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Nachbarschaftsstreit: So regeln Sie Zoff mit den Anwohnern

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Wenn es um die eigene Ruhe geht, verstehen viele Nachbarn keinen Spaß mehr. Hier finden Sie Tipps zum harmonischen Miteinander.
Wenn es um die eigene Ruhe geht, verstehen viele Nachbarn keinen Spaß mehr. Hier finden Sie Tipps zum harmonischen Miteinander. © dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Wer Tür an Tür wohnt, rückt gerne auch mal aneinander. Um trotzdem eine gute Nachbarschaft zu pflegen, sollten Sie deshalb einige Dinge beachten.

Ein Sprichwort lautet: Wer ein Haus kauft, kauft die Nachbarn mit. Gemeinsames Grillen, nette Plaudereien, Weinabende: Es ist keine Seltenheit, dass Nachbarn zu Freunde werden. Doch nicht immer verläuft der Kontakt harmonisch und manchmal endet er im Streit. Der "Winke deinem Nachbarn mit allen Fingern-Tag" am 7. Februar 2019 ist eine gute Gelegenheit alte Streitigkeiten ruhen zu lassen und auf den Nachbarn zu zugehen.

Das sind die häufigsten Streitthemen unter Nachbarn

Von kleinen Zickereien bis hin zum echten Nachbarschaftsterror: Gerade in Doppel- und Reihenhäusern ist das Potenzial für Konflikte und Streitigkeiten hoch. Anders als bei freistehenden Einfamilienhäusern wohnen die Nachbarn Wand an Wand und sind sich in vielen Situationen besonders nahe. Doch warum streiten sich Nachbarn und was wirkt eskalierend? Der Immobiliendienstleister McMakler hat interessante Punkte zusammengetragen.

Ein Nachbarschaftsstreit in Sachsenkam (Lkr. Bad Tölz) ist am Mittwoch eskaliert. Ein Mann leitete Motorabgase in die Toilette seines Nachbarn.

Wenn der Nachbar Lärm macht - welche Regeln gelten?

Große Lautstärke ist einer der häufigsten Streitpunkte unter Nachbarn. Entgegen so mancher Meinung ist auch eine private Feier, ob Geburtstag oder Hochzeit, kein Grund seinem Nachbarn schlaflose Nächte zu bereiten. Generell gilt, Nachtruhe ist von 22 Uhr bis sechs Uhr morgens. Mittagspausen sind individuell geregelt. Gerade in Doppel- und Reihenhäusern, in denen Nachbarn nur durch eine Betonwand voneinander getrennt sind, ist Rücksicht das A und O. Daher muss Zimmerlautstärke während der Ruhezeiten nachts, mittags sowie an Sonn- und Feiertagen genügen. Gegen Babyschrei ist allerdings nichts zu machen, da Eltern dies nicht einfach abstellen können. "Sollte eine Wand besonders schalldurchlässig sein, können Eigentümer sich an die ausführende Baufirma oder an den Handwerker wenden. Je nach Vertragsvereinbarung könnte ein Anspruch auf Nachbesserung bestehen", erklärt Lukas Pieczonka, Geschäftsführer von McMakler.

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Dieses Mitspracherecht haben Nachbarn bei baulichen Veränderungen

Der eine mag rot, der andere blau: Ein weiterer häufiger Streitgrund unter Nachbarn von Doppel- und Reihenhäusern sind bauliche oder farbliche Veränderungen an der eigenen Haushälfte. Bewohner dürfen Entscheidungen nicht ohne Absprache mit ihrem Nachbarn treffen, denn der hat ein Mitspracherecht. Herrschen schon Konflikte auf beiden Seiten, kann die geplante Baumaßnahme sogar ins Wasser fallen. Generell sollte jedoch das Instandhalten der Immobilie für beide Seiten eine wichtige Rolle spielen. "Wer in einem Doppelhaus lebt, sollte versuchen sich gemeinsam gut um die Immobilie zu kümmern, vor allem um den Wert des Objekts aufrecht zu erhalten. Vernachlässigt eine Partei seine Haushälfte, verliert die gesamte Immobilie an Wert. Wer dann plant seinen Teil zu verkaufen, muss womöglich mit einem niedrigeren Verkaufserlös rechnen", erklärt Pieczonka.

