Zeit und musste viel schneller Entscheidungen treffen. Das war für jeden ein tolle Geschichte und eine brutale Motivation.

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