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Stuttgarter Siegerentwurf rekonstruiert Saalhof

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Frankfurt. Der Neubau des Historischen Museums wurde am Mittwoch im Modell vorgestellt. Präsentiert wurden die drei ersten Preisträger von Kulturdezernent Professor Felix Semmelroth, Planungs- und Baudezernent Edwin Schwarz, Museumsdirektor Dr. Jan Gerchow, dem Vorsitzenden des Preisgerichts, Professor Carl Fingerhuth aus Zürich, sowie den beiden Architekten Professor Arno Lederer und Jorunn Ragnarsdóttir.

Frankfurt. Der Neubau des Historischen Museums wurde am Mittwoch im Modell vorgestellt. Präsentiert wurden die drei ersten Preisträger von Kulturdezernent Professor Felix Semmelroth, Planungs- und Baudezernent Edwin Schwarz, Museumsdirektor Dr. Jan Gerchow, dem Vorsitzenden des Preisgerichts, Professor Carl Fingerhuth aus Zürich, sowie den beiden Architekten Professor Arno Lederer und Jorunn Ragnarsdóttir. Unter 43 Bewerbungen bekam der Entwurf des Stuttgarter Architekturbüros Lederer, Ragnarsdóttir, Oei den Zuschlag. In fünf Jahren sollen der Abriss des Gebäudeteils aus dem Jahr 1972, die Renovierung des historischen Ensembles von Gebäuden aus mehreren Jahrhunderten und die beiden Bauten des neuen Museums abgeschlossen sein. Das Bauvorhaben soll 29 Millionen Euro kosten.

Der mit 38 000 Euro dotierte Siegerentwurf überzeugte neun der zehn Fachpreisrichter. Er gliedert den Museumskomplex in zwei Teilbereiche, die durch einen neuen öffentlichen Platz in Ost-West-Richtung getrennt werden. Somit wird der kleinteilige alte Teil des Historischen Museums wieder sichtbar.

Die Stuttgarter Architekten haben mit ihrem Vorschlag für den Neubau des Museums zwischen Alter Nikolaikirche, Saalhof und Haus Wertheim einen Entwurf vorgelegt, der die »städtebauliche Situation am Römerberg neu bestimmt« und »ein Gebäude schafft, das Zuneigung auslöst«, lobte Fingerhuth den Entwurf, zu dem er Planungsdezernent Schwarz und Kulturdezernent Semmelroth beglückwünschte.

Der Entwurf rekonstruiert den Saalhof am Mainufer und gibt diesem wohl ältesten Gebäude der Altstadt mit seinem Rententurm seine Eigenständigkeit zurück. Sein Nordflügel wird sichtbar an einen neuen Innenhof angrenzen, der den neuen Haupteingang des Museums aufnehmen wird und das Haus Wertheim mit ins Museumsensemble einbezieht. Der Neubau, der sich mit seinen zwei Giebeln parallel zu Saalhof und Alter Nikolaikirche erheben soll, wird damit zu einer reinen Ausstellungshalle. Einer Halle, die unterirdisch mit dem Saalhof verbunden wird und mit der Schirn Kunsthalle korrespondiert. Dies werte den Römerberg und vor allem das nördliche Museumsufer mit Jüdischem Museum, Museum der Weltkulturen, Schirn Kunsthalle, Leinwandhaus und Historischem Museum erheblich auf, sagte Semmelroth.

Der neue Platz zwischen dem Neubau und den restaurierten und ergänzten Altbauten entlang des Mains lasse zudem eine Sogwirkung zwischen den Gebäuden entstehen, die Besucher geradezu magisch anziehen werde. Das Konzept war eine Knobelarbeit, welche bei aller Kreativität die Preisrichterkriterien Stadtbild und Denkmalpflege, gestalterische und räumliche Qualität, Raumprogramm, funktionale Anforderungen und Barrierefreiheit sowie Wirtschaftlichkeit erfüllen musste, so die Stuttgarten Architekten. Eine weitere Forderung des Wettbewerbs sei gewesen, dass der Neubau sich einfügen und den Römerberg ernst nehmen solle. »Der Haupteingang kann nicht im Neubau sein«, erkannte Architektin Jórunn Ragnarsdóttir. »Die Bauten sollen städtebaulich nicht erdrücken, der Ort mit Zurückhaltung bereichert und aufgewertet werden.« Gerchow lobte, dass die Architekten mit ihrem »einer Quadratur des Kreises gleichkommenden Entwurf« das Raumprogramm »zu einhundert Prozent« abbilden. Auf vier Etagen mit idealer Erschließung biete der Neubau dann Platz für die 4000 Gemälde und über eine Million Ausstellungsstücke, die derzeit größtenteils nicht ausgestellt werden können.

Gezeigt werden die Exponate dann auf einer Fläche von 2700 Quadratmetern, die durch 900 Quadratmeter für Wechselausstellungen ergänzt werden. Das äußere Erscheinungsbild der Neubauten aus Buntsandsteinfassade mit geputzten Elementen greife die Strukturen, Materialien und Farben der untergegangenen Altstadt auf und vermeide eine Konfrontation mit den bestehenden Altbauten. Die Außenwände des fensterlosen Ausstellungsgebäudes werden durch vertiefte, wettergeschützte Wandnischen gegliedert. Diese Nischen eigneten sich zur Präsentation von Spolien der untergegangenen Altstadt oder Exponate. Der Baubeginn für dieses »selbstbewusste Museumshaus mit seinen großen Öffnungen nach draußen«, wie Juryvorsitzender Fingerhuth schwärmte, ist für 2012 und die Neueröffnung für 2013 geplant.

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