»Das Erbe bewahren und neu interpretieren«
Frankfurt (mja). Wer glaubt, dass sich im Goethe-Haus alles um den berühmten Frankfurter Dichter dreht, irrt.
Frankfurt (mja). Wer glaubt, dass sich im Goethe-Haus alles um den berühmten Frankfurter Dichter dreht, irrt. Denn es war Schillers 100. Geburtstag, der der Gründungstag des Freien Deutschen Hochstifts als eine Stätte der Bildung und Kultur werden sollte. Dieses Jahr feiert das Hochstift im Großen Hirschgraben seinen 150. Geburtstag - und liefert deshalb ein buntes Jubiläums-Programm.
Die Highlights des gerade begonnenen Veranstaltungsjahres stellte Goethe-Haus-Leiterin Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken vor. Das erste findet bereits am Dienstag, 27. Januar, statt. Dann kommt Hermann Kurzke, bekannt durch seine Biografie zu Thomas Mann und die Mitarbeit an der Großen Kommentierten Frankfurter Thomas-Mann-Ausgabe, und wird Beethovens Klaviersonate op. 111 in Thomas Manns »Doktor Faustus« vorstellen. Musikalisch wird er dabei von Eike Wernhard begleitet. Wer einen eher amüsanteren Abend erleben möchte, kann am Dienstag, 17. Februar, zu Michael Quast und Philipp Mosetter gehen, die Schiller auf ihre ganz eigene und besonders komische Art interpretieren.
»Wir wollen nicht nur das Erbe von Goethe und Schiller bewahren, sondern auch neu interpretieren«, sagte Bohnenkamp-Renken bei der Präsentation des Programms. Aus diesem Grund werden auch die Gespräche, die die Kulturwelle HR 2 mitproduziert, weiterhin stattfinden. Spannend wird da sicher das Gespräch über »Geld, Geist und Magie in Goethes Faust II«. Denn dazu wurde jemand eingeladen, der sich mit Geld mehr als gut auskennt: Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank.
Otto Volge, vor 150 Jahren der Gründer des Freien Deutschen Hochstifts, mochte sich wohl nicht ausmalen, dass mit solchen Gästen einmal das Jubiläum seiner Institution gefeiert werden würde. Der liberale Naturwissenschaftler war von der deutschen Revolution 1848 so enttäuscht, dass er zumindest in Dingen der Künste einen »Bundestag des deutschen Geistes« gründen wollte. Mit dem Namen wollte er dabei durchaus an die Hochstifte der mittelalterlichen Kirchen erinnern und eine ähnlich bedeutende Institution schaffen. Als dann 1863 Goethes Geburtshaus verkauft wurde, war es Volge sehr daran gelegen, das Erbe des Dichters zu bewahren. So verbanden sich Goethe-Haus und Freies Deutsches Hochstift, wie es heute auch noch der Fall ist.
Seither liegt der Schwerpunkt der Arbeit des Hochstiftes und seines Archivs aber nicht nur bei den Werken von Goethe. Gerade die Epoche der Romantik ist stark vertreten.
»Wir sind ein Ort der Bildung und der Künste. Aber wir wollen unsere Arbeit auch vermitteln. Deswegen bieten wir seit anderthalb Jahren ein museumspädagogisches Programm an» so Bohnenkamp-Renken. Sie freue sich besonders, wenn schon Grundschulklassen vorbei kämen.
Für die erwachsenen Besucher wird es in diesem Jubiläums-Jahr auch wieder einiges Neues zu lesen geben: Neben einer neuen kritischen Faust-Ausgabe schreibt Joachim Seng am zweiten Teil der Geschichte des Freien Deutschen Hochstifts.