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Bahnhofsmission »wärmt Hände und Herzen«

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Frankfurt. Wer im eisigen Hauptbahnhof die Tür zur Bahnhofsmission öffnet, dem strömt Wärme entgegen. »Bei der Kälte draußen haben wir schon mehr zu tun«, sagt die Leiterin der größten deutschen Bahnhofsmission, Sigrid Bender. Derzeit freuen sich jeden Tag bis zu 400 Menschen über einen heißen Kaffee und notfalls auch ein Paar dicke Socken.

Frankfurt. Wer im eisigen Hauptbahnhof die Tür zur Bahnhofsmission öffnet, dem strömt Wärme entgegen. »Bei der Kälte draußen haben wir schon mehr zu tun«, sagt die Leiterin der größten deutschen Bahnhofsmission, Sigrid Bender. Derzeit freuen sich jeden Tag bis zu 400 Menschen über einen heißen Kaffee und notfalls auch ein Paar dicke Socken.

Einer von ihnen ist der drogenabhängige Sven Hanke. »Hier kann ich mich wenigstens aufwärmen«, sagt der 29 Jahre alte Obdachlose. »Der Bahnhof ist nämlich sonst ziemlich kalt.«

Neben Bedürftigen und Obdachlosen strömen bei Eis und Schnee auch mehr Reisende in die Räume am Gleis 1 als an normalen Tagen. »Die Bahn hat hier keinen Wartesaal mehr«, sagt die stellvertretende Leiterin der Bahnhofsmission, Petra Seidel. »Da kommen die Menschen zu uns, wenn ihr Zug ausfällt oder verspätet ist.« Für viele, die sich in den vergangenen Wintertagen aufwärmten, war es der erste Besuch. Und etliche zeigten sich dankbar: »Ich wusste gar nicht, dass es das gibt«, haben Bender und Seidel mehr als nur ein Mal gehört.

»Wir sind für alle offen«

Und so führen Verkehrschaos und Kälte in der Bahnhofsmission Menschen zusammen, die nicht nach Hause kommen oder gar kein Zuhause haben. »Wir sind für alle offen, die stranden oder Hilfe brauchen«, sagt Bender. »Wir haben einen warmherzigen Umgang miteinander.« Als Schnee die Bahn stoppte, lagerten Jugendgruppen auf dem Boden. An Heiligabend stand eine verwirrte, alte Frau vor der Tür, die den Zug nach Breslau (Wroclaw/Polen) suchte, wo sie als Kind gelebt hatte. Oft geben Polizisten und Schaffner den Tipp, sich an die Bahnhofsmission zu wenden.

Anders als viele Hilfseinrichtungen ist die Bahnhofsmission rund um die Uhr besetzt. Es gibt kein reguläres Schlaflager, aber zwei Notbetten, damit nachts niemand zurück in die bittere Kälte muss. Zwölf Mitarbeiter und 50 Freiwillige kümmern sich im Schichtdienst an Gleis 1 um mehr als 100 000 Menschen im Jahr. In blauen Westen mit dem Symbol der Bahnhofsmission bringen sie Kinder, Rentner und Behinderte zum Zug, vermitteln Kontakte zu Ämtern - oder hören einfach mal zu. Rund 36 Pfund Kaffee fließen jede Woche durch zwei Maschinen hinter der hellbraunen Holztheke.

Bibeln und Gebetsteppiche

Getragen wird die Einrichtung von Diakonie und Caritas. Es gibt Bibeln in einem Dutzend Sprachen und einen Gebetsteppich für Muslime. Rentner Peter Müller, den es aus Essen nach Frankfurt verschlagen hat, kommt fast jeden Tag. »Das ist hier beispielhaft, aber oft brechend voll«, sagt er. Sven Hanke sitzt inzwischen vor einem Becher Tee: »Ich bin froh, dass ich herkommen kann«, zeigt er sich dankbar. »Denn sonst würde ich frieren müssen.«

Frank van Bebber, dpa

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