EC Bad Nauheim: Nach Viertelfinal-Triumph sind nun Arzt und Physio gefragt

Während der EC Bad Nauheim auf seinen Halbfinal-Gegner wartet, genießt man ein wenig die Tage nach dem großen Triumph. Gleichzeitig müssen die vielen angeschlagenen Profis versorgt werden.
(hss). Bad Nauheim, später Dienstagabend, 23:15 Uhr. Am Kurpark brennt noch Licht. Zu vorgerückter Stunde ist der Teufel los. Es wird gefeiert, gesungen, diskutiert und gratuliert. Im Penalty-Bistro und eine Etage höher im VIP-Raum des Colonel-Knight-Stadions fällt immer wieder ein Wort: Sweep! Die Überraschung ist perfekt. Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim hat den ESV Kaufbeuren mit 4:0-Siegen sauber aus dem DEL 2-Viertelfinale »herausgefegt«. Serie gewonnen, Zeit gewonnen. Damit sich die Reihen im rot-weißen Lazarett bis nächsten Freitag lichten können.
Mit einem großen Besen ist ein entfesselter EC-Sympathisant unmittelbar nach der Schlusssirene hinter den Mannschaftsbänken unterwegs. Die Party nimmt Fahrt auf. Im Foyer des Verwaltungstrakts steht mit zufriedener Miene Harald Lange, der Vater von EC-Trainer Harry Lange. Nach einwöchigem Aufenthalt in der Kurstadt will er am nächsten Morgen den Heimweg an den herrlichen Wörthersee antreten. »Die Rakete ist gezündet, jetzt fliegt sie von allein. Zum Halbfinale komme ich nicht«, sagt der Talisman aus Klagenfurt schmunzelnd, aber überzeugt.
Ein paar Meter weiter trifft man Kevin Schmidt. Der Deutsch-Kanadier mit familiären Wurzeln in Stuttgart spricht von einem »großartigen Spirit« und über einen »Schlüsselmoment« in Spiel vier: »Sehr wichtig, dass wir die Fünf-Minuten-Zeitstrafe gleich am Anfang zu zwei schnellen Toren genutzt haben. Unsere Special-Teams im Powerplay und Penaltykilling haben funktioniert.«
Kurz vorher in der Pressekonferenz hat auch Harry Lange diese Erklärung aufgegriffen: »Unser Torwart war besser, unsere Special-Teams waren besser, aber trotzdem war es immer eng.« Und noch einen Punkt nennt der Österreicher: »Ein Trainer aus der Junioren-Nationalmannschaft sagte immer: Wenn du nach dem Spiel keine Eispacks brauchst, hast du nicht gut gespielt. Die Jungs hatten schon nach dem ersten Spiel viele Eispacks nötig.«
Um den Hauptrunden-Dritten aus dem Playoff-Rennen zu werfen, haben die Roten Teufel alles investiert - und Tribut gezollt. »Meine Arbeit ist für ein paar Tage beendet, jetzt kann der Arzt übernehmen«, meint Lange süffisant. Seit Sonntag sind der Coach und sein Assistent Adam Mitchell quasi per Standleitung mit der medizinischen Abteilung verbunden. Über die clubeigenen Social-Media-Kanäle lüften die Roten Teufel nun einige gut gehütete Geheimnisse zu Angeschlagenen und Verletzten.
Grayson Pawlenchuk, Mick Köhler, Philipp Wachter und Andreas Pauli nicht einsatzfähig, Marc El-Sayed und Jordan Hickmott angeschlagen, Jerry Pollastrone noch nicht 100-prozentig fit. Die verletzungsgeplagten Wetterauer stecken alle Nackenschläge weg. Auch als Top-Scorer Tim Coffman nach 50 Sekunden einen harten Bandencheck einstecken und in der Kabine mit zwölf Stichen oberhalb des Auges genäht werden muss. Mit Vollvisier kehrt der US-Amerikaner auf das Eis zurück.
Krefeld, Dresden oder Kassel? Während die EC-Physiotherapeuten alle Hände voll zu tun haben, wartet man gespannt auf die kommende Aufgabe. Fest steht: Bad Nauheim startet am kommenden Freitag auswärts ins Halbfinale. Das nächste Heimspiel steigt am 2. April um 18.30 Uhr. Der Kartenvorverkauf läuft.