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Das sind die Playoff-Momente für die Ewigkeit

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Von: Michael Nickolaus

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Oberliga-Meister! Die Playoff-Final-Serie des EC Bad Nauheim von 2013 ist unvergessen. © Joachim Storch

Titel, Tod und Tränen! Der EC Bad Nauheim hat in den Playoffs Geschichte(n) geschrieben. Wir blicken auf fünf der prägenden Serien in der Historie der Roten Teufel zurück, auf Momente für die Ewigkeit.

Der Deutsche Eishockey-Meister wird seit 1981 nach nordamerikanischem Vorbild im Playoff-Modus ermittelt. Der EC Bad Nauheim hat 1993 seine erste Serie gespielt, gegen den TEV Miesbach, damals rollte der erste Sonderzug. Aus Best-of-three- entwickelten sich Best-of-seven-Serien. Manche blieben unspektakulär, über andere wird man noch in vielen Jahren sprechen.

Kassel ist natürlich in Erinnerung - und das gleich zweimal. Die Serie mit Essen, als ein einziger Treffer zum DEL-Aufstieg gefehlt hatte, bleibt unvergessen, ebenso das Duell mit Landshut, verbunden mit dem Abschied aus der Zweitklassigkeit. Über allem - auf tragische Weise - steht die Serie mit Iserlohn, überschattet vom Tod von Profi Mark Teevens. - Die denkwürdigen Serien:

1997/98: Die Halbfinal-Serie gegen Iserlohn. Eine Eishockey-Schlacht. Wie immer, wenn es gegen die Sauerländer gegangen ist. Schon vor dem Spiel herrschte auf dem Eis Anarchie. Vor fast 5000 Zuschauern im Colonel-Knight-Stadion prügelten sich Spieler beider Mannschaften nach dem Warmlaufen. In der Drittelpause schlugen die Trainer Frank Carnevale und Greg Poss aufeinander ein. Bad Nauheim gelang der 1:1-Ausgleich in der Best-of-three-Serie. In die Freude über den Sieg platzte die Nachricht vom Tod von Marc Teevens. Der damalige Spieler der Roten Teufel - er pausierte an diesem Abend krankheitsbedingt - verstarb auf dem Parkplatz vorm Stadion. Zwei Tage später trafen beide Klubs in Iserlohn erneut aufeinander. Eine besondere, sicherlich einzigartige Atmosphäre prägte die Partie am Seilersee. Bad Nauheim zog ins Finale ein und verlor dort gegen den EHC Neuwied.

1998/99: Nur ein Jahr später. So nah ist der EC Bad Nauheim der Erstklassigkeit nicht mehr gekommen. In Essen, in Spiel fünf, erlebten die Roten Teufel ein Penalty-Drama. Unter Polizeischutz war der Teambus der Wetterauer am Stadion am Westbahnhof vorgefahren. Die Halle platzte aus allen Nähten. Der Westdeutsche Rundfunk übertrug die Partie live im TV. Torlos war serien-entscheidende Final-Spiel zwischen dem ESC Moskitos Essen und dem EC Bad Nauheim nach 60 Minuten geblieben; ebenso nach der Verlängerung. Im Penaltyschießen verwandelte Peter Draisaitl (heute Sportdirektor der Krefeld Pinguine) als einziger von damals noch jeweils fünf Schützen auf beiden Seiten. Essen hatte sich sportlich für die DEL qualifiziert, ist aufgestiegen.

2003/2004: Ein letzter Anlauf in Richtung DEL. Ein letztes Mal hatte Hans Bernd Koal als damaliger Mäzen tief in die Tasche gegriffen, um den Traum, seinen Traum, von der Erstliga-Rückkehr zu realisieren. Wie schon im Viertelfinale (gegen Regensburg) wurde auch das Halbfinale gegen Landshut erst in Spiel fünf der Best-of-five-Serie entschieden. Mit einer 2:0-Führung ging Bad Nauheim unter Trainer Peter Obresa in das Schlussdrittel. Das reichte nicht. Die Teufel verloren nach Penaltyschießen. Der DEL-Traum ist (wohl) für immer und ewig geplatzt.

2012/2013: Finale in Kassel. Spiel fünf. Alles oder nichts. Verlängerung. Brad Miller schrieb mit seinem Treffer Geschichte und führte die Roten Teufel neun Jahre nach dem Rückzug aus der zweiten Bundesliga zurück in Liga zwei. Der Jubel war grenzenlos. Der Vater des Erfolges: Frank Carnevale. Der Italo-Kanadier hatte mit markigen Sprüchen gegen die favorisierten Klubs aus Frankfurt und Kassel gewettert und am Ende Wort gehalten, nachdem er Bad Nauheim den Titel versprochen hatte.

2021/22 : Schon wieder Kassel. Diesmal im Viertelfinale. Eine verrückte Serie. Mit 0:2 lagen die von zahlreichen Ausfällen gebeutelten Roten Teufel zurück, gewannen dann aber dreimal in Folge, einmal nach einem Vier-Tore-Festival von Taylor Vause. Huskies-Torwart Jerry Kuhn verlor nach der dritten Niederlage die Nerven, schlug einen Fan der Gäste und wurde gesperrt. Bad Nauheim verpasste zunächst den Einzug in das Halbfinale, verlor Spiel sechs im Colonel-Knight-Stadion klar mit 0:5. Wie neun Jahre zuvor kam es am Auepark zum ultimativen Showdown. Die Roten Teufel feierten mit 7:4 den dritten Auswärtssieg in Serie und standen nach 18 Jahren zum ersten Mal wieder in der Runde der letzten vier Klubs.

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