Vorstand hilft als Bodenpersonal aus - Nächste Airline streicht Flüge

Flugreisen sind wieder gefragt. Weil die Fluggastzahlen sprunghaft ansteigen, droht dem Flughafen Frankfurt die Überlastung. Der Sommerurlaub ist in Gefahr.
Update vom Mittwoch, 15. Juni, 16.13 Uhr: Mit Air Dolomiti hat am Mittwoch (15. Juni) eine weitere Lufthansa-Tochter mitgeteilt, ihr Flugangebot im Sommer reduzieren zu müssen. Laut dem Portal Italia Vola sind davon auch beliebte Urlaubsziele betroffen: Auf den Strecken Frankfurt – Turin und Frankfurt – Verona werde je eine Frequenz pro Woche gestrichen. Am Flughafen München fallen demnach sogar 15 regelmäßige Flugverbindungen mit Ziel Italien weg.
Wie die FAZ berichtet, ist der Personalmangel am Flughafen Frankfurt so gravierend, dass es in den kommenden Sommerwochen zu Flugausfällen und längeren Wartezeiten bei Abfertigung, Sicherheitskontrolle und Gepäckausgabe kommen wird (siehe auch Erstmeldung vom 10. Juni). Sogar von Flügen, die notbedingt ganz ohne Gepäck abheben könnten, ist die Rede.
Flughafen Frankfurt: Nach zwei Jahren Pandemie fehlt es an Bodenpersonal
Während der Corona-Krise hatten Fraport sowie der private Dienstleister WISAG zahlreiche Stellen bei den Bodenverkehrsdiensten abgebaut. Jetzt, wo die Reiselust rapide ansteigt, macht sich das bemerkbar. Im Mai 2022 flogen 4,6 Millionen Passagiere von Frankfurt aus ab - fast viermal so viele Menschen wie noch im Mai 2021 und nur noch 26 Prozent weniger als im Mai 2019. Es war der stärkste Passagier-Monat seit Pandemiebeginn.
Schnelle Abhilfe wird es für den Personalmangel am Flughafen Frankfurt nicht geben. Fraport-Chef Stefan Schulte sagte der Frankfurter Neuen Presse, es werde dieses Jahr noch „etwas rumpeln“. Er kündigte an, in Absprache mit den Airlines Flugpläne zu entschlacken und umzuschichten. Allerdings sei dies nur begrenzt möglich. Zudem plant er, Mitarbeiter aus der Verwaltung und sogar dem Konzern-Vorstand während der Sommermonate bei der Abfertigung einzusetzen.
Flughafen Frankfurt: Konzern-Vorstand soll bei der Abfertigung aushelfen
„Es handelt sich dabei um eine von vielen Maßnahmen, um sich auf die Reisespitzen vorzubereiten“, sagte eine Fraport-Sprecherin am Mittwoch (15. Juni) der dpa. Mehr als 100 Beschäftigte aus der Verwaltung hätten ihre Unterstützung zugesagt. Nach Angaben der Sprecherin können zum Beispiel Beschäftigte aus der Verwaltung, die einen Führerschein haben, die Ladecrew zum Flugzeug fahren. Der Vorstand sei sogar in den vergangenen Tagen bereits im Einsatz gewesen.
Von der Passagierkontrolle über die Flugzeugabfertigung bis hin zu den Flugbegleitern – überall fehlen die Leute, die sich in der Pandemie andere Jobs gesucht haben. Die Flughafenbetriebsräte schätzen den Gesamtbedarf auf 5500 Leute bundesweit. Und neues Personal kommt der FAZ zufolge nur schleppend an. Denn die Angestellten müssten zunächst speziell geschult werden, was Zeit in Anspruch nimmt.
Trotzdem hätten in diesem Jahr bereits 870 neue Mitarbeiter für die Bodenverkehrsdienste Verträge unterschrieben, sagte eine Konzern-Sprecherin. Eine richtige Entspannung der Personallage sei allerdings erst zum Sommerende wahrscheinlich. Fraport kalkuliert, in den kommenden Wochen rund 75 Prozent der Passagierzahlen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit zu erreichen.

Engpässe am Flughafen Frankfurt: Lufthansa streicht Flüge zur Sommerzeit
Erstmeldung vom Freitag, 10. Juni: Frankfurt – Der Abflug in den Sommerurlaub vom Flughafen Frankfurt scheint auf wackeligen Füßen zu stehen. Die Lufthansa und ihre Tochter Eurowings müssen ihren Flugplan, laut eigenen Angaben, wegen Personalmangels zusammenschrumpfen. Ausgerechnet im Ferienmonat Juli wird es eng bei den Airlines. Schon 900 Flüge hat die Lufthansa an den Drehkreuzen in Frankfurt und München aus dem System genommen, wie die Fluggesellschaft mitteilte.
Vor allem an den beliebten Wochentagen Freitag, Samstag und Sonntag entfallen Flüge. Das sind rund fünf Prozent aller Wochenendflüge, so die Lufthansa. Auch Eurowings streiche mehrere hundert Flüge im Juli.
Weniger Flüge am Flughafen Frankfurt: Lufthansa und Eurowings beklagen Personalmangel
Dabei sind Lufthansa und Eurowings nicht die einzigen, die händeringend Personal suchen. Die gesamte Luftfahrtbranche, insbesondere in Europa, leidet aktuell unter Engpässen und Personalmangel – von der Passagierkontrolle über die Flugzeugabfertigung bis hin zu den Flugbegleitern. Es fehlen die Mitarbeiter, die in der Corona-Pandemie entlassen wurden und sich andere Jobs gesucht haben.
Lufthansa und Eurowings ringen um Erklärungen und versichern, Passagiere rechtzeitig über mögliche Einschränkungen zu informieren. Doch die Ausfälle könnten auch in Frankfurt kommen. Dann sei es möglich, dass Passagiere in Deutschland mit der Bahn zu den Flughäfen anreisen, so die Airlines.
Flughafen Frankfurt: Airlines geben Tipps für den Sommerurlaub

Schon jetzt will die Fluggesellschaft den Schaden begrenzen und bittet Passagiere, in der bevorstehenden Ferienzeit rechtzeitig am Flughafen zu sein und den Online-Check-in sowie den Vorabend Check-in zu nutzen. Die Airlines geben weitere Tipps: Das Handgepäck sollte auf das Nötigste reduziert werden, um lange Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen zu vermeiden.
Die Sorgen vor chaotischen Zuständen am Flughafen Frankfurt zur Hauptreisezeit wachsen. Einen Vorgeschmack auf das kommende Chaos hat das Pfingstwochenende bereits gegeben. Dabei kam es zu Flugausfällen bei großen europäischen Airlines – in Folge von Personalmangel. (kh mit dpa)