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Vom jungsteinzeitlichen Dorf zum Stadtteil Harheim

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Die neue Schautafel in Harheim erzählt von der langen Geschichte des Stadtteils.
Die neue Schautafel in Harheim erzählt von der langen Geschichte des Stadtteils. © Bernd Kammerer

Harheim hat eine lange Geschichte und eine lebendige Gegenwart. Sichtbar gemacht wird das jetzt auf zwei Ortstafeln, die beim Neujahrsempfang des Kulturvereins Harheim offiziell eingeweiht wurden.

Harheim - "Jetzt stehen sie endlich " freut sich Dagmar Wendler, Vorsitzende des Kulturvereins Harheims, die viel Herzblut in die Erstellung der beiden Ortstafeln gesteckt hat. Über den zentralen Standort am Alten Kirchplatz, der im Einvernehmen mit dem Ortsbeirat gefunden wurde, ist sie zufrieden. Direkt neben dem Rathaus bzw. dem Bürgeramt kann nun die Doppeltafel im Edelstahlrahmen betrachtet werden. Allerdings müssen Radfahrer und Spaziergänger, wenn sie über die Straße Alt-Harheim kommen, schon genau über den Kirchplatz spähen, um hinter dem Marktbrunnen die Schautafel zu entdecken.

"Die Tafeln haben einen hohen Informationswert", erklärt Wendler, die als ausgewiesene Ortschronistin die Texte verfasste und das Bildmaterial auswählte. Dabei konnte sie weitestgehend auf Zeichnungen und Bilder des verstorbenen 2. Vereinsvorsitzenden und Grafikers Heinrich Müller zurückgreifen. "Vom Dorf Harheim zum Stadtteil" lautet die Überschrift auf der einen Bildtafel, die eine Karte zeigt, auf der die zahlreichen historischen Fundstätten in Harheim verzeichnet sind. Denn Harheim mit seinem guten Lößboden wurde durchgängig besiedelt seit der Jungsteinzeit. Davon zeugen die vielen Keramikscherben, Speerspitzen, Häuserfundamente und Schmuck, die der Boden in Harheim immer wieder freigibt.

Harheim: Schädelfund aus der Jungsteinzeit

Für Aufregung hatte zuletzt (2019) ein Schädelfund gesorgt, den auch Wendler gerne als "ersten Landwirt Harheims" aus der Jungsteinzeit (4800 v. Chr.) bezeichnet, natürlich mit Fragezeichen, denn das genaue Alter wird erst nach einer Isotopen-Analyse feststehen. Ein frühmittelalterliches merowingisches Gräberfeld im Neubaugebiet Harheim-Nord gibt Zeugnis ab von den "Gründern von Harheim", die ihre Herren in Frankfurt hatten in der karolingischen Pfalz. Die wertvollen Funde wie Gold- und Silberschmuck, Waffen, Pferdegeschirr und Alltagsgegenstände, sind im Archäologischen Museum Frankfurt ausgestellt.

Die neuere Ortsgeschichte mit wechselnden Herrschaften, kirchlichem Leben, Landwirtschaft und Handwerk bis zur Eingemeindung 1872 ist ebenfalls anschaulich in Text und Bild dargestellt. Das Dorf Harheim erhielt 1913 eine Postagentur, ein Jahr später elektrisches Licht und das Ende der Dorfbrunnen kam erst 1938 mit dem Bau einer Wasserleitung. Eine Übersichtskarte zeigt das heutige Harheim mit den aktuellen Straßennamen, wichtigen Anlaufstellen und Einrichtungen für die Bürger. Darunter erinnert eine historische Karte an die alten Gemarkungs- und Flurnamen, wie sie um 1900 gültig waren. Damals zählte Harheim rund 1000 Einwohner, heute sind es fünfmal so viel. Eine Luftbildaufnahme des Jahres 2017 zeigt Harheim in seiner ganzen Ausdehnung mit dem jüngsten Neubauviertel im Südwesten.

Harheim: Doppeltafel mit QR-Code

"Natürlich können die Angaben zur Geschichte auf Ortstafeln nur geringen Umfang haben. Es wird bei größerem Interesse auf die Ortsgeschichte Harheim verwiesen, die zur 1200-Jahr-Feier 1986 von der Polytechnischen Gesellschaft herausgegeben wurde" erklärt Wendler. Aktuelle Informationen und Neuheiten könnten über den QR-Code abgerufen werden, der auf der Doppeltafel angebracht ist.

Ihren Dank richtet Wendler an den Ortsbeirat, der mit einem Zuschuss in Höhe von 2000 Euro die Errichtung der Ortstafeln unterstützt. Die Gesamtkosten betragen etwa 5000 Euro, der Kulturverein trägt die Differenz.

Von Anne-Rose Dostalek

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