Abschied: Warum Kujala den EC Bad Nauheim verlässt
Petri Kujala verlässt den EC Bad Nauheim! Der Trainer bat um Auflösung seines Vertrags, der sich mit Erreichen des Playoff-Viertelfinales der Roten Teufel verlängert hatte. Die Hintergründe.
»Man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Und ich habe das Gefühl, dass nun einfach der richtige Zeitpunkt gekommen ist«, sagt der 47-Jährige, der von Mai 2014 an in der Wetterau als Coach tätig war und den Verein nun zum Saisonende verlassen wird. Seine Bilanz: zwei direkte Playoff-Qualifikationen, zweimal Klassenerhalt nach der ersten Playdown-Runde. Im Jahr 2016 wurde der gebürtige Finne von der Fachzeitung »Eishockey News« als DEL2-Trainer des Jahres ausgezeichnet. Einen neuen Arbeitgeber hat Kujala nach eigener Aussage noch nicht.
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»Ich halte Petri für einen der besten Trainer der Liga, der sehr gut nach Bad Nauheim passt. Und genau aus diesem Grund war der Vertrag auch mit automatischer Verlängerung formuliert worden. Ich habe sehr großen Respekt vor seiner Entscheidung, die ich sehr bedauere«, sagt Andreas Ortwein, der Geschäftsführer. Am Donnerstagmorgen waren die entsprechenden Auflösungspapiere unterschrieben worden. Am Freitag, nach dem Vormittagtraining, informierte Kujala im Beisein von Matthias Baldys, dem Sportlichen Leiter, seine Mannschaft.
Die Entscheidung sei seit längerer Zeit gereift, erläutert Kujala im WZ-Gespräch. »Im Unterbewusstsein. Ich hatte mir das zunächst erst gar nicht eingestanden.« Vier Jahre seien eine lange Zeit, der Entschluss deshalb kein leichter, und die Ansprache zur Mannschaft habe ihn emotional bewegt. »Ich möchte niemanden anlügen müssen, wenn er mich nach einem Vertrag für die kommende Saison fragt. Ich kann nicht heute einen Spieler von Bad Nauheim überzeugen wollen und dann selbst nach Saisonende gehen. Deshalb ist jetzt es wichtig, jetzt ehrlich mit dem Thema umzugehen«, erklärt der 47-Jährige den Zeitpunkt seiner Entscheidung.
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Dass die Einschulung der älteren seiner beiden Töchter und der anstehende Umzug seiner Ehefrau Wenke mit den beiden Kindern nach Hilpoltstein in die Nähe von Nürnberg (dort haben die Kujalas gebaut) ausschlaggebend gewesen seien, verneint er. »Dass die Kinder in Hilpoltstein eingeschult werden und sich meine persönliche familiäre Situation verändern wird, war immer klar. Das hat mit meiner Entscheidung nichts zu tun.« In Bad Nauheim, das betont er, habe sich die Familie sehr wohl gefühlt. »Irgendwann ist es einfach Zeit.«
Keinen leichten Stand in Bad Nauheim
Kujala hatte stets die Rückendeckung der Geschäftsführung, im Umfeld der Roten Teufel aber spätestens seit dem sportlichen Tief zum Jahreswechsel 2016/17 keinen leichten Stand. Die Verlängerung seines Vertrags im vergangenen Frühjahr hatte für Diskussionen gesorgt. Und entsprechend war der Übungsleiter er auch angesichts der Ergebnisse im November/Dezember des letzten Jahres heftig in die Kritik geraten. Dass Platz fünf in der kommenden Saison kaum zu toppen sein dürfte, ist Kujala sicher bewusst; ebenso, dass man ihn trotz der Fürsprache von Ortwein rasch dafür verantwortlich machen würde, wenn es sportlich nicht läuft. Es sei schön, die Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt selbst aktiv treffen zu können, sagt Kujala.
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Mit der diesjährigen Hauptrunden-Platzierung - letztlich fehlte gar nur ein Punkt zu Platz vier, zum Heimrecht - hatte er als Coach das wohl maximal Mögliche für Bad Nauheim herausgeholt. »Noch ist die Saison aber keine erfolgreiche. Dafür müssen wir nun in den Playoffs bestehen.« Am Dienstag beginnt die Best-of-seven-Serie gegen Kaufbeuren. Unmittelbaren Einfluss seiner Entscheidung auf die Mannschaft erwartet er nicht. »Nein. Die Jungs spielen gut. Das kitzelt bei dem einen oder anderen eher noch ein paar Prozent heraus, weil er weiß, dass zur neuen Saison die Karten neu gemischt werden.«
Zunächst im Sechs-Augen-Gespräch mit Ortwein und Baldys, später im Dialog mit dem Geschäftsführer war die Richtung Kujalas deutlich geworden. Rund drei Wochen sind seitdem vergangen. Ob man ihn denn irgendwie hätte umstimmen können? »Ich weiß es nicht. Wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, dann steht das für mich«, sagt Kujala gerade heraus.
Ortwein/Baldys sind nun gefordert, möglichst zeitnah einen adäquaten Nachfolger zu präsentieren, um auch die personellen Planungen forcieren zu können. Zudem: Das Trainer-Karussell der DEL2 nimmt - entgegen dem Trend der vergangenen Jahre - tüchtig an Fahrt auf. In Bietigheim beispielsweise haben sich die Steelers und Kevin Gaudet auf ein Ende ihrer Zusammenarbeit verständigt. In Heilbronn hat Gerhard Unterluggauer seinen Wechsel in seine österreichische Heimat bereits kund getan. In Garmisch-Partenkirchen wird Toni Söderholm umworben (unter anderem von Düsseldorf), in Kassel mehrt sich die Kritik an Rico Rossi, und ob Frankfurt unter Sportdirektor Franz Fritzmeier auch in Zukunft auf einen Nordamerikaner wie Paul Gardner setzt, dürfte sicherlich zu weiten Teilen vom Abschneiden in den Playoffs abhängen.