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Diese Pflichten haben Nachbarn bei Hecken, Bäume & Co.

Zu groß, zu breit, zu nah: Wie oft muss die Hecke gestutzt werden, wie hoch darf sie sein und wie nah an der Grundstücksgrenze stehen? Mit diesen Fragen sollten sich Eigentümer befassen, bevor sie ihre Hecken pflanzen. Wenn Nachbarn sich beeinträchtigt fühlen, weil die Hecke zu viel Platz einnimmt, ist Streit vorprogrammiert. Eigentümer müssen Hecken in der Regel zweimal im Jahr auf zwei Meter kürzen. "Einige unserer Kunden berichten, dass Hecken, Bäume oder Pflanzen des Nachbars große Schatten auf ihre Gärten werfen. Das kann passieren, wenn die Grenzabstände zu klein sind. Also gilt, je höher die Hecke, desto größer muss der Grenzabstand sein", lässt Pieczonka wissen.

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Gerüche und Rauch: Das ist in der Nachbarschaft erlaubt

Die Nase voll: Was dem einen stinkt, gehört für den anderen zum Sommer dazu – zumindest was das Grillen angeht. Gerade bei Holzkohlegrills kommt es meist zu einem starken Grillgeruch und zu Rauchbildung. Doch solange eine Hausordnung nichts anderes vorsieht, ist Grillen unter Einhaltung gewisser Regeln und bis 22 Uhr erlaubt. Eine übermäßige Rauchbelästigung, die den Nachbarn beeinträchtig, sollte jedoch vermieden werden. Delikatere Gerüche kommen dagegen aus der Mülltonne. Hier gibt es verschiedene Tipps und Mittel: Dazu gehört, Abfallcontainer nicht direkter Sonne auszusetzen und regelmäßig auszuwaschen. "Jeder sollte sich an die Pflicht zur nachbarschaftlichen Rücksichtnahme halten, denn eine unzumutbare Geruchsbelästigung muss niemand ertragen. Generell ist es für Nachbarn jedoch erlaubt, Mülltonnen direkt an der Grundstücksgrenze aufzustellen. Hier empfehlen wir, das Gespräch mit dem Nachbarn und nach alternativen Abstellmöglichkeiten zu suchen", meint Pieczonka.

Weil sie häufig Weihrauch abbrennen, hat eine Frau aus Erding beispielsweise nun ihre Nachbarn verklagt. Diese beriefen sich auf die Religionsfreiheit. Der kuriose Fall landetet vor Gericht.

Unter Nachbarn ist Reden Gold

Miteinander sprechen statt polizeilich anzeigen: Es kommt durchaus vor, dass Nachbarn die Regeln nicht kennen und versehentlich dagegen verstoßen. Daher sollten Eigentümer, bevor sie die Polizei einschalten, zuerst das Gespräch mit dem Nachbarn suchen und das Problem schildern. So können eventuelle Missverständnisse schnell aus dem Weg geräumt werden. Nach einer Anzeige ist die nachbarschaftliche Beziehung in den meisten Fällen belastet, was ein Zusammenleben – gerade im Doppelhaus- oder Reihenhaus – deutlich schwieriger macht.

Schiedsstelle statt Gerichtssaal: Gemeinde- oder Stadtverwaltungen stellen ehrenamtliche Schiedsrichter zur Verfügung, die bei Nachbarschaftsstreitereien vermitteln und optimale Ansprechpartner in solchen Situationen sind. Sie versuchen Kompromisse zwischen beiden Parteien zu finden. So können hohe Kosten für Gerichtsprozesse gespart werden. Schlechte Nachricht für Baden-Württemberg, Bayern und Bremen: In diesen Bundesländern gibt es keine Schiedsämter. Schaffen es die Schiedsrichter nicht den Streit der Nachbarn zu schlichten, ist der Gang zum Gericht meist der letzte Ausweg.

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