So grillt das Ausland
Was in Deutschland am häufigsten auf dem Grill landet, ist hinlänglich bekannt. Schwein, Geflügel, Rind ? und zwar in der Reihenfolge. Da können Gemüse und Fisch nicht mithalten. Doch wie sieht es in anderen Ländern aus? Was wird gegrillt und wie? Eine kulinarische Reise durch die Kontinente.
Was in Deutschland am häufigsten auf dem Grill landet, ist hinlänglich bekannt. Schwein, Geflügel, Rind – und zwar in der Reihenfolge. Da können Gemüse und Fisch nicht mithalten. Doch wie sieht es in anderen Ländern aus? Was wird gegrillt und wie? Eine kulinarische Reise durch die Kontinente.
Südamerika Grillen wurde von argentinischen Gauchos erfunden. Das sagen sie zumindest in Argentinien, auch wenn das längst widerlegt ist. Doch dass Grillen in Ländern wie Argentinien, Uruguay oder auch Brasilien ein gesellschaftliches Event ist, zeigt diese Geschichte aus dem Guinessbuch der Rekorde, vom weltweit größten Asado 2011 in La Pampa, der zentralargentinischen Provinz. 13 713 Kilogramm Rind vertilgten damals die rund 20 000 Gäste. Mehr als ein halbes Kilo Fleisch kam also auf jeden Besucher. In Argentinien eine durchaus übliche Portion. Dass Rind dort Grillfleisch Nummer eins ist, liegt auf der Hand. Und zwar mit großem Abstand, gefolgt von Lamm, Ziege und Huhn. Über einen Elektro- oder gar Gasgrill würden sie sich in La Pampa übrigens köstlich amüsieren. Offenes Feuer, Holzkohle und ganz viel Rauch, das ist Grillen auf argentinisch. Salz, manchmal noch ein bisschen Chili, mehr Würze bedarf es nicht. Marinaden oder gar Grillsoßen sind für die meisten Gauchos nur Schnickschnack. Ebenso wie Gemüse oder Salat – eine nette Beilage, aber bitte nicht zu viel davon. In Brasilien heißt Churrasco das Zauberwort. Der Bedeutung nach kommt es vom Zischen des Feuers, wenn das Fett des Fleisches in die Glut tropft. Quasi jedes Dorf hat eine Churrascaria. Spieße aus Rind, Schwein, Huhn oder Lamm sind typische Spezialitäten. Je weiter nördlich man kommt, umsomehr wird es fruchtig. In Mittelamerika kommt alles auf den Grill, was Landschaft und Meer hergeben, ob nun Ananas, Mango oder Meerestiere. Und auch mit Kräutern und Marinaden wird längst nicht so sparsam umgegangen wie etwa in Argentinien. Nordamerika Just an diesem Wochenende steigt in Toronto das größte »Rib-Fest« Nordamerikas, 200 000 Besucher an drei Tagen und Spareribs wohin das Auge blickt. Jene marinierten Schweinerippchen stehen sowohl in Kanada als auch in den USA ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Würzige Marinade und jede Menge Ketchup, auch das gehört zu einem typisch amerikanischen Barbecue. Im Deutschen wird Barbecue oft synonym zum Grillen verwandt, dabei gibt es durchaus Unterschiede. Grob zusammengefasst: Gegrillt wird direkt über der Glut, beim Barbecue gart das Fleisch durch heißen Rauch, die Temperatur ist dabei deutlich geringer. Dementsprechend länger dauert es. Doch egal ob Spareribs, Pulled Pork (Schweineschulter), Hamburger oder Chicken Wings – gegessen wird unkompliziert. »Handarbeit« ist durchaus üblich. Australien Down under heißt das Barbecue ganz einfach Barbie. Und dabei geht es reichlich vielfältig zu: Alle erdenklichen Meerestiere – von Krebsen, Garnelen über Hummer und Austern – aber auch Fleischsorten wie Schaf, Rind, Ente oder Känguru kommen auf den Grill. Beim Fleisch wird übrigens weder an Marinaden noch an Kräutern gespart. Dazu gibt es Chutneys