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An der Goethe-Uni weht ein frischer Wind

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Frankfurt. Ein neuer und frischer Wind weht an der Goethe-Universität. Seit Januar ist Professor Werner Müller-Esterl neuer Präsident der Uni.

Frankfurt. Ein neuer und frischer Wind weht an der Goethe-Universität. Seit Januar ist Professor Werner Müller-Esterl neuer Präsident der Uni. »Die Bereitschaft zum Wandel ist spürbar«, sagte er anlässlich einer Pressekonferenz am Donnerstag im Casino am Campus Westend. Und tatsächlich hat sich Müller-Esterl einiges für die nächsten 100 Werktage vorgenommen, wie er erläuterte. Bestehende Probleme in der Lehre möchte er anpacken und versuchen zu lösen sowie besonders mit allen Mitgliedern der Universität in Kontakt sein.

Der neue Präsident ist sich durchaus bewusst, dass es nicht in allen Bereichen »exzellent läuft«. Frankfurt habe in einigen Dingen die Nase vorn, könnte aber an vielen Stellen besser sein. Damit sprach er das Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrkräften an. Durchschnittlich kommen auf einen Professor rund 60 Studierende, in einigen Bereichen sogar mehr. Daran möchte er etwas ändern und durch die so genannten Studienersatzgebühren mehr Tutoren oder Dozenten einstellen. In regelmäßigen monatlichen Treffen werde er sich ab sofort mit Studenten zusammensetzen und hören, welche »Probleme und Sorgen sie haben«.

Den Kontakt will Müller-Esterl zur gesamten Uni aufbauen und aufrechterhalten. Er hat sich vorgenommen, bei einer »Tour d’Horizon« die gesamte Universität kennenzulernen und mit Mitarbeitern aller Ebenen zu sprechen. Jedem Fachbereich soll dabei ein Tag gewidmet werden. »Ich möchte sehen, was passiert«, sagte er.

In Zeiten, in denen öffentlich und in Familien über G 8 oder Lehrermangel geschimpft wird, zeigt sich Müller-Esterl offen für Veränderungen. »An der Lehrerausbildung muss sich etwas tun«, meinte er. Sogar von einem »Reformstau« sprach er rückblickend. 6000 Lehramtskandidaten würden an der Goethe-Uni ausgebildet. »Hier besteht Handlungsbedarf.« Vorbild könne ein eigenes Institut wie die »Educational School« der TU München sein, das mit neuen Strategien Lehrer ausbildet.

Um passende Studierende zu finden, sprach sich Müller-Esterl für verstärkte Auswahlverfahren aus. In der Pharmazie oder der Biochemie liefen 100 Prozent der Bewerbungen nur noch über persönliches Auswahlverfahren. In der Medizin sollen im nächsten Semester zehn Prozent ebenfalls persönlich ausgesucht werden. Auf lange Sicht heiße das »weg von der ZVS (Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen)«, so der Präsident.

Wenn das in Frankfurt in die Tat umgesetzt würde, könnten Schüler etwas unabhängiger von Schulnoten studieren und bei einem Fachbereich aufgenommen werden, wenn eine tatsächliche Begabung dazu vorliegt. In diese Richtung geht eine Kooperation mit dem Main-Taunus-Kreis. Besonders begabte Schüler sollen früh den Kontakt zur Goethe-Universität aufnehmen und »später als Studierende gewonnen werden«, erklärte Müller-Esterl.

Studiengebühren erteilte der Präsident auch nach neuen Mehrheiten im Hessischen Landtag eine Absage: »Politisch sind Studiengebühren in Hessen tot.« Er wolle keine Initiative ergreifen, dass die Goethe-Uni selber Gebühren erheben werde. Um seine neuen Vorhaben zu finanzieren, setzt Müller-Esterl vermehrt auf Fund-Raising und hofft, neue Stiftungen gewinnen zu können. »Auch wenn es in Zeiten der Finanzkrise schwierig werden wird.« Bei seiner Arbeit unterstützt ihn ein seit drei Tagen neu gewähltes Präsidium, bestehend aus Forschern der Physik, Philosophie, Pharmazie, Wirtschaftswissenschaften und Medizin. Große Vielfalt und Internationalität seien ihm dabei wichtig, betonte er.

»Es muss einiges getan werden«, fasste Müller-Esterl seine Liste an Aufgaben zusammen und machte dabei durchaus den Eindruck, dass er mit der Verjüngung des Präsidiums und dem Erkennen bestehender Probleme auf einem guten Weg ist, für die derzeit 34 000 Studierenden einiges zu bewegen. Für seine neuen Vorhaben hat er als Präsident bis 2014 Zeit. Sabine Köhnkow

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