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Wie gelähmt im freien Fall

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Von: Michael Nickolaus

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Die nächste Niederlage. Freier Fall. Viele Fragen, wenige Antworten, (bislang) keine Konsequenzen. Wie gelähmt. Um 12 Uhr steht die Mannschaft des EC Bad Nauheim am Mittwochmittag zur Übungseinheit auf dem Eis; mit Petri Kujala als Coach. Business as usual im Colonel-Knight-Stadion – entgegen den Gesetzmäßigkeiten der Branche. Nach dem 1:4 der Roten Teufel am Vorabend in Bayreuth. Nach fünf Niederlagen in Folge. Nach nur einem Dreier aus den letzten 15 Partien in der Deutschen Eishockey-Liga 2. »Der Abend war ernüchternd. Und da gibt es auch nichts Schönzureden«, sagt Andreas Ortwein. Dem Trainer stärkt der Geschäftsführer im Gespräch mit der WZ-Sportredaktion aber unverändert den Rücken (»Einen Wechsel halte ich nicht für sinnhaft, der Effekt wäre schnell verpufft. Die Mannschaft ist in der Verantwortung«). Den Spielern gegenüber hat er gestern – nach dem Kuschelkurs der letzten Tage – laute und klare Worte vor dem Training gefunden. »Wir haben über Wochen vor ihnen gestanden und ihnen den Druck genommen. Jetzt sind sie in der Verantwortung«, sagt er. Und: »Natürlich müssen wir darüber nachdenken, wer in einer möglichen Playdown-Serie die nötige Härte, den Willen und die Nervenstärke mitbringt.«

Die nächste Niederlage. Freier Fall. Viele Fragen, wenige Antworten, (bislang) keine Konsequenzen. Wie gelähmt. Um 12 Uhr steht die Mannschaft des EC Bad Nauheim am Mittwochmittag zur Übungseinheit auf dem Eis; mit Petri Kujala als Coach. Business as usual im Colonel-Knight-Stadion – entgegen den Gesetzmäßigkeiten der Branche. Nach dem 1:4 der Roten Teufel am Vorabend in Bayreuth. Nach fünf Niederlagen in Folge. Nach nur einem Dreier aus den letzten 15 Partien in der Deutschen Eishockey-Liga 2. »Der Abend war ernüchternd. Und da gibt es auch nichts Schönzureden«, sagt Andreas Ortwein. Dem Trainer stärkt der Geschäftsführer im Gespräch mit der WZ-Sportredaktion aber unverändert den Rücken (»Einen Wechsel halte ich nicht für sinnhaft, der Effekt wäre schnell verpufft. Die Mannschaft ist in der Verantwortung«). Den Spielern gegenüber hat er gestern – nach dem Kuschelkurs der letzten Tage – laute und klare Worte vor dem Training gefunden. »Wir haben über Wochen vor ihnen gestanden und ihnen den Druck genommen. Jetzt sind sie in der Verantwortung«, sagt er. Und: »Natürlich müssen wir darüber nachdenken, wer in einer möglichen Playdown-Serie die nötige Härte, den Willen und die Nervenstärke mitbringt.«

