Volksbank streicht Beratung vor Ort: Ab Juli keine Ansprechpartner mehr - fünf Filialen betroffen

Die Banken-Landschaft ist in Bewegung. Nicht nur die Großen der Branche sehen sich mit stets neuen Herausforderungen auf dem Finanzmarkt konfrontiert.
- Volksbank streicht Beratung vor Ort
- Kooperation mit Sparkasse wird verstärkt
- Digital-Sparte wächst
Dreieich – Auch die lokalen Player kommen nicht umhin, an ihren Strategien zu feilen, um auf das veränderte Kundenverhalten zu reagieren und Kosten zu sparen. Dabei gehen die Volksbank Dreieich und die Sparkasse Langen-Seligenstadt in etwa den gleichen Weg. Sie setzen verstärkt auf digitale Kanäle, bündeln ihre Beratungsangebote und wandeln Zweigstellen, in denen aktuell noch Personal beschäftigt ist, in SB-Filialen um. Im Zuge dieses Prozesses verstärken die beiden Kreditinstitute ihre Kooperation.
Volksbank Dreieich streicht persönliche Beratung in fünf Filialen
Die Volksbank überführt zum 1. Juli fünf ihrer Filialen in sogenannte Kompetenzzentren. „Unsere Analysen der letzten Jahre zeigten immer deutlicher, dass unsere Mitglieder und Kunden verstärkt die digitalen Angebote und Lösungen unseres Hauses nutzen“, sagt Vorstand Jens Prößer. Doch es gebe weiterhin einen großen Beratungsbedarf. „Daher investieren wir weiter in die digitale Welt und bündeln gleichzeitig unsere Beratungskompetenz vor Ort“, führt Prößer aus.
In den Filialen Offenthal, Dreieichenhain, Buchschlag, Gravenbruch und Dietzenbach-Steinberg wird es ab Juli keine Ansprechpartner mehr geben. Die Angestellten wechseln nach Prößers Worten in die Hauptstelle nach Sprendlingen, nach Götzenhain, Neu-Isenburg und Dietzenbach. „Götzenhain ist für die Kunden aus Dreieichenhain und Offenthal gut erreichbar. Wir machen absolut keine Abstriche beim Service.“ In den Kompetenzzentren könnten sich die Kunden umfassend beraten lassen, sei es in Fragen von Geld- und Vermögensanlagen oder im Kreditgeschäft.
Volksbank Dreieich: Nachfrage nach persönlichen Beratern lässt nach
Die Zahl der Kunden, die in kleineren Zweigstellen wie Offenthal das Gespräch mit den Mitarbeitern suchten, lässt laut Prößer rapide nach. 55 Prozent der Kunden haben einen Online-Zugang. Tendenz steigend. Als Beispiel nennt das Vorstandsmitglied 2 000 neue E-Postfächer in sechs Monaten. Ausbauen will die Volksbank zudem ihren telefonischen Service, der ebenfalls immer häufiger in Anspruch genommen wird. Er ist die dritte Säule neben dem Online-Angebot und der persönlichen Beratung. „Wir können ziemlich viel am Telefon lösen und klären“, sagt Prößer und verweist auf zuletzt rund 160 000 Anrufe per anno.
Die Sparkasse Langen-Seligenstadt konzentriert ihren Beratungsservice in Dreieich auf die Hauptstelle in Sprendlingen, die im nächsten Jahr in die Neue Mitte ziehen wird, und die Geschäftsstelle in Dreieichenhain. In wenigen Tagen geht die Sparkasse laut Sprecher Walter Metzger mit einem Digitalen Beratungscenter in den Testbetrieb. Es ermöglicht Videoberatung und das sogenannte Co-Browsing. Dahinter verbirgt sich die gemeinsame Navigation durch das Internet auf zwei Computern zur selben Zeit. Mit einem Klick können Kunden ihren Bildschirminhalt mit einem Mitarbeiter teilen.
Volksbank Dreieich streicht Beratung: Kooperation mit der Sparkasse wird verstärkt
„Wir stellen fest, dass sich die Erwartungen und das Nutzerverhalten unserer Kunden stärker verändern, als wir das noch vor wenigen Jahren angenommen hatten“, sagt Metzger. Besonders rasant sei die Zunahme bei der Sparkassen-App. In wenigen Tagen wird die Bank den 30 000. Nutzer begrüßen.
Was die Zusammenarbeit der beiden regionalen Geldinstitute betrifft, sind erste Entscheidungen bereits gefallen. In Götzenhain gibt die Sparkasse ihren Standort in der Dietzenbacher Straße am 7. Februar auf und zieht mit einem SB-Terminal zur einen Steinwurf entfernten Volksbank in die Rheinstraße. Gleiches gilt für Buchschlag. Auch hier wird die Sparkasse demnächst Untermieter der Voba. Dieser Weg ist auch für Offenthal vorgesehen.
Die Volksbank indes zieht in Erwägung, ihren Standort in Dreieichenhain aufzugeben und die Sparkasse am benachbarten Dreieichplatz mit Automaten zu bestücken. Auch bei den Standorten Gravenbruch und Steinberg können sich die Voba-Verant- wortlichen eine solche Lösung vorstellen.
VON FRANK MAHN
Die Banken in der Region sind weiter auf dem Rückzug. Letztes Jahr machten die Sparkasse Langen-Seligenstadt als auch die Volksbank Maingau dicht*.
Die Bürger in Offenbach beklagen den Wegfall von Geldautomaten im Hessenring. Dass die Wege vor allem für ältere Menschen nun zu weit sind, sorgt für Empörung.
*op-online.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.