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Mehr als elfhundert Behandlungen

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Frankfurt (pia). In der »Internationalen Sprechstunde« des Amts für Gesundheit sind 2009 doppelt so viele Patienten behandelt worden wie im Jahr zuvor.

Frankfurt (pia). In der »Internationalen Sprechstunde« des Amts für Gesundheit sind 2009 doppelt so viele Patienten behandelt worden wie im Jahr zuvor. Nachdem die frühere »Afrikasprechstunde« auf alle Nationalitäten ausgeweitet wurde, suchten 351 Männer, Frauen und Kinder mit unsicherem Aufenthaltsstatus und ohne Krankenversicherung die Praxis im Erdgeschoss des neuen Gebäudes an der Breiten Gasse auf. Viele von ihnen fassten so viel Vertrauen zu dem Team aus einer Allgemeinmedizinerin, einer Kinderärztin und zwei ärztlichen Honorarkräften, dass sie mehrmals kamen. So sei die Zahl der Konsultationen auf 1105 gestiegen, berichtete Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann. »Es ist nicht nur ein humanitäres Gebot, kranken Menschen zu helfen, die sonst keine Arztpraxis oder Klinik aufsuchen würden«, so Rottmann. »Wir können auf diesem Weg auch den Kindern alle wichtigen Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen zukommen lassen.« Überdies könnten Patienten mit Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis behandelt werden, wodurch das Ansteckungsrisiko sinke. »Die ›Internationale Sprechstunde‹ ist das beste Beispiel für unser Motto ›Gesundheit für alle‹. Der öffentliche Gesundheitsdienst schließt hier eine wichtige Versorgungslücke.«

Wie viele Migranten ohne gültige Aufenthaltspapiere in Frankfurt leben, weiß niemand. Laut einem wissenschaftlichen Gutachten könnten es zwischen 25 000 und 40 000 Personen sein. Eigentlich hätten sie Anspruch darauf, dass ihre Behandlungskosten bei einem niedergelassenen Arzt vom Sozialamt übernommen werden. Doch wird dieser Anspruch selten eingelöst - sei es aus Unwissenheit, sei es aus Furcht, dass die Ausländerbehörde von ihrem illegalen Aufenthalt erfährt. Und für eine Behandlung auf Privatrezept fehlt den meisten das Geld. Deshalb gehen sie zu selten oder zu spät zum Arzt oder unterlassen die gesundheitliche Versorgung ihrer Kinder.

Im neuen Amt für Gesundheit wurde für die »Internationale Sprechstunde« gleich im Eingangsbereich eine Praxis eingerichtet. Auch die Sprechzeiten konnten erweitert werden, geöffnet ist nun Montag und Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und Mittwoch ab 14 Uhr. Die Behandlung umfasst das gesamte allgemeinmedizinische Spektrum, vergleichbar einer hausärztlichen Sprechstunde. Etwa acht Prozent der Patienten haben einen fachärztlichen Behandlungsbedarf. Oft kann ihnen ein Facharzt aus anderen Abteilungen des Amts für Gesundheit helfen, ansonsten bekommen sie zumindest ein Anschreiben zu einem niedergelassenen Arzt mit, etwa zu einem Augenarzt.

Die Kosten müssen sie dann allerdings selbst tragen.

Auch für Schwangere gibt es inzwischen Hilfe: Das Amt für Gesundheit hat im Juni 2008 das Projekt »Ambulante Entbindung« mit allen Geburtskliniken Frankfurts begonnen. Für eine Eigenbeteiligung von nur 600 Euro können die Frauen dort anonym ihr Kind zur Welt bringen. Über das Amt für Gesundheit erhalten sie einen Zugang zu Mutterpass und Schwangerenvorsorge. Abgerundet wird das Programm durch eine Zusammenarbeit mit der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie an der Uni-Klinik.

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