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Bob Dylan mit groteskem Humor und Blödsinn

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Frankfurt. Zu ihren Bewunderern zählen Kölsch-Rocker Wolfgang Niedecken, der Satiriker Wiglaf Droste oder der Kleinkunst-Impresario Michael Herl: Seit mehr als zehn Jahren gibt die Band »The Devilish DoubleDylans« den Ton an in der Riege der deutschen Bob-Dylan-Coverbands. Ein Buch zum Jubiläum erzählt nun ihre Geschichte.

Frankfurt. Zu ihren Bewunderern zählen Kölsch-Rocker Wolfgang Niedecken, der Satiriker Wiglaf Droste oder der Kleinkunst-Impresario Michael Herl: Seit mehr als zehn Jahren gibt die Band »The Devilish DoubleDylans« den Ton an in der Riege der deutschen Bob-Dylan-Coverbands. Ein Buch zum Jubiläum erzählt nun ihre Geschichte.

Bob Dylan - amerikanische Folk-Rock-Legende und Songwriter-Ikone -, sei ein »Universum für sich«, heißt es oft. Seit mehr als zehn Jahren betätigen sich drei Musiker höchst erfolgreich als Sternengucker, Planetenentdecker und Weltendeuter mit diesem Universum. »The Devilish DoubleDylans« sind mittlerweile die originellsten deutschsprachigen Interpreten Dylans. Denn sie bewegen sich fernab der eingetrampelten Pfade ehrfurchtsvoller Lagerfeuerversionen oder glattpolierten Mainstream-Rocks.

»Die Wiege der ›DoubleDylans‹ war der Club ›Blues und Beyond‹ in Bornheim, Geburtshelfer unser Küchentisch im Gallusviertel«, erinnert sich Sänger und Gitarrist Robert Noetzel. 1999 kreuzten sich bei einer Session auf der Bühne des Bluesclubs die Wege von Noetzel und Matthias Schmidt. Noetzel spielte Dylan-Songs und wurde plötzlich unerwartet von Schmidt als zweiter Stimme unterstützt.

Man mochte sich, und eines Abends am Küchentisch entstand das Projekt »The Devilish DoubleDylans«. Als »Brüder im Geiste«, war für beide Musiker Dylan so etwas wie eine »Blaupause für unser Leben und unser Verständnis vom Songwriting«, wie Noetzel erklärt. Dritter im Bunde wurde rasch Uli Klapdor, ein echter Veteran der hiesigen Musikszene. Mit seinem Kontrabass-, Mandolinen- und Geigenspiel gab er den beiden Sängern und Gitarristen notwendigen Halt und Begleitung. Ihre erste Konzertreise führte sie 1999 nach Hamburg. Das Programm hieß »Dylan auf Zuruf«, gespielt wurde in kleinen, »exklusiven« Locations. 2000 nahm eine besondere Tradition der »DoubleDylans« ihren Anfang. Da spielten sie das erste Mal leibhaftig ganz in der Nähe des Meisters: Als inoffizielles Vorprogramm verkürzten sie den Dylan-Fans vor der Jahrhunderthalle die Wartezeit. Bei Dylans Auftritten 2002, 2003 und 2007 sollte sich dann dieses Schauspiel jeweils wiederholen.

2000 erschien auch ihre erste Platte. »Monsters of Folk« hatte mit ihrer Version von »Shot of Love« sogar einen kleinen Radiohit und brachte Aufmerksamkeit auch über die Dylan-Anhängerschaft hinaus. Neben vielen Auftritten in Clubs und Kneipen, auf Märkten und Festen führte dann der Weg 2001 erstmals nach Berlin. Der Satiriker, Polemiker und Sänger Wiglaf Droste hatte die Musiker zufällig bei einem Auftritt in Bad Nauheim gesehen und engagierte sie für den großen Bob-Dylan-Abend der Volksbühne Berlin. Dort spielten sie neben Größen wie dem Schauspieler Hanns Zischler und dem Liedermacher Danny Dziuk. Ebenso bemerkenswert war dann 2006 der Auftritt im Rahmen des 1. deutschen Bob-Dylan-Symposiums in der Mainmetropole.

Künstlerisch nehmen sich die »DoubleDylans« immer wieder ein Beispiel am großen Vorbild, indem sie sich stets verändern und versuchen, »neue Türen aufzustoßen«. Mit dem Album »It's hard to trust the Lord« erweiterten sie das Instrumentarium, bei »Ich und ein Anderer« übersetzten sie dann Dylan erstmals ins Deutsche. Gerade letzteres hätte eigentlich so weiter gehen können. Doch weit gefehlt. Stattdessen erstellten die »DoubleDylans« 2007 mit »Rettichretter« ein Konzeptalbum, das gut ein Dutzend Dylan-Songs ins »Rettichuniversum« überführt.

Stücke wie »Maggies Farm« oder »In the Garden« werden bevölkert von Rettichrettern, Erntehelfern, feinem Spargel, Erbsenzählern und Bohnendeppen. Mit solchem groteskem Humor und höherem Blödsinn hat sich noch keiner an Dylans Werk getraut. Und das Ergebnis ist weit davon entfernt, einfach nur »schön doof« zu sein. Denn Atmosphäre, Grundthemen und Personen der Dylan-Originale schwingen stets mit, sind gegenwärtig.

»Nach den vielen Jahren war es jetzt Zeit zum Innehalten und Zwischenbilanz ziehen«, erklärt Matthias Schmidt die Beweggründe für das soeben erschienene Buch »Hut ab!«. Das Werk liefert einen schrägen und amüsanten Rückblick auf zehn Jahre »DoubleDylans«. Es enthält eigene Erinnerungen ebenso wie Hommagen prominenter Zeitgenossen wie Wolfgang Niedecken, Danny Dziuk, Wiglaf Droste oder Günter Amendt.

Wie es weiter geht mit den »DoubleDylans«? Dass es weitergehen wird, sind sich die drei Frankfurter einig. Das Wie wird allerdings noch ausgelotet. Wahrscheinlich werden sie aber genauso weitermachen wie bisher. Nur eben ganz anders. Thomas Waldherr, pia

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