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Studenten kämpfen gegen Ölverschmutzung

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Frankfurt. Der kaskadenförmig angeordneten Apparatur ist nicht wirklich anzusehen, wie viel Arbeit dahinter steckte. »Es ist ein simples System, aber supereffektiv«, sagt Student Janosch Birkert.

Frankfurt. Der kaskadenförmig angeordneten Apparatur ist nicht wirklich anzusehen, wie viel Arbeit dahinter steckte. »Es ist ein simples System, aber supereffektiv«, sagt Student Janosch Birkert. Gemeinsam mit zwölf weiteren Kommilitonen der Bioverfahrenstechnik an der Fachhochschule (FH) hat er ein kostengünstiges und umweltfreundliches Verfahren zur Trennung von Öl und Wasser entwickelt. Am Mittwoch soll das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt werden, bevor dann im Februar sieben Frankfurter Studenten nach New Orleans fliegen, um ihre Projektarbeit in der Praxis zu testen.

Professor Lothar Billmann ist schon mal zufrieden mit der Arbeit seiner Studenten. »Es wird ziemlich gute Noten geben«, verrät der Ingenieur. Billmann hatte im Bioprojekt die Aufgabe gestellt, ein kostengünstiges und umweltverträgliches Verfahren zur Trennung von Öl und Wasser zu konzipieren. Die Idee dazu war nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko naheliegend, denn die FH Frankfurt steht im regelmäßigen Austausch mit der Universität von New Orleans.

Bakterien sind zu langsam

»Wir haben zunächst mal geschaut, welche Verfahren wir mit unseren Mitteln am besten umsetzen können«, erklärt Projektleiter Christian Ringel das Vorgehen. Ein Teil der Studenten widmete sich einer mechanischen Lösung des Problems, die übrigen Studenten versuchten sich zeitgleich an einem biologischen Ansatz. Mit ernüchterndem Erfolg. Denn es dauert viel zu lange, bis Bakterien das Öl vernichten. Erfolgsmeldungen aus der Golfregion, wonach große Mengen des ausgetreten Öls bereits durch Bakterien und Mikroben abgebaut worden seien, konnten die Frankfurter Studenten recht schnell widerlegen. »Solche Meldungen sind Unfug«, betont Billmann.

Die Studenten konzentrierten sich daraufhin auf die mechanischen Möglichkeiten und entwickelten in wochenlanger Arbeit eine sogenannte Überlaufkaskade. Das Öl wird dabei in ein Überlaufbecken abgegeben und vom Wasser getrennt. Nach mehrmaligem Wiederholen des Vorgangs ist der Erfolg beachtlich. »Unser Verfahren erreicht einen Reinigungsgrad von 95 Prozent«, sagt Projektleiter Ringel. Der 23-Jährige, Student im siebten Semester, musste sein ehrgeiziges Team auf dem Weg zu einem noch höheren Reinigungsgrad dann kurz vor Weihnachten bremsen. »Irgendwann ist Schluss, wir mussten zum Abschluss kommen«, sagt Ringel.

Verfahrenstechniker sind begehrt

Sein Professor gibt ihm recht. »Für Ingenieure ist 90 gleich 100«, für mehr Perfektion zahlt kein Mensch», verdeutlicht Billmann, der früher selbst in der freien Wirtschaft tätig war. Seit 16 Jahren stellt Billmann seinen Studenten alljährlich praktische Projektaufgaben. Mit großen Erfolg. «Die Studenten beweisen in diesen Projekten, dass sie als Ingenieure arbeiten können», betont der Dozent der Verfahrenstechnik. Die jährlich etwa 45 Absolventen des Studiengangs seien in der Industrie sehr begehrt.

Zur Projektarbeit der Studenten gehört natürlich auch, die Miniaturapparatur aus dem Labor für den praktischen Einsatz nutzbar zu machen. Die Apparatur in Originalgröße soll in einen Schiffscontainer passen. Damit ist das von den Frankfurter Studenten entwickelte Verfahren nicht nur mobil, sondern auch umweltverträglich, kontinuierlich, selbstregulierend und günstig. Der einsatzbereite, voll ausgerüstete Container kostet zwischen 30 000 und 40 000 Euro, schätzt Billmann. Dafür gibt es danach kaum laufende Kosten, anders als etwas beim Einsatz von Chemikalien oder einer Zentrifuge, deren Einsatz wegen der hohen Energiekosten ineffizient ist.

Etwa 18 000 Liter Wasser pro Stunde können mit der Apparatur der Frankfurter Studenten gereinigt werden. Vor Ort erhoffen sich die Tüftler nun einen Einsatz in einer kommunalen Kläranlage. Auch für Hafenbecken sei das Konzept geeignet. Für Anfragen aus der freien Wirtschaft sind die Verfahrenstechniker offen, selbst weiterentwickeln werden sie ihr Projekt aber nicht. »Im Mittelpunkt bei uns steht die Forschung, und in diesem Jahr muss ich schon wieder eine neue Aufgabe stellen«, sagt Professor Billmann. Oliver Teutsch, dapd

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