Am Vorabend hatte der x-te Blackout der Saison (vier Gegentore binnen zehn Minuten) die sportliche Lage, den Ton im Umfeld und auch die Forderungen nach unverzüglichen Konsequenzen verschärft. Sarkasmus, Ironie, Wut und Enttäuschung prägen das Stimmungsbild. Abermals hatte die Mannschaft eine Chance und damit zugleich ihren Kredit verspielt. »Eierlos« nannte Kujala, für diese Wortwahl ganz gewiss nicht bekannt, das Spiel seiner Mannschaft und sprach inmitten seiner fünften Saison als Profi-Trainer von seiner bislang kniffligsten Aufgabe. Die Themen der Talfahrt: Machen die Kontingentspieler den Unterschied aus? Derzeit nur im negativen Sinne. Die 14 Klubs der DEL 2 haben alleine seit Saisonbeginn 21 ausländische Profis verpflichtet, sich zugleich von 17 Kontingentspielern getrennt und damit auch deren enorme Bedeutung für Erfolg und Misserfolg unterstrichen. In Bad Nauheim scheut man (noch) diesen Schritt, hält an Verträgen fest. Ist die Offensive stark genug? 96 Tore hat der EC Bad Nauheim erzielt. Das ist ordentlich und im Bereich der Quote aus dem Vorjahr. Aber: Keine andere Mannschaft – mit Ausnahme von Heilbronn – ist offensiv aufgrund fehlender Effizienz im Spiel fünf gegen fünf dermaßen vom Powerplay abhängig. 31 Treffer haben die Roten Teufel alleine in Überzahl erzielt. Nick Dineen beispielsweise kommt als Kontingentspieler auf erst vier Treffer aus dem regulären Spiel heraus. Der Mannschaft fehlt der Zug zum Tor, die Bereitschaft, dort hinzugehen, wo es weh tut, wie es immer wieder so schön heißt. Vieles ist Alibi. Jeder spielt für sich. Wurde die Mannschaft falsch zusammengestellt? Bad Nauheim hat einerseits das seit eh und je prägende nordamerikanische Element fast gänzlich aus dem Kader heraus genommen und andererseits mehr auf Quantität gesetzt, auf einen breiten Kader. Auf Talente im Entwicklungsstadium, denen der nächsten Schritt zugetraut wurde. Weitblickend, teils mit langfristigen Verträgen. In der aktuellen Situation stellt sich aber die Frage, inwiefern dies im kurzlebigen Profigeschäft funktioniert und ob Gelder besser in Qualität investiert worden wären, statt junge Spieler in der Oberliga zu parken; erst recht, sollte in der kommenden Saison die U24-Regelung fallen. Hält der EC Bad Nauheim an Petri Kujala fest? Der Finne gilt als pflegeleicht, ruhig, loyal und akribisch. Als offen im Dialog, offen für die Interessen der GmbH, deren Entscheidungsträger nach den Erfahrungen der Ära Frank Carnevale exakt jene Mentalität gesucht haben. Ob man intern von diesem Kurs abkommt, ist deshalb offen; ebenso, ob ein vergleichbarer Trainer-Typ nachhaltig eine Veränderung herbeiführen würde. Wurde der richtige Zeitpunkt zum Reagieren verpasst? Aktionismus und Wintertransfers sind – sofern nicht aufgrund von Verletzungen notwendig – nicht das Ding der Roten Teufel. Ein Trend in der sportlichen Entwicklung war aber schon lange zu erkennen. Noch immer ist eine Ü24-Stelle unbesetzt. Sind personelle Konsequenzen zu erwarten? Ortwein wird im Finanzausschuss der GmbH mehrere Modelle zur Diskussion stellen. Der monetäre Handlungsspielraum ist eingeschränkt. »Wir arbeiten mit limitierten Rahmenbedingungen. Da muss jeder Schritt aus allen Perspektiven geprüft werden«, sagt der Geschäftsführer. Eine Zahl: Gegenüber dem Dezember 2015 hat sich die Zuschauerzahl im letzten Monat des Jahres 2016 um 2000 Fans verringert. »Die Mannschaft hat sportlich nicht geliefert. Das macht die Situation nicht einfacher.« Zudem: Die Konkurrenz reißt sich um die wenigen Filetstücke auf dem Markt. Norman Hauner hat es nach Ravensburg gezogen, Christoph Gawlik nach Frankfurt. »Wenn die Großen ins Spiel kommen, können wir nicht mithalten.« Leisten sich die Roten Teufel weiterhin fünf Kontingentspieler? Die Zukunft von Ales Kranjc ist drei Tage vor Vertragsende noch nicht geklärt. Am Wochenende, in den Spielen in Bietigheim und gegen Rosenheim, wird der Slowene noch für Bad Nauheim auflaufen. Ist die Mannschaft abstiegskampftauglich? In der derzeitigen Verfassung sicher nicht. Die Angst vor einem Fehler begleitet jede Aktion wie ein Schatten. Es fehlt aktuell der Anführer, ein Häuptling; in der Kabine wie auf dem Eis. Einer wie Patrick Strauch, der die atmosphärischen Veränderungen in der Gruppe wahrgenommen und dazwischen gehauen hat; mit 100 Prozent Herz und Identifikation. Oder auch ein Dustin Cameron, der auf dem Eis auch schon mal im Wildwest-Stil Akzente gesetzt und mal eben 30 Treffer erzielt hat.

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