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Zug-Toiletten versperrt – Frau kann es in der Bahn nicht mehr halten

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Eine Frau hatte die Bahn auf Schmerzensgeld in Höhe von 400 Euro verklagt, weil in einer Regionalbahn von Koblenz nach Trier die einzige Toilette im Zug defekt war. Nun beginnt das Berufungsverfahren.
Eine Frau aus Dillenburg hat wegen geschlossener Toiletten in einem Zug nach Frankfurt ein schreckliches Erlebnis gemacht. (Archivbild) © dpa

Eine Frau machte sich in einer Bahn auf dem Weg nach Frankfurt in die Hose. Der Grund sind fehlende, funktionierende Toiletten. Auch das 9-Euro-Ticket spielt eine Rolle.

Frankfurt – Eine junge Frau aus Dillenburg hat einen Alptraum in der Bahn nach Frankfurt erlebt. Weil alle Toiletten verschlossen waren, musste sie sich am Ende in einer Ecke in die Hose machen.

Dass es in den Bahnen keine nutzbaren Toiletten gibt, ist laut dem Fahrgastverband ProBahn kein Einzelfall. Dieses Problem gebe es vor allem in Regionalbahnen und habe sich durch das 9-Euro-Ticket verschärft. Das musste jetzt auch Marie M. aus Dillenburg erleben.

Keine Toiletten in der Bahn zum Hauptbahnhof Frankfurt: Frau erlebt Alptraum

Marie M. fuhr morgens in Dillenburg mit dem Bus los. Im Mittelhessen-Express Richtung Hauptbahnhof Frankfurt wollte sie eine Toilette aufsuchen. Das Problem jedoch in der Regionalbahn war, dass alle Toiletten verschlossen waren. „Die waren alle komplett zugesperrt - da ging gar nichts“, wie sie der Hessenschau erzählt. Auch einen Zugbegleiter konnte die junge Frau nicht finden. Irgendwann sah sie keine andere Möglichkeit mehr. „Ich hab mich in eine Ecke gestellt, und dann ist es einfach gelaufen.“ Die Bahn bezeichnet ein solches Verhalten als „Komfort-Störung“. Doch Marie M. hätte liebend gerne auf diese Erfahrung verzichtet.

Klaus Zecher vom Fahrgastverband ProBahn sieht in diesem Vorfall keinen Einzelfall. Vor allem in Regionalbahnen seien die Toiletten immer häufiger außer Betrieb. Verantwortlich dafür macht er auch das 9-Euro-Ticket. Das System der Toiletten in Bahnen sei ähnlich wie in Flugzeugen. „Das sind geschlossene Vakuumsysteme wie beim Flugzeug, die bei Mehrauslastung dann auch öfter gereinigt und geleert werden müssen“, erklärte er der Hessenschau. Daher müssen die Toiletten bei häufigerer Benutzung öfter abgepumpt werden, weil sich nicht mehr genügend Wasser darin befinde.

Hauptbahnhof Frankfurt: ProBahn fordert bessere Fahrgastbetreuung wegen 9-Euro-Ticket

Zecher erwartet daher eine bessere Fahrgastbetreuung von der Bahn. Entweder sollte Personal anwesend sein, das kleinere Mängel direkt beheben kann oder die Fahrgäste wenigstens aufklären kann. „Wir hören immer wieder, dass Fahrgäste bei Problemen niemanden finden können“, so wie das bei Marie M. der Fall war.

Für den Vorfall von Marie M. haben sich sowohl der RMV als auch die Deutsche Bahn entschuldigt. Der RMV, der den Regionalbahnverkehr rund um den Hauptbahnhof Frankfurt verantwortet, bedauere den Vorfall. Außerdem teilte der RMV mit, dass normalerweise in fast allen Bahnen Toiletten zur Verfügung stehen sollten. Ein Grund für Ausfälle könnte Vandalismus in den Bahnen sein, mit denen auch Besitzer des 9-Euro-Tickets fahren dürfen. Die Deutsche Bahn bat bei Marie M. um Entschuldigung. „Es tut uns wirklich sehr leid, dass die Dame bei uns im Zug diese unangenehme Erfahrung machen musste. Wir können uns dafür nur in aller Form bei ihr entschuldigen.“

9-Euro-Ticket sorgt für zusätzlichen Reinigungsbedarf in Zügen am Hauptbahnhof Frankfurt

Wegen des höheren Fahrgastaufkommens durch das 9-Euro-Ticket seien momentan zusätzliche Reinigungskräfte aktiv. So hätte auch der Mittelhessen-Express am Morgen vor der Abfahrt gereinigt und die Toiletten geleert werden sollen. Warum das anscheinend nicht der Fall war, soll nun geklärt werden, wie eine Bahnsprecherin mitteilt.

Im Fall von Marie M. wurden die Toiletten wohl nicht ausreichend gereinigt und bleiben verschlossen (Archivbild).
Im Fall von Marie M. wurden die Toiletten wohl nicht ausreichend gereinigt und bleiben verschlossen (Archivbild). © imago stock&people/imago

Dass die meisten Bahnhöfe ebenfalls nicht über eine Toilette verfügen, verschärft das Problem nochmal. Auf der Strecke von Marie M. waren nur zwei von elf Stationen mit einer Toilette ausgestattet, was ihr Dilemma noch einmal verdeutlicht. 2020 teilte das Bundesverkehrsministerium mit, dass es nur an 730 der 5.700 deutschen Bahnhöfe Toiletten gebe. „Und eine Toilette sollte echt das Mindeste sein“, ist Marie M. mit ihrer Meinung sicherlich nicht allein.

In einem vergleichbaren Fall hatte eine Frau 2015 die Bahn auf Schadensersatz verklagt. Die geforderten 400 Euro bekam sie jedoch nicht, mit der Begründung, sie hätte aussteigen können, um eine Toilette aufzusuchen. Jedoch handelte es sich dabei um eine Einzelfallentscheidung. Ob es in Regionalbahnen Toiletten für Fahrgäste geben muss, ließen sie damit unbeantwortet. Das 9-Euro-Ticket hat die Thematik rund um den Hauptbahnhof Frankfurt noch einmal besonders in den Fokus gerückt. (Jan Oeftger)

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