und Soßen mit Buschbananen, Mangos, Kiwis oder Papayas. Salat dagegen wird man beim australischen Barbie oft vergebens suchen. Statt mit Kohle oder Holz grillen die Australier lieber mit Gas. Und noch eine Besonderheit gibt es down under: etliche öffentliche Barbecue-Plätze mit Grills, die kostenlos oder per Münzeinwurf genutzt werden können. Asien Grillen ist in Asien selten ein großes Event, eher eine Sache des Alltags. Auch wenn sich vieles von Region zu Region unterscheidet, die kleinen Garküchen aber gibt es überall, ob nun in Thailand, Japan oder China. Grillen bedeutet in Asien vor allem leichtes Essen, Geflügel, Fisch, Fleisch – klein geschnitten, scharf, süßsauer oder pikant mariniert. Dazu jede Menge Gemüse. Fast überall gehören Sojasoße, aber auch Chili, Kokosmilch, Curry, Knoblauch oder Lemongras als Aromageber dazu. Getrunken wird dazu übrigens vor allem Bier. Afrika In Afrika lohnt ein kleiner Ausflug in die Historie. Anthropologen sind sich sicher, dass bereits vor 1,5 Millionen Jahren nachweislich in Südafrika Fleisch im Feuer zubereitet wurde. Es war quasi die Geburtsstunde des Grillens. Braai ist die typisch südafrikanische Grillvariante, die auch in Namibia und anderen umliegenden Ländern zelebriert wird. Gegrillt wird dabei nicht mit Kohle, sondern mit Holz des Kameldornbaumes. Rind, Schwein, auch Straußenfleisch oder aber Wild wie Antilope werden bevorzugt verarbeitet. Doch auch im Norden Afrikas steht Grillen hoch im Kurs. In den Mittelmeerküsten Nordafrikas spielen neben Lamm und Rind auch Fisch und Gemüse eine Hauptrolle. Unverzichtbar sind Gewürze wie Kümmel und Kardamom. Die Einflüsse auf die landestypischen Grillrezepte reichen von den Berbern bis hin zur arabischen Küche. Europa Grillen hat fast überall in Europa Tradition. In Ungarn, Polen, Kroatien oder Russland geht etwa nichts ohne Schaschlik. Der Grillspieß besteht aus Fleisch – meist Lamm, Rind oder Schwein –, das abwechselnd mit Gemüse aufgespießt wird. Vor allem in Ungarn wird das Ganze noch mit reichlich Paprika versehen. Als Beilage wird üblicherweise Brot gereicht, in Russland gerne auch gekochte Kartoffeln. Beim Grillen in Spanien stehen weit weniger Spieß oder Grillrost im Mittelpunkt, sondern eine Grillplatte, la plancha genannt. Fisch, Fleisch und reichlich Gemüse. Dazu scharfe Würze und – wie in allen anderen Mittelmeerländern auch – feinstes Olivenöl sind unverzichtbare Bestandteile südeuropäischer Grillevents. Wer dagegen meint, in der Türkei gibt es den typischen Döner Kebab schon seit Menschengedenken, der irrt. So, wie wir ihn kennen – mit senkrechtem Grillspieß –, existiert er erst seit dem 19. Jahrhundert. Gegrilltes Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte kommen da schon auf weit mehr Tradition. In Skandinavien, wie sollte es anders sein, steht vor allem Fisch hoch im Kurs, allen voran Lachs. Eine Besonderheit ist das sogenante Jedermannsrecht, dass Grillen an vielen Stellen in der Wildnis ermöglicht.
Fleischkonsum im Ländervergleich 121,2 kg Australien 117,6 kg USA 106,4 kg Österreich 101,7 kg Argentinien 93,0 kg Brasilien 88,7 kg Frankreich 87,9 kg Deutschland 74,7 kg Schweiz 66,9 kg Russland 62,2 kg Südkorea 57,7 kg China 33,4 kg Türkei 16,0 kg Kenia 12,9 kg Indonesien 4,1 kg Indien Die Zahlen basieren auf den derzeit verfügbaren aktuellsten Vergleichsstatistiken der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), Stand 2011.