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Corona-Krise: Extremer Stellenabbau bei der Lufthansa

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Von: Erik Scharf

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Die Lufthansa muss wegen der Corona-Krise Tausende Mitarbeiter entlassen. Die Arbeitsplätze im Luftverkehr werden weiter sinken. Das nutzt die Deutsche Bahn nun aus.

Frankfurt - Die Corona-Krise hat sämtliche Branchen rund um Reisen und Fernverkehr erschüttert. Airlines wie die Lufthansa kämpfen seit Monaten ums Überleben. Allein bis zum dritten Quartal 2020 lag der Verlust schon bei 5,6 Milliarden Euro, trotz eines milliardenschweren Hilfspakets der Bundesregierung haben bereits viele Menschen ihren Job verloren. Das Drehkreuz Flughafen Frankfurt* gleicht in den Corona-Monaten eher einer Geisterstadt als einem der hochfrequentesten Flughafen Europas.

Leidtragende sind in erste Linie Tausende Flugbegleiter, Techniker und Piloten, die aufgrund unzähliger gestrichener Flüge und der fehlenden Aussicht auf eine Rückkehr zum normalen Flugbetrieb wohl dauerhaft am Boden bleiben müssen. Allein bis Ende 2020 hatte die Lufthansa schon rund 30.000 Stellen gestrichen, 20.000 davon im Ausland. Im Laufe des Jahres 2021 sollen weitere 10.000 Stellen wegfallen, zudem hat die Lufthansa bereits das Europa-Geschäft der Catering-Tochter LSG verkauft. Wie viele Lufthansa-Mitarbeiter ihren Job am Flughafen Frankfurt verloren haben, ist bislang nicht bekannt.

Die Lufthansa streicht während der Corona-Krise Tausende Jobs. Neben Piloten und Flugbegleiters ist auch Technik- und Rollfeldpersonal betroffen. (Symbolbild)
Die Lufthansa streicht während der Corona-Krise Tausende Jobs. Neben Piloten und Flugbegleiters ist auch Technik- und Rollfeldpersonal betroffen. (Symbolbild) © Axel Heimken/dpa

Entlassene Lufthansa-Mitarbeiter: Verzweifelte Suche nach neuen Jobs

Die Lufthansa-Töchter Germanwings und SunExpress sind schon vom Radar verschwunden, das spülte mit einem Schlag 1300 Flugbegleiter auf den Arbeitsmarkt, der derzeit aber immer weiter schrumpft. Experten sind sich einig, dass es nach dem Corona-Schock dauerhaft weniger Arbeitsplätze im Luftverkehr geben wird. Die ehemaligen Mitarbeiter* der Airlines suchen nun verzweifelt nach neuen Jobs. Eine Möglichkeit bietet offenbar der Wechsel vom Luftraum auf die Schiene.

Das komplette Gegenteil ist bei der Deutschen Bahn* der Fall. Der Staatskonzern will nach „dpa“-Informationen allein in diesem Jahr konzernweit mindestens 18 000 neue Kräfte einstellen. Und so werden derzeit viele ehemalige Flugbegleiter von Germanwings und SunExpress im Rahmen einer Kooperation mit der Deutschen Bahn umgeschult. Auch deshalb sei man im Zugservice derzeit gut besetzt, heißt es aktuell aus dem Bahntower in Berlin. Dennoch soll in diesem Bereich perspektivisch weiter neues Personal eingestellt werden.

Deutsche Bahn will Kündigungswelle bei Lufthansa ausnutzen

Nadine Perlinger dos Santos ist nach dem Aus der Lufthansa-Tochter Germanwings bereits bei der Deutschen Bahn untergekommen. Drei Monate lang büffelte sie Sicherheitsvorschriften, Tarifbestimmungen und Eisenbahn-Gesetze, um nun ab Januar als Zugbegleiterin der Deutschen Bahn unterwegs zu sein. Die Ex-Stewardess verdient auf der Schiene sogar besser als in der Kabine und hat während der Kältewelle bereits die ersten heiklen Situationen in einem stark verspäteten Zug erfolgreich überstanden. Geholfen habe ihr die Erfahrung in der Kabine: „Die Tätigkeiten sind prinzipiell schon sehr artverwandt.

Nadine Perlinger dos Santos, ehemalige Stewardess der Lufthansa-Tochter Germanwings und jetzt Zugbegleiterin der Deutschen Bahn, steht vor einem ICE.
Nadine Perlinger dos Santos, ehemalige Stewardess der Lufthansa-Tochter Germanwings und jetzt Zugbegleiterin der Deutschen Bahn, steht vor einem ICE. © Rolf Vennenbernd/dpa

Auch ehemalige Piloten der Lufthansa* tauschen während der Corona-Pandemie vermehrt das Cockpit. Der ehemalige Lufthansa-Co-Pilot Patrick Reichbereits sitzt bereits im ICE im Cockpit. Laut Bahn sind aktuell sechs weitere Piloten im Bewerbungsprozess. Mit seiner neuen Kollegin hat Perlinger dos Santos hat Reich eins gemeinsam: Ins Flugzeuge wollen beide nicht mehr zurück. (esa/dpa) *fnp